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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele
Autoren: Iris Johansen
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Und ich war auf der Jagd. Ich versichere Ihnen, ich hätte Sie nicht ernsthaft verletzt.«
    »Auf der Jagd«, wiederholte Joe. »Das war ein ganz schönes Arsenal, das Sie da für Jelak aufgeboten haben.«
    »Ein kleines Talent, das aber mir ganz allein gehört. Nicht so interessant wie das Gespräch mit Geistern.«
    »Kein kleines Talent. Ziemlich tödlich. War Jelak eine Ausnahme, oder ist das Ihre persönliche Note?«
    Caleb zögerte mit der Antwort. »Ich glaube, das lasse ich Sie selbst herausfinden.«
    »Damit habe ich schon angefangen. Ich habe Kontakt zur italienischen Polizei aufgenommen. In den letzten zehn Jahren gab es in dieser Kultgruppe aus Fiero eine ganze Anzahl von tödlichen Schlaganfällen. Was für ein Zufall.«
    »Aber es schien sich doch immer um einen natürlichen Tod zu handeln, oder?«
    »Das stimmt.«
    »Dann haben Sie doch die Antwort.« Er lächelte. »Und jetzt gehe ich, mit Ihrer Erlaubnis, hinein und verabschiede mich von Eve und Jane. Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen.«
    »Wenn Sie sie nicht gerade benutzt haben.«
    Caleb nickte. »Wenn ich sie nicht gerade benutzt habe. Es war ein schwieriger Balanceakt.«
    Joe starrte ihn ungläubig an. »Das meinen Sie wirklich ernst.«
    »Natürlich. Sie sind ein Mensch, der immer nur einen Weg sieht, den er ohne Rücksicht bis zum Ende geht. Ich muss viele Wege nehmen, und wenn ich in Treibsand gerate, muss ich einen Pfad darum herum finden.«
    »Und balancieren.«
    Er lächelte. »Genau. Darf ich jetzt ins Haus gehen und Jane und Eve sehen?«
    Joe ließ seinen Blick noch einen Moment lang auf Caleb ruhen, dann drehte er sich um und stieg die Stufen hinauf. »Wenn die beiden Sie sehen wollen. Ich frage sie.«
    »Sie möchten mich bestimmt sehen.« Caleb lehnte sich ans Auto. »Die beiden sind Frauen, die hinter bestimmte Episoden gern einen Schlusspunkt setzen. Das Verabschieden ist so ein Punkt.«

17
    H ier zu sitzen und über Ihren See zu schauen, das werde ich vermissen.« Caleb nahm die Tasse Kaffee, die Jane ihm reichte, und lehnte sich ans Geländer. Seine Hand streichelte träge Tobys Kopf. »Ich glaube, dass ich noch nie so einen Frieden gefühlt habe wie in diesen Augenblicken.«
    »Frieden? Sie?« Jane ging hinüber zur Schaukel und gab Eve ihren Kaffee, ehe sie sich neben ihr niederließ. »Sie machen wohl Witze.«
    »Auch ich habe so meine Momente.« Er trank einen Schluck Kaffee. »In der Nähe von Fiero gibt es einen See, an dem ich gelegentlich war, wenn ich Maria besucht habe. Das ist auch so ein friedvoller Ort.«
    »Maria Givano?«
    »Ja.« Er sah zu Joe hinüber, der einige Hundert Meter weit weg am Seeufer stand. »Quinn hält sich von unserem kleinen Kaffeeklatsch fern. Ich war nicht mal sicher, ob er mich ins Haus lässt.«
    »Haben Sie etwas anderes erwartet?«, fragte Eve. »Er traut Ihnen noch immer nicht.«
    »Aber Sie trauen mir.« Caleb zog die Augenbrauen hoch. »Verblüffend. Obwohl ich nichts unternommen habe, um Sie zu überzeugen.« Er schwieg nachdenklich. »Und was Sie in der Kathedrale gesehen haben, war bestimmt auch nicht geeignet, Ihre Zuneigung zu mir zu vertiefen.«
    »Nein.« Eve würde die entsetzliche Szene nie vergessen. Caleb war ihr vorgekommen, als wäre er geradewegs einer Horrorgeschichte entstiegen, Material für Alpträume. Dennoch konnte sie diesen Mann sehr wohl von dem Caleb trennen, den sie auch kennengelernt hatte. »Und Sie wollen meine Zuneigung gar nicht. Sie wollen ein Außenseiter bleiben. Standen Sie irgendwann jemandem wirklich nahe, Caleb?«
    Er zuckte die Achseln. »Als ich ein Kind war. Mein Onkel, meine Eltern, meine Schwester. Bei anderen schien es mir nicht der Mühe wert.«
    Jane beugte sich vor. »Weil Sie nicht sicher sein konnten, dass es echte Nähe war? Für Sie war es zu leicht, Menschen gewogen zu stimmen. Sie haben mir erzählt, dass es nicht einfach war, dieser Versuchung zu widerstehen.«
    »Was ist das denn?« Er legte den Kopf schräg. »Machen Sie gerade eine psychologische Anamnese?«
    »Ja«, sagte Eve. »Weil Sie sich in unser Leben gedrängt und einen unauslöschlichen Abdruck hinterlassen haben. Jane und ich haben darüber gesprochen und beschlossen, dass wir Sie noch einmal in die Finger kriegen müssen, bevor Sie wieder verschwinden.« Sie lächelte ganz leicht. »Daher habe ich Megan angerufen und sie ausgefragt. Sie wusste die Antworten nicht, aber sie hat mit Renata Kontakt aufgenommen. Sie wusste, wenn uns irgendjemand etwas über Sie erzählen
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