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Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition)
Autoren: Trash Thompson
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Fleiß oder Hingabe oder auch
nur für korrekte Abrechnungen zu erhalten. Privatdetektiv zu sein war für
Bernstein keine Berufung. Er tat einfach, was nötig war, um seine Brötchen zu
verdienen, um am Leben zu bleiben, nicht mehr und nicht weniger. Was zur Folge
hatte, dass er gerade so eben über die Runden kam. Und wenn es mal unverhofft besser
lief für ihn, seine Geldbörse prall gefüllt war und sein Bankkonto den roten
Bereich verlassen hatte, sank seine Motivation noch tiefer, statt anzusteigen, tief
unter den Nullpunkt sank sie dann, und er ließ sich eine Zeitlang (oder solange
sein finanzielles Glück andauerte) gehen. Er fand es angenehmer, bis mittags im
Bett zu liegen und in meditativer Ruhe an die Decke zu starren, als draußen im
Regen zu stehen und sich den Arsch aus der Hose zu frieren. Und wenn er bis
spät in die Nacht aufblieb, dann lieber vor dem Fernseher mit einer Flasche
Bier in der Hand statt in seiner alten Karre vor irgendeinem Haus, das er zu
observieren hatte. Ja, er hasste es, untätig in seiner alten Karre zu hocken
und mit nichts anderem beschäftigt zu sein, als durch die Scheibe zu glotzen
und darauf zu warten, bis irgendjemand irgendein Haus durch die Eingangstür
oder durch ein beschissenes Fenster oder aus weiß was für einem verdammten Loch
verließ.
    „Verdammtes Haus!“, fluchte er, „verdammter
scheiß Beruf!“
    Peter schraubte den Deckel, der gleichzeitig
als Becher diente, von seiner Thermoskanne. Er hockte nun schon wieder seit
sechs Stunden in seinem alten VW Passat, gestern geschlagene zwölf Stunden. Das
setzte ihm zu. Wer konnte es ihm da verdenken, dass er gestern zwei Stunden
weggedöst war? Keiner! Hatte ja auch sicher keiner mitgekriegt. Heute hatte er
sich jedenfalls wacker geschlagen und dem Schlaf tapfer getrotzt. Darauf war er
stolz. Kam nämlich nicht allzu häufig bei ihm vor, dass er dem Schlaf erfolgreich
trotzte.
    Er starrte durch die Seitenscheibe auf das
alte Haus, in dem seine Zielperson lebte. Baujahr Zweiter Weltkrieg, schätzte
er das Haus und die Zielperson auf Mitte Zwanzig. „Geiler Arsch und geile
Titten“, dachte er laut – er dachte häufiger laut –, „aber irgendwie ein
bisschen durchgeknallt, die Kleine.“ Bei dem Wort durchgeknallt fiel ihm
gleich wieder was Unanständiges ein, und er grinste blöde vor sich hin, während
er Kaffee in den Becher füllte. „Aber was die gestern für einen Typen
spätabends angeschleppt hat …“ Er schüttelte den Kopf. „Da müsst ich ja auch
noch Chancen bei der haben, ich mein, wenn der Chancen bei der hat.“ Er
riss den Mund auf, weil er plötzlich gähnen musste, und schloss ihn erst
wieder, als er ein unangenehmes Knacken im Kiefergelenk vernahm. Ein Blick in
den Rückspiegel verriet ihm, dass er sogar größere Chancen bei der haben
müsste. Könnte durchaus sein, dass ihm sein Beruf ausnahmsweise mal wieder Spaß
machen würde, zumindest zeitweilig. Vielleicht gehörte sie ja zu den Frauen,
die sich am Fenster bei voller Beleuchtung ausziehen. Er schnalzte mit der
Zunge. Nichts dagegen, sollte das heißen. Immer runter mit den Klamotten!
    Seinen aktuellen Auftrag hatte er nach einer
langen Durststrecke erhalten. Und der Kerl, sein Auftraggeber, schien mächtig
viel Kohle zu haben. Der wohnte nicht in so einem Abbruchhaus wie diesem hier,
der lebte auf ganz großem Fuß in ´ner Villa in Bad Beringdorf mit allem Pi Pa
Po, ´nem schicken Porsche in der Einfahrt und ´ner Schlampe, die mit Brillantring
überm Finger großzügig aufgewertet worden war. Vor ungefähr einem Monat war der
leichtlebige Sohn seines Auftraggebers abhanden gekommen, und die Polizei, bei
der nach der ersten Woche ohne Lebenszeichen eine Vermisstenanzeige aufgegeben worden
war, hatte bislang nichts erreicht. Klar, waren ja auch alles faule Beamte, die
genug damit zu tun hatten, ihre Eier unbeschadet durch den Dienst zu schaukeln.
    Wie auch immer. Sein Auftraggeber, Hubert
Hussing hieß er ( Hubert Hussing Bausanierungen ), war bereit, ihm mehr
als den üblichen Stundensatz zu zahlen – derart verzweifelt war der! –, und so
war er, Bernstein, nun seit vorgestern Tag und Nacht auf den Beinen. Natürlich
nur auf dem Papier, auf der Abrechnung, auf der er noch einen zweiten Namen
eintragen würde. Irgendwen, mit dem er vorgeblich im Wechsel zusammenarbeitete.
Also, wie gesagt, auf dem Papier, rein imaginär. Und später in der Tasche echte
Scheine, auch für das Imaginäre.
    Bernstein hatte Glück gehabt. Durch
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