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Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes
Autoren: Alex Kava
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bedacht, nicht aus dem Schatten zu treten, lehnte er sich gegen die Wand und ignorierte die kleine Gipslawine, die er mit seiner Schulter auslöste. Niemand hatte ihn beim Betreten des Hauses gesehen. Außer dieser von Crack ausgemergelten Hure mit den fettigen blonden Haaren und dem glasigen Blick, die sich nicht mal erinnern würde, welcher Tag heute war. Wie sollte die sich ein Gesicht merken können?
    Vom anderen Ende des Flurs drang ihm Essensgeruch in die Nase. Spinat, ihm wurde fast übel. Er musste dabei immer daran denken, wie ihn sein Stiefvater gezwungen hatte, den Teller leer zu essen. Einmal hatte er es gewagt, sich zu widersetzen, und da hatte ihm der Mistkerl das Gesicht in die grüne Pampe gedrückt. Aber irgendwie passte der Geruch hierher, zu dem Gestank nach Hundepisse, zu dem schäbigen Teppichboden und den Kakerlaken, die überall umherkrabbelten und in den Ritzen und unter den Türen verschwanden. Die ideale Absteige für einen wie Danny Ramerez.
    Jared verlagerte das Gewicht vom linken Fuß auf den rechten und nahm die beiden Papiertüten in die andere Hand.
    Das Hühnchen würde kalt sein, aber das störte ihn nicht. Er war hungrig, und er liebte chinesisches Essen über alles, selbst wenn es kalt war. Er hätte die Tüten gerne abgestellt, doch ließ er das lieber bleiben. Die verdammten Kakerlaken würden sich in Sekundenschnelle darüber hermachen.
    Jared sah auf seine Armbanduhr und musste die Augen zusammenkneifen, um die Zeiger in dem Dämmerlicht zu erkennen. Ramerez hatte sich wohl verspätet. Warum zum Geier ausgerechnet heute? Er war ihm während der letzten drei Abende gefolgt, und er wusste, dass man fast die Uhr danach stellen konnte, wann er nach Hause kam. Und ausgerechnet heute musste der Bastard zu spät kommen. Doch dann hörte er das Quietschen und Rucken des Fahrstuhls. Er war auf dem Weg nach oben.
    Abwartend blieb Jared im Halbdunkel stehen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die ächzenden Zugseile den Fahrstuhl geräuschvoll in den fünften Stock befördert hatten, und Jared war noch immer froh, dass er die Treppe genommen hatte. Dann öffnete sich die Tür.
    In dem Schummerlicht wirkte Danny Ramerez kleiner, als Jared ihn in Erinnerung hatte. Es sah lächerlich aus, wie er mit hastigen Trippelschritten über den Flur auf sein Zimmer zu lief. Als er die Tür erreicht hatte und den Schlüssel ins Schloss steckte, trat Jared aus dem Schatten.
    »He, Mann!« rief er. Ramerez nickte, ohne sich umzudrehen. »Wie gehts denn so, Danny?«
    Erst jetzt drehte Ramerez sich verblüfft um und riss die Augen auf, als er Jared erkannte.
    »Ich habe was zu essen mitgebracht«, sagte der und hielt die Tüte hoch, um Danny zu beruhigen. »Chinesisch.«
    »Was wollen Sie denn hier?«
    »Was meinst du denn? Sag bloß, du hast nicht damit gerechnet, dass ich mal vorbeikomme, um Hallo zu sagen?«
    Ramerez bekam endlich die Tür auf, doch dann blieb er unschlüssig davor stehen.
    »Du hast mir einen großen Gefallen getan«, fügte Jared hinzu und grinste. »Ich wollte mich nur bedanken.«
    Ramerez musterte ihn misstrauisch und suchte dann Jareds Augen, als würde er darin irgendwelche Antworten finden.
    Dann zuckte er die Achseln. »Sie schulden mir nichts. Ihr Freund mit den roten Haaren hat mich schon bezahlt. Hat sogar noch einen Laptop draufgelegt.«
    Jareds Grinsen wurde breiter. Es brauchte nicht viel, jemanden wie Danny Ramerez zu kaufen, und genau aus diesem Grund konnte er ihm nicht trauen. »He, Mann, ich hab Hühnchen mitgebracht und ein paar Frühlingsrollen. Keinen Hunger?«
    Er schwenkte die Tüten verheißungsvoll und machte keinerlei Anstalten zu gehen. Schließlich zuckte Ramerez abermals die Achseln und bedeutete ihm, mit in das Zimmer zu kommen, das wie eine Mischung aus Trödelladen und Müllhalde aussah. Ein Haufen schmutziger Wäsche lag auf einem fadenscheinigen Sessel, und es roch entweder nach ungewaschenen Socken oder verfaulten Eiern. Auf dem Fußboden lagen Zeitschriften und Comic-Hefte herum, in den Regalen stapelten sich leere Bierflaschen und -dosen, dazwischen zusammengeknüllte Fast-FoodVerpackungen. Auf dem Kaffeetisch lag ein offener Pizzakarton mit zwei übrig gebliebenen Stücken, deren Belag plötzlich lebendig zu werden und aus der Schachtel zu huschen schien.
    Halbherzig schob Ramerez zur Seite, was im Wege stand, als wolle er für seinen Gast schnell etwas aufräumen. Während er den gröbsten Müll einsammelte, holte Jared einen großen schwarzen
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