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Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes
Autoren: Alex Kava
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Müllsack aus einer seiner Tüten und begann ihn auf dem abgetretenen Linoleum inmitten des Raums auszubreiten.
    Ramerez hielt inne und sah ihm zu.
    »Was tun Sie da?«
    »Ich will hier keine Sauerei anrichten«, erklärte Jared.
    Ramerez lachte. »Sie machen Witze, was?«
    Er kam herüber, betrachtete fragend den Plastiksack auf dem Fußboden und setzte schließlich einen Fuß darauf, tastend, als vermute er eine Falltür darunter. Jared zog das Messer aus der Tüte und durchtrennte ihm mit einem schnellen kräftigen Schnitt die Kehle. Blut spritzte auf den Plastiksack zu Ramerez' Füßen.
    Reflexartig griff Ramerez nach der Wunde. Seine Finger glitten in das auseinander klaffende Fleisch, als wolle er es zusammenhalten. Mit weit aufgerissenen Augen stierte er Jared an. Schock und Entsetzen verzerrten sein Gesicht, dann brach er zusammen.
    Jared sah sich in dem Raum um und entschied sich für den Sessel. Er warf die Kleider auf den Boden, vergewisserte sich, dass sich darunter keine Kakerlaken eingenistet hatten, nahm dann die andere Tüte und setzte sich. Er fingerte die Plastikgabel heraus und machte sich über das Hühnchen süßsauer her.

Mittwoch, 8. September
3. Kapitel
    7.00 Uhr
Omaha, Nebraska
    Melanie Starks beschleunigte ihre Schritte. Hinter dem Turm der St. Cecelia Kathedrale kam gerade die Sonne hervor.
    Die Tage waren bereits deutlich kürzer geworden, der Sommer neigte sich seinem Ende zu, schien aber heute noch einmal zeigen zu wollen, wozu er fähig war. Sie war gerade erst losgegangen, und schon jetzt fiel ihr das Atmen schwer. Trotz der frühen Stunde war es so schwül, dass sie dachte, man müsse die Luft schneiden können.
    Sie drehte sich um und sah zurück. Früher hatte sie Sonnenaufgänge gehasst, aber inzwischen mochte sie das Schauspiel. Heute allerdings bereitete ihr der Sonnenaufgang ein ungutes Gefühl. Als ihr eine Schweißperle den Rücken hinablief, spürte sie sogar ein leichtes Schaudern. Dort, wo sich die dunklen Gewitterwolken aufzutürmen begannen, war der Himmel grau wie ein Grabstein, unterbrochen von blutroten Streifen, eine geradezu unheimliche Kombination.
    Sie musste daran denken, was ihre abergläubische Mutter oft prophezeit hatte: »Morgenrot, Unheil droht. Abendrot, keine Not.«
    Das Wetter schien ihre innere Unruhe noch zu verstärken, ihre Enttäuschung und Frustration. Ach zum Teufel, warum nannte sie es nicht beim Namen – ihre Wut. Ja, genau das war es. Sie war wütend, stinksauer. Jared war erst seit zwei Wochen draußen, und schon lief alles wieder genauso wie früher.
    Sie war sauer, dass sie ihren morgendlichen Marsch seinetwegen nicht zur gewohnten Zeit machen konnte. Was für eine Anmaßung, seine Belange über ihre zu stellen! Gestern Abend hatte er angerufen und die Nachricht hinterlassen, sie solle ihn treffen, zum Frühstück. Das war typisch für ihn, er zitierte sie zu sich, als könne er sie immer noch bevormunden wie ein Kind: »Wir treffen uns im Cracker Barrel. Die Zeit ist reif.«
    »Die Zeit ist reif«, äffte sie ihn leise nach. Sie hatte keine Ahnung, was zum Henker er damit meinte. Auch das war typisch. Immer tat er so geheimnisvoll, als wären sie Kinder, die etwas Verbotenes ausheckten. Sie wusste nur, dass er irgendetwas vorhatte. Etwas Großes, hatte er behauptet, und mehr wollte er nicht sagen. So war Jared eben, ein Egomane, der ständig den Ton angeben musste. Fragen oder Bedenken akzeptierte er nicht. So war es immer gelaufen, auch mit dieser Rebecca Moore damals. Jared hatte es nicht mal für nötig gehalten, ihr irgendetwas zu erklären. Nur, dass die Polizei auf einem völlig falschen Dampfer sei, hatte er immer wieder stur behauptet. Melanie wusste allerdings, dass so etwas durchaus passieren konnte. Vor ein paar Jahren hatte sie es ja selbst erlebt.
    Zügig ging sie die Straße entlang und versuchte, sich nicht weiter in ihre Wut hineinzusteigern. Aber sie konnte es einfach auf den Tod nicht ausstehen, wenn Jared ihr das Gefühl vermittelte, sie sei ihm etwas schuldig. Und dass sie während seiner Verhandlung nicht für ihn da gewesen war, machte es nicht einfacher.
    Jedenfalls sah es ganz so aus, als hätte sich in den fünf Jahren, die er im Gefängnis gewesen war, nichts geändert.
    Was – jedenfalls was sie betraf – natürlich nicht stimmte. Sie hatte sich verändert. Wenigstens glaubte sie das, obwohl ihr diesbezüglich nun Zweifel kamen. Warum tat sie schon wieder, was er von ihr verlangte, traf sich mit ihm, ohne
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