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Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition)
Autoren: Trash Thompson
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man nicht weiß, ob sie spielen will
oder … oder töten.
    Was hielt sie überhaupt in ihrer Hand?
    Er konnte es nicht genau erkennen.
    Erst als sie fast bei ihm war, erkannte er
es: es war ein Haarbüschel mit einem langen, blutigen Hautstreifen daran.
    Franz inhalierte tief.
    Die Frau ließ das Büschel achtlos auf den
Boden fallen.
    Dann war sie bei ihm.

2
     
    Kettenrasseln.
    Immer, wenn er sich bewegte, hörte er dieses Kettenrasseln.
Und dazu Elvis‘ Stimme. Elvis Presley sang „You’re the Devil in Disguise“. Das
war der Klingelton seines Handys.
    Franz öffnete die Augen.
    Er lag breitbeinig ausgestreckt auf einem
riesigen Bett, sein Handy auf einem Stuhl über einem Handtuch. Der Stuhl stand
links vom Bett vor einem kleinen Nachttisch.
    Er bewegte seine Arme und hörte es rasseln.
    Seine Arme waren an die Bettpfosten gekettet.
Die Ketten so lang, dass er sich aufrichten konnte. Immerhin!
    Konnte er auch nach dem Handy greifen?
    Er versuchte es, schaffte es und wollte das
Gespräch schon entgegennehmen.
    Sein Daumen schwebte einen Zentimeter über
der Taste mit dem Telefonhörersymbol. Er drückte sie nicht, sah nur auf die
Zeitanzeige: 14:31 Uhr.
    Was mache ich eigentlich hier?, fragte er
sich benommen.
    Er erinnerte sich an den Abend in der Bar,
aber was danach geschehen war, in der Nacht, war wie ausgelöscht.
    Es wird sich alles aufklären, dachte er,
gleich wird die Tür aufgehen, und sie wird hereinkommen und wir werden über die
Lage, in der ich mich befinde, herzhaft lachen. Sie wird mich losmachen, und
ich werde nach Hause gehen. Ja, nach Hause gehen ...
    Als die Tür dann tatsächlich aufging, die
Klinke sich langsam senkte und er ein leises Knarren vernahm, zuckte er
zusammen.
    Die Tür wurde nur für einen kleinen Spalt
aufgeschoben, Zentimeter um Zentimeter, bis Platz genug war, dass ein schmaler Kopf
in die Lücke passte. Der Kopf einer Frau, die er nie zuvor gesehen hatte.
    „Hallo“, rief er heiser; es klang etwas
kläglich.
    Wo glotzte die Frau denn hin, zwischen seine
Beine? Warum glotzte die zwischen seine Beine? Weil er nackt war?
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass er eine, naja,
dass er eine – es war ihm furchtbar peinlich! – dass er das hatte, was der
Volksmund gemeinhin eine Morgenlatte nannte.
    „Ich sauber“, sagte die Frau.
    „Was?“
    „Saubermachen. Ich.“
    „Saubermachen?“
    Sie nickte eifrig.
    „Heute nicht“, sagte er.
    „Ja, heute“, sagte sie.
    Sie trat in den Raum und schien ihn nicht
weiter zu beachten. Vielleicht lagen in diesem Raum öfter nackte, angekettete
Männer mit Morgenlatte, dachte er. Egal, es war ihm ganz recht. Nicht die
Morgenlatte, aber dass sie ihn nicht weiter beachtete. Er hatte gerade auch keine
große Lust, sich näher mit ihr zu befassen. Aufmerksamkeit, die man anderen
bezeigt, erzeugt schließlich erst wieder Aufmerksamkeit. Und in seiner Situation,
mit aufgerichtetem Schwanz, sollte man ohnehin keine fremde Frau anglotzen. Kam
nicht so gut. Trotzdem, obwohl er aufs Glotzen verzichtete, war ihm nicht
entgangen, dass sie recht hübsch war. Nicht so hübsch wie seine, äh – wie sollte
er es nennen? – wie seine Gastgeberin , aber durchaus ansehnlich.
    Ist doch jetzt scheißegal, ob sie ansehnlich,
unscheinbar oder potthässlich ist!, schalt er sich selbst, du hast andere
Sorgen.
    Zum Beispiel musste er dringend pinkeln.
    Also muss ich sie doch auf mich aufmerksam
machen, dachte er. Aber wo geht sie jetzt hin?
    Mist!
    Bleib hier!
    Mach mich los!
    Seine Befürchtungen waren voreilig gewesen.
Sie kam wieder, mit einem Staubsauger, so einem klobigen Gerät, das man hinter
sich herziehen musste. Sie hantierte mit dem Kabel und rammte den Stecker in
die Steckdose neben der Tür.
    „Hallo!“, rief er erneut.
    Sie lächelte ihn freundlich an. „Saugen“,
sagte sie, „Staub“, sagte sie und „sauber“.
    „Ja, schön.“ Er erwiderte gequält ihr
Lächeln. „Nur bald nix mehr sauber. Ich nämlich mal tüchtig, äh …“ Wie rede ich
überhaupt, dachte er. Rede doch normal! „Ich muss mal dringend aufs Klo,
verstehen Sie? Ganz dringend, fürchterlich dringend! Geht sonst in die …“ Nein,
nicht in die Hose. Wie sollte er ihr das sagen? Anscheinend verstand sie nur
wenige Worte Deutsch. Das bestätigte ihm ihr fragender Blick.
    Er deutete auf sein Glied, das mittlerweile halb
erschlafft war. „Hier“, sagte er, „da, äh …“
    „Was da?“ Ihr Blick war jetzt nicht mehr
freundlich.
    „Daaa …“
    „Schweinkram da!“
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