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Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition)
Autoren: Trash Thompson
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an. Schau nicht
in ihre Augen oder … auf ihre Kurven . Schau, wie sie sich bewegt. Wie
ein Raubtier bewegt sie sich. Kraftvoll wie ein Panther. Oder nein: wesentlich
kraftvoller! Ich wette, sie würde jedem Panther das Fell über die Ohren ziehen,
der ihr krumm käme.“
    Quatsch!, dachte Franz, sie ist eine schwache
Frau, keine Catcherin. Sie ist schlank und biegsam. (Wie kam er jetzt auf
biegsam?) Sie ist ein Traum. Sie ist …
    Wieder sprach jemand, während er zu träumen
begann von diesem Traum in Menschengestalt.
    In Frauengestalt.
    „Was?“
    „Ich hab gesagt, die wird dich schön durch
die Mangel nehmen“, sagte der Barkeeper.
    Harry prustete. Er presste die Lippen
aufeinander, worauf die Geräusche mehr aus seiner Nase als aus seinem Mund
kamen. Sein Rotbackengesicht färbte sich noch eine Nuance dunkler.
    „Jetzt übertreibst du aber!“, sagte Franz.
    „Wie auch immer. Die anderen haben wir
jedenfalls nie wieder gesehen.“
    „Nie wieder!“, bestätigte Harry japsend und
um Atem ringend. „Vielleicht hat sie die alle um die Ecke gebracht.“ Er schlug
sich auf die Schenkel. Er war ein Witzbold.
    Franz drehte sich noch einmal um. Aus
unerklärlichen Gründen sackte ihm das Herz in die Hose, als die Frau sich von
ihrem Stuhl erhob, ihn akkurat an den Tisch rückte und dann ihre volle
Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete.
    Auf ihn! Auf ihn! Auf ihn!
    Nur auf ihn!
    Sein Herz sackte noch tiefer. Es kam ihm vor,
als hätte er es gerade ausgeschissen.
    Er zählte ihre Schritte. Eins, zwei, drei
Schritte. Dann blieb sie stehen. Jemand hatte ihr etwas Unflätiges nachgerufen;
ein tätowierter Typ mit glasigen Augen und gewaltiger Oberarmmuskulatur. „Das
Flittchen hat ´nen geilen Arsch, ey! Fast wie von die Lopetz.“ (Ja, er sagte Lopetz statt Lopez und die statt der .)
    Die Frau lächelte Franz zu, als wollte sie
sagen: „Hab noch was zu erledigen. Wart einen Moment, okay? Bin gleich bei dir.
Lauf mir nicht weg!“
    Als sie einen Schritt zurück machte, atmete
er beinahe auf.
    Plötzlich fürchtete er sich.
    Er stand vom Barhocker auf.
    Vielleicht sollte er wirklich abhauen.
    „Ich geh mal vor die Tür eine rauchen.“
    „Erst zahlen“, sagte Jochen.
    „Ich komm doch wieder.“
    „Ja, das glaubst du.“ Der Mann hinterm Tresen
kratzte sich am Kinn. „Kannst auch hier rauchen, wenn du willst. Ich will mal
nicht so sein.“ Er griff unter den Tresen. „Aschenbecher hab ich noch jede
Menge. Von früher.“ Er stellte einen neben Franz‘ Bierglas. „Hier, für deine
letzte Zigarette.“
    Deine letzte Zigarette.
    Harry, aufgeregt: „Man kann ja gar nichts
sehen. Was macht die denn?“
    Die Frau hatte sich über den Rüpel gebeugt,
den Rücken durchgedrückt, das Hinterteil anmutig gereckt. Sie schien ihm etwas
ins Ohr zu flüstern wie einem Freund, ihre Hand legte sie sanft in sein Haar,
zwei Finger spielten mit seinen Locken. Man hätte die beiden für ein Liebespaar
halten können. Aber sie waren kein Liebespaar, und die scheinbar entspannte
Atmosphäre hatte etwas unterschwellig Bedrohliches.
    In der Bar wurde es totenstill. Es war die
Art Ruhe, wie sie bisweilen vor einem Gewitter herrscht. Man schaut hinaus und
spürt und riecht, wie das Unwetter heraufzieht. Und weiß, dass kein Mensch auf
der Welt es verhindern kann.
    Alles schien wie erstarrt: die Gäste, der Barkeeper,
ein Hund unter einem der Tische. Die Zeit schien Luft zu holen, ehe sie
weiterlief. Dann – eine rasche, kaum wahrnehmbare Bewegung der Frau. Schemenhaft.
Die Augen der Anwesenden sahen allenfalls ein Flirren in der Luft …
    Dem ein greller Schrei folgte.
    Der Mann wurde mit der Bewegung vom Stuhl auf
den Boden gerissen; er wälzte sich in einer Bierlache und winselte und jammerte
erbärmlich. Schließlich zog er die Beine an wie ein Kind und griff sich an den
Kopf.
    Die Frau wandte sich unbeteiligt ab, als habe
das Ganze nichts mit ihr zu tun. Alles an ihr war Gelassenheit und Grazie. In
ihrem Gesicht ein kleines Lächeln. Mit zwei Fingern hielt sie etwas in der
Hand, das lose herabbaumelte.
    Ihr Lächeln galt allein ihm, Franz, das
wusste er.
    Wie viele Schritte würde sie bis zu ihm
brauchen?, fragte er sich im Stillen. Er schätzte, sechs oder sieben.
    Sie machte den ersten, als er sich seine
Zigarette anzündete. Umständlich, nervös. Er hatte noch nie gesehen, dass sich
jemand so schnell bewegen konnte. Es war … erschreckend!
    Jetzt bewegte sie sich langsam, beinahe
schleichend, wie eine große Katze, von der
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