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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister
Autoren: Dia Reeves
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Angriffsposition gingen. Der Eindringling lag schlaff zwischen ihnen.
    »Und das ist kein Eichhörnchen oder ein Reh«, sagte Fancy. »Das ist ein Mensch.«
    »Nein, das ist ein Haufen Scheiße, der in unser Haus eingebrochen ist.« Kit schnappte sich wieder die Beine und zerrte ihn durch die Tür. Sein blutiges Shirt zog sich dabei bis zu seiner Brust hoch. Sie blinzelte auf das entblößte Fleisch. »Obwohl, er ist nicht schlecht gebaut.«
    Als Fancy im Bett gelegen und darüber nachgedacht hatte, wie sie den Eindringling dafür bestrafen würde, dass er in ihre Sphäre eingedrungen war, war sie keine Sekunde auf die Idee gekommen, ihn runter in den Keller zu bringen. Na ja, vielleicht hatte sie schon die Idee gehabt, aber das war einfach nicht drin.
    Sie sagte: »Willst du auch erwischt werden wie Daddy?«
    Kit sah aus, als wollte sie Fancy am liebsten in den Arm nehmen und in die nächste Wiege plumpsen lassen. »Bevor Daddy ins Gefängnis musste, hat er da irgendwie gesagt, du sollst über mich bestimmen? Ist Madda nach Hause gekommen, als wir geschlafen haben, hat uns zurück in ihren Schoß gestopft und dich dann zuerst geboren?«
    »Natürlich nicht.«
    »Also, wenn dem nicht so ist, dann hör auf, mich rumzukommandieren! Und bis dahin könntest du dich ja einfach wie meine Schwester benehmen und mir helfen.«
    Fancy zögerte, aber nur für einen Moment, bevor sie den Eindringling an den Armen packte. Sie kämpfte mit seinem Gewicht, als sie Kit half, ihn aus dem Haus zu schleppen. Kit war schließlich die ältere, und so starrköpfig wie eine Statue – wenn sie sich einmal etwas vorgenommen hatte, konnte nicht mal eine Ladung Dynamit sie aufhalten.
    Höchstens eine Atombombe.
    Während sie auf dem Weg zum Keller den Hinterhof durchquerten, zermarterte sich Fancy das Hirn, um etwas Atomares auszuhecken. Wie jedes Nesthäkchen war sie sicher, am Ende doch ihren Willen durchzusetzen.
    Der einzige Teil von Portero, in dem es Sturmkeller wie den auf dem Grundstück der Schwestern gab, war die Oberstadt mit ihren roten Hügeln und wuchernden Wäldern – der Rest der Stadt lag zu tief und war von Überschwemmungen bedroht. Die gewaltigen Harthölzer, die nicht nur für Portero, sondern für den ganzen tiefen Osten von Texas typisch waren, ließen das einstöckige Haus der Schwestern winzig wirken und blendeten den mondleeren Himmel aus. Das Licht von der Schlafveranda floss auf den Hof und deutete zu der Kellertür, die ein paar Meter vor ihnen vom Boden heraufragte.
    Madda hatte alle Spuren von Daddy im Haus beseitigt, und auch im Keller, wo er mindestens fünfzehn Menschen gefoltert und getötet hatte, war keine sichtbare Spur mehr von ihm zu finden. Der winzige, fensterlose graue Raum hatte nichts mit dem Mann zu tun, den die Schwestern kannten, dem Mann, der ihnen beigebracht hatte, wie man Drachen bastelte und Indianerzelte baute, der mit ihnen zum Angeln und Pilze suchen gegangen war.
    Die Schwestern schleppten den Eindringling in den Keller und banden ihn an einer metallenen Pritsche fest. Sie hatten in den Zeitungen gelesen, dass es ihr Vater mit vielen anderen so gemacht hatte. Außer der Pritsche und einem hohen Metallregal, das mit unverderblicher Nahrung und anderen Vorräten bestückt war, gab es nur noch ein Kinetoskop, ein hübsches, hölzernes Gerät, das fast so fehl am Platz zu sein schien wie der Eindringling.
    Kit setzte sich zu ihm auf die Pritsche und gab ihm einen Klaps, um ihn schneller aus seiner Bewusstlosigkeit zu holen. »Aufwachen, Schätzchen.«
    Seine Augen flatterten auf, blau und erschrocken. Er versuchte, sich aufzusetzen, aber das Seil, mit dem er gefesselt war, ließ es nicht zu.
    »Was macht ihr?« Er sah sich verwirrt um. »Was ist das hier?«
    »Heißt das, du weißt nichts über Daddy?«, fragte Kit überrascht. »Über den Raum, in dem er alles gemacht hat? Du bist drin. Fühlst du dich nicht wie was ganz Besonderes? Das solltest du nämlich. Zieh die Schuhe aus und entspann dich.« Kit lachte. »Du wirst hier ’ne ganze Weile bleiben.«
    Der Herumtreiber sah aus, als wollte er mitlachen, als wollte er glauben, dass alles ein Riesenscherz war, aber dann zog Kit ihr goldenes Springmesser, und das Gelächter zerrann.
    »Da läuft was falsch!«
    »Stimmt«, sagte Kit und lächelte ihn an. »Du hast dir das falsche Haus ausgesucht.«
    »Ich wollte nur so Zeugs! Nur … Knochensägen-Killer-Zeugs. Ich wollte euch nicht wehtun. Ich schwör’s!«
    »Zeugs wofür?«, fragte
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