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Ein pikanter Köder

Ein pikanter Köder

Titel: Ein pikanter Köder
Autoren: A. A. Fair
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    Ich trat aus dem Lift, sauste den Korridor entlang und 'öffnete die Tür mit der Aufschrift >Cool & Lam - Privatdetektei<. Die Empfangsdame hinter ihrem Schreibtisch blickte auf. Ich nickte ihr zu und begab mich in mein Arbeitszimmer, wo ich meine Sekretärin Elsie Brand dabei ertappte, wie sie auf allen vieren einem Zeitungsausschnitt nachjagte, den der Ventilator unter den Schreibtisch gepustet hatte. Als ich hineinschneite, hatte sie den Ausreißer gerade erwischt und zeigte dabei mehr von ihren Beinen, als man normalerweise zu sehen bekommt.
    »Donald!« kreischte sie und versuchte zu gleicher Zeit ihren Rock herunterzuziehen und sich selbst hochzurappeln. Der Erfolg war, daß sie den Zeitungsausschnitt wieder fallen ließ.
    »Gestatten Sie«, sagte ich, bückte mich und hob ihn auf.
    »Danke.«
    Als ich ihn ihr überreichen wollte, fiel mir die Schlagzeile ins Auge, und ich zog die Hand rasch zurück. In dem Zeitungsbericht ging es um eine Frau, die in ihrem Apartment überfallen und beraubt worden war. Es war bereits das dritte derartige Verbrechen innerhalb von drei Monaten, und man hatte bisher nicht den kleinsten Hinweis auf den Täter. Alle drei Frauen waren mit einem ihrer eigenen Perlonstrümpfe erdrosselt worden.
    »Haben Sie noch mehr von der Sorte?« fragte ich.
    »Die Berichte über die beiden ersten Morde habe ich unter Modus operandi eingeordnet... Donald, warum haben Sie mich eigentlich damit beauftragt, ein Archiv über unaufgeklärte Kriminalfälle anzulegen?«
    »Damit Sie was zu tun haben. Wie heißt es doch so treffend? Müßiggang ist aller Laster Anfang. Merken Sie sich das und sammeln Sie schön weiter.«
    »Na, dann kann ich Ihnen nur raten, auch mal ein bißchen was zu arbeiten. Bertha hat sich schon ein paarmal nach Ihnen erkundigt.«
    »Wie ist sie heute gelaunt?«
    »Sie strahlt. So gut aufgelegt hab’ ich sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen.«
    »Seltsam! Wahrscheinlich hat sie fünf Dollar Honorar kassiert.
    Ihr Stimmungsbarometer steigt, sobald sie Geld wittert.« Ich trat an meinen Schreibtisch, blätterte flüchtig die Post durch, machte auf dem Weg nach draußen noch mal bei Elsie halt und blickte ihr über die Schulter.
    »Wozu schneiden Sie den Bericht über den Fenstergucker im Motel aus? Sie sollen nur bedeutende Kriminalfälle aufheben, solche, an deren Aufklärung der Polizei wirklich was liegt.«
    »Stimmt. Den hab’ ich bloß wegen des Modus operandi aufgehoben. Es ist schon der zweite Fall innerhalb von drei Tagen, und es passierte jedesmal im Strandmotel.«
    Dem Zeitungsartikel zufolge war eine gewisse Agnes Dayton, wohnhaft in den Corinthian Arms in Santa Ana, für eine Nacht im Strandmotel abgestiegen und hatte am Fenster einen Zaungast entdeckt, als sie leicht bekleidet aus dem Bad kam. Der Zwischenfall hatte sie so erregt, daß sie der Polizei nur eine sehr ungenaue Beschreibung des Mannes zu geben vermochte. Sie war nicht die erste, der das passierte. Drei Tage vorher hatte Miss Helen Cortiss Hart, Eigentümerin eines Kosmetiksalons in Phönix, im selben Strandmotel die gleiche Erfahrung gemacht und der Polizei den Späher genau beschrieben. Die Polizei vermutete, daß es sich in beiden Fällen um denselben Mann handelte.
    Ich richtete mich auf. »Routinekram, aber kleben Sie’s trotzdem ein. Man kann nie wissen.« Ich schlenderte hinaus, zeigte mit dem Daumen auf das Büro meiner dynamischen Partnerin und zog fragend die Brauen hoch. Die Empfangsdame schüttelte den Kopf, woraus ich richtig schloß, daß Bertha Cool keinen Besucher bei sich hatte. Ich bedankte mich mit einem Nicken und ging in die Höhle des Löwen.
    Bertha Cool wog gut und gern 170 Pfund und hatte die Durchschlagskraft einer Dampfwalze. Sie war Anfang Sechzig, hatte kalte, gierige graue Augen, eine scharfe Zunge und verfügte über ein unerschöpfliches Reservoir an Flüchen und eine angeborene Aggressivität.
    »Donald«, sagte sie, sowie ich die Tür hinter mir zugemacht hatte, »warum läßt du Elsie Brand all diese dämlichen Zeitungsausschnitte sammeln?«
    »Nur eine kleine Nebenbeschäftigung, wenn sie sonst nichts Wichtigeres zu tun hat. Hast du was dagegen?«
    »Allerdings! Kleine Nebenbeschäftigung, daß ich nicht lache! Auch Klebstoff und Papier kosten Geld. Warum verstaut sie das
    Zeug nicht in alten Briefumschlägen? Das wäre billiger und - was soll der Quatsch überhaupt?«
    »Munition für Ablenkungsmanöver.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ganz einfach. Angenommen,
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