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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele
Autoren: Iris Johansen
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Geheimnis. Joe davon zu erzählen würde bedeuten, sie für jemand anderen aufzugeben. Den Gedanken kannst du nicht ertragen.«
    »Das ist lächerlich. Ich liebe Joe.«
    »Das bedeutet nicht, dass du Bonnie mit ihm teilen willst. Es ist nichts Falsches daran, wenn du Bonnie für dich behalten willst. Du musst dir nur klar sein darüber, was du da tust. Es war nicht leicht, aber du hast Verständnis für Nancy Jo aufgebracht. Das hat Joe bestimmt sehr viel bedeutet. Jetzt könnte der Moment sein, dass Joe begreifen kann, warum du nie über Bonnie gesprochen hast.«
    Eve war wie betäubt von Janes Worten. Du meine Güte, vielleicht hatte sie recht? Eve war immer der Meinung gewesen, sich selbst davor zu schützen, dass jeder sie für eine Irre hielt. Sie hatte geglaubt, ihre Beziehung zu schützen, wenn sie Joe verschwieg, wie übermächtig ihre Besessenheit war.
    Aber eigentlich war Bonnie für sie ein tiefes, wertvolles Geheimnis, das sie nicht teilen mochte. Sie war so selbstsüchtig wie ein Geizkragen, der sein Gold bewachte.
    »Es ist wahr, oder?«, flüsterte sie.
    »Das weißt du selbst am besten, Eve«, sagte Jane liebevoll. »Deine Reaktion ist völlig natürlich. Sie ist deine kleine Tochter. Sie wurde dir entrissen, als sie noch lebte, daher willst du dafür sorgen, dass Bonnies Geist sicher und beschützt ist. Aber du musst dich dieser Tatsache auf jeden Fall stellen, damit du damit umgehen kannst. Wie ich schon sagte, die Sachlage hat sich geändert.« Sie küsste Eve auf die Wange. »Ich gehe jetzt rein, hole diese Steaks und fange dann mit dem Packen an.«
    Nachdem Jane im Haus verschwunden war, blieb Eve noch stehen und betrachtete Joe unten am See. Sein braunes Haar war vom Wind zerzaust, und seine teebraunen Augen hatte er gegen die Strahlen der untergehenden Sonne zusammengekniffen. Sein Hemd stand offen, und selbst von hier oben konnte sie die kleinen Wunden sehen, die seine Brust und den Magen bedeckten. Wunden, die ihm Jelak zugefügt hatte, weil Joe sich weigerte, als Köder zu dienen. Er war stur und treu und großzügig und ebenso liebevoll wie hart.
    Gefühle überschwemmten sie, während sie ihn noch ansah. Du lieber Himmel, wie liebte sie ihn.
    Sie machte einen Schritt die Stufen hinab. »Joe!«
     
    Joe drehte sich um und sah Eve die Stufen herunterkommen. Sie lächelte und wirkte lebhaft.
    »Was ist los?«
    »Jane fährt morgen zurück nach Paris.« Sie war am Fuß der Treppe angelangt. »Ich dachte, wir veranstalten ein Barbecue für sie. Einverstanden?«
    »Natürlich. Aber du hättest nicht extra herunterkommen müssen, um mir das zu sagen. Du hättest mir vom Haus aus zurufen können, dass ich raufkommen –« Er hielt inne, erstarrte und blickte auf die oberste Verandastufe, der Eve den Rücken zugewandt hatte.
    Bonnie.
    Wie ein liebevoller Schatten stand sie hinter Eve.
    Nein, an diesem kleinen Mädchen da oben war nichts Schattenhaftes. Sie stand aufrecht, die Beine leicht auseinandergestellt, mit hellen Locken und Augen, die so strahlend glänzten wie die Sonne auf dem Wasser. Kein Schatten. Ein Wächter, der furchtlos und aufmerksam über Eve wachte.
    Und auch über ihn?
    »Joe?«, fragte Eve.
    Bonnie sah ihm in die Augen und nickte langsam.
    Dann erleuchtete ihr strahlendes Lächeln ihr Gesicht.
    »Was ist los, Joe?« Eve war auf dem Ufer vor ihm stehen geblieben.
    Er riss sich von Bonnie los. »Nichts.« Trotz seiner Verwirrung und Unsicherheit war er doch völlig davon überzeugt, dass alles in Ordnung war.
    Er blickte zurück zur Veranda. Kein kleines Mädchen. Bonnie war verschwunden. Was hatte er erwartet? Sie war es doch, die Nancy Jo diesen Trick beigebracht hatte.
    Er versuchte seinen Kopf klar zu bekommen und sich an das zu erinnern, was Eve soeben gesagt hatte. »Du hättest nicht herunterzukommen brauchen, um mich zu holen.«
    »Ich wollte aber. Ich wollte in deiner Nähe sein.« Sie trat vor ihn. »Dich anfassen.«
    Er lächelte. »Nur zu.«
    Sie streckte die Hand aus und legte sie auf seine nackte Brust. Er konnte ihre warme, glatte Handfläche spüren, ihre starken Finger, gekräftigt von der jahrelangen Arbeit mit Ton. Sein Herz schlug schneller, wie immer, wenn sie ihn berührte.
    »Und ich wollte mit dir reden«, sagte sie. »Ich wollte mich mit dir ans Ufer setzen und über all die Jahre sprechen, die wir schon zusammen sind.«
    Er schnitt eine Grimasse. »Das ist doch bereits Geschichte. Wir sollten neue Seiten aufschlagen. Ich würde mit dir gern über die
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