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Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes
Autoren: Alex Kava
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langer Zeit angewöhnt, schon in seinen ersten Jahren als Strafverteidiger. Lass sich den anderen setzen und bleib selbst stehen, das verschafft dir Autorität. Da Max gerade einen Meter sechzig maß, machte er von diesem Trick regelmäßig Gebrauch.
    »Also, wie läuft das jetzt?« fragte Barnett, obwohl Max es ihm schon während des Wiederaufnahmeverfahrens mehrfach erklärt hatte. Sein Klient schien immer noch zu glauben, die Sache habe einen Haken. »Bin ich wirklich frei und kann gehen?«
    »Ohne die Aussage von Danny Ramerez ist der Fall für die Anklage zusammengebrochen, sie konnte sich nur noch auf Indizien stützen. Ohne einen Augenzeugen kann keinerlei Verbindung zwischen Ihnen und Rebecca Moore nachgewiesen werden.« Max fixierte Barnett, konnte jedoch keinerlei Reaktion erkennen. »Dass Mr. Ramerez es sich anders überlegt und zugegeben hat, in jener Nacht nicht einmal vor der Tür gewesen zu sein, hat Ihnen den Kopf gerettet.«
    Barnett sah ihn an und grinste, und in seinem Gesicht lag etwas, das Max schaudern ließ. Während des gesamten Verfahrens hatte er es nicht gewagt, Barnett zu fragen, wie er Ramerez dazu bringen konnte, seine ursprüngliche Aussage zu widerrufen. Aber er war sich sicher, dass er aus dem Gefängnis irgendwie nachgeholfen hatte.
    »Was ist mit den anderen?« fragte Barnett.
    »Wie bitte?«
    Max wartete auf eine Erklärung, doch Barnett saß nur da und säuberte sich mit den Zähnen die Fingernägel. Das hatte er häufig auch im Gericht getan, wahrscheinlich eine nervöse Angewohnheit. Max fragte sich, ob er richtig gehört hatte.
    Großer Gott, welche anderen denn?
    Er hatte Barnetts Fall erst im Wiederaufnahmeverfahren übernommen, aber er wusste natürlich, dass es noch andere Frauen gab, die auf genau die gleiche Weise ermordet wurden.
    Durch einen Schuss durch den Kiefer, der wahrscheinlich dem Zweck dienen sollte, die Identifizierung der Opfer anhand ihrer Zähne zu erschweren oder sogar unmöglich zu machen.
    Doch was spielte das für eine Rolle? Barnett war nur wegen des Mordes an Rebecca Moore angeklagt worden. Warum zum Teufel fragte er jetzt nach den anderen?
    »Welche anderen?« fragte er noch einmal, obwohl er die Antwort genau genommen gar nicht wissen wollte.
    »Ach, was solls«, fand nun auch Barnett. Er spuckte ein Stück Fingernagel auf den Boden, verschränkte die Arme vor der Brust und schob die Hände unter die Achseln. »Sie wissen, dass ich keinen verdammten Penny besitze«, wechselte er das Thema. »Sie haben zwar gesagt, ich müsste Ihnen nichts zahlen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich schulde Ihnen was.«
    Dieses Thema gefiel ihm schon besser. Wenn diese Morde tatsächlich auf sein Konto gingen, dann wollte er davon gar nichts wissen. Für ihn hatte es sich jedenfalls nur um einen Mord und einen Augenzeugen gehandelt. Der Augenzeuge hatte widerrufen, und damit war der Fall erledigt. Wenn Barnett etwas auf der Seele brannte, das er unbedingt loswerden wollte, dann sollte er sich doch einem Priester anvertrauen. Dass sich Barnett hingegen in seiner Schuld stehend fühlte, kam ihm sehr entgegen.
    Zweifellos gehörte Jared Barnett zu den Menschen, die ungern mit einer offenen Rechnung lebten. Allein die Vorstellung, jemandem gegenüber verpflichtet zu sein, war ihm offenbar schon unangenehm. Und Max hatte natürlich auch davon gehört, wie Barnett nach der Verkündung des Todesurteils seinen vom Gericht bestellten Pflichtverteidiger, den armen James Pritchard, angefahren haben soll, dass er ihm nichts weiter schulde als ein Loch im Kopf.
    Dennoch hatte er darauf gesetzt, dass Barnett sich ihm verpflichtet fühlen würde, und es freute ihn, dass seine Rechnung offenbar aufzugehen schien. »Ich denke, wir finden da einen Weg«, erwiderte er.
    »Klar. Was immer Sie wollen.«
    »Zunächst muss ich Sie allerdings warnen. Da draußen erwartet uns jetzt ein ziemlicher Medienzirkus.«
    »Cool«, erwiderte Barnett und stand auf. Und genauso sah er auch aus – cool und emotionslos, wie er auch während des gesamten Wiederaufnahmeverfahrens gewirkt hatte. »Also, was zahlen die denn so?«
    »Was meinen Sie?«
    »Was rücken diese blutrünstigen Fernsehheinis raus für ein Interview?«
    Max kratzte sich am Kopf, versuchte aber sofort, es so aussehen zu lassen, als striche er sich die Haare glatt. Die hätte er sich allerdings am liebsten gerauft. Unfassbar! Am Ende verdarb ihm dieser Hurensohn noch alles. Erwartete er tatsächlich, dafür bezahlt zu werden, dass
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