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Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition)
Autoren: Trash Thompson
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aus. Sie trug nun einen
Stoffbeutel bei sich, den sie sich umhängte. Die Fahrt ging weiter. Der
Stoffbeutel flatterte im Wind. Einmal bog sie, entgegen der Fahrtrichtung, in
eine Einbahnstraße ein. Bernstein fluchte, fuhr bis zur nächsten Kreuzung und
bog rechts ab und nach hundert Metern abermals rechts. Er verlangsamte das
Tempo, schaute sich um. Sofort hupte jemand hinter ihm. Er sah in den
Rückspiegel und nicht auf die Straße und hörte einen Schrei. Scheiße!, beinahe
hätte er die kleine Stalkerin über den Haufen gefahren. Durch die Frontscheibe
sah er, dass sie nach dem Abbremsen anscheinend mit dem Hinterrad weggerutscht
war und beinahe gefallen wäre. Das Fahrrad stand schräg, sie stützte sich mit
dem rechten Bein mühsam ab, das andere hing angewinkelt in der Luft über dem Gepäckträger.
Sie fluchte, zeigte ihm den Mittelfinger und stieg umständlich zurück auf den
Sattel. Bernstein wartete, bis sie weitergefahren war, wartete noch einen
Moment länger. Sein ungeduldiger Hintermann hupte natürlich wieder.
    Bernstein musste Karla weitere zwanzig
Minuten folgen, ehe sie in eine verlassene Gegend am Stadtrand kamen. Auf einer
unbefestigten Straße endete die Reise. Karla stieg vom Fahrrad. Der
Privatdetektiv hielt in einiger Entfernung, links und rechts von ihm nur
Buschwerk und am Ende der Straße ein altes Haus, hinter dem sich der Wald
erhob. Er verließ seinen Wagen, folgte ihr vorsichtig. Karla hatte inzwischen
ihr Fahrrad abgestellt und etwas aus dem Beutel gezogen. Der Beutel hing danach
schlaff in ihrer Hand. Sie warf ihn in den Korb an ihrem Lenker und marschierte
mit der Entschlossenheit eines furchtlosen Kriegers in Richtung Haus.
    Bernstein musste lachen, als er an diese
kleine Episode zurückdachte. Das kleine Dreckstück war doch tatsächlich mit
einem langen, scharfen Messer zu dem Haus marschiert und hatte Sturm
geklingelt, aber niemand hatte Stalkerchen geöffnet. Hätte er auch nicht getan.
Dann machte sie plötzlich einen Sprung nach hinten. Ja, wirklich und ungelogen,
einen Sprung nach hinten machte sie, als wär ihr gerade ein beschissenes
Gespenst begegnet, und sie konnte gar nicht schnell genug zu ihrem klapprigen
alten Fahrrad kommen auf ihren kurzen Beinen. Die ersten fünfzig Meter rannte
sie mit ihrem Drahtesel die Straße runter, bis sie sich an die gebräuchlichste
Funktion von Fahrrädern zurückerinnerte und ungelenk auf den Sattel hüpfte.
    Ja, so war das vorgestern gewesen mit der
kleinen, verrückten Stalkerin. Seither hatte er sie nicht wieder gesehen. Die
durchgeknallte, hübsche Kleine mit ihrem unscheinbaren Typen, die von Karla Stalkerin Eisenherz abwertend als alte Hexe bezeichnet worden war, war seit
gestern auch nicht wieder aufgetaucht. Das Haus stand einsam und verlassen und
dahinter erhob sich der Wald wie eine bewegliche, durchlässige Mauer.
    Allmählich wurde es langweilig.
    Allmählich wurde ihm langweilig.
    Bernstein nahm einen Schluck von seinem
Kaffee. Lauwarm war die Brühe mittlerweile geworden. Er kurbelte das Fenster
runter und kippte den Dreck auf die Straße. Konnte ja keiner mehr trinken!
    Er warf einen sehnsüchtigen Blick zum Haus
hin, suchte die Fenster ab. Alles dicht, Fensterläden geschlossen.
    „Fensterläden, wer hat heute noch Fensterläden?“,
dachte er laut.
    „Öffne einen, holde Maid, und zieh dich aus
zu meiner …“ Er grübelte kurz. „Freid?“
    Nee, das war nix.
    Er beschloss, ein kleines Nickerchen zu
machen.
    Dichten konnte er später immer noch.

4
     
    Er
hatte ihre Schritte nicht gehört. Sie saß plötzlich an seinem Bett und strich
mit einer kalten Hand über seine Brust. Er hielt die Augen geschlossen, fühlte,
wie ein Finger in seine Drosselgrube glitt und wie ihr Daumen die Male an
seinem Hals suchte.
    „Hast du schön auf mich gewartet, mein lieber
Franz?“, fragte sie mit samtener Stimme.
    Er öffnete seine Augen nicht. Er roch ihr
Parfüm, ein betörender Duft, den er nicht zuordnen konnte. Trotz des
freundlichen Klangs ihrer Stimme fühlte er eine unterschwellige Bedrohung
mitschwingen, nicht nur in ihrer Stimme; sie umgab eine schwer zu definierende
Aura des …
    … des Bösen?
    Nun mach mal halblang, dachte er, du bist
hier nicht in einem billigen Gruselfilm. Sie ist nur ein wenig anders als
andere. Sie neigt zu – wie nennt man das noch? – Übersprunghandlungen, die sich
in unangemessener Gewalt äußern können. Sie ist schnell wie eine Katze und
verfügt anscheinend über Bärenkräfte. Keine
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