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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht
Autoren: Susan Squires
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gelassen und ohne eine Ahnung, was sie war oder wie es weitergehen sollte, ihr Unwesen getrieben hatte. Sie hatte wahllos Kehlen aufgeschlitzt, um an Blut heranzukommen. Er hatte sie aufgenommen. Wie hätte er auch anders handeln können? Ein geborener Vampir war etwas Seltenes und Kostbares. Er hatte sie zu seinem Mündel gemacht, sie gezähmt, erzogen und ernährt. Vielleicht hatte er die kleine Wildkatze, die sie war, sogar damals schon geliebt.
    Und dann war ihm bewusst geworden, dass er mit Beatrix eine Chance hatte, seine einzige vielleicht, etwas gegen die Ungerechtigkeit zu unternehmen, die, wie er glaubte, den von den Ältesten seiner Gattung fortgeführten Regeln innewohnte. Diese Regeln besagten, dass Vampire, die durch die Aufnahme von Vampirblut geschaffen wurden, getötet werden mussten. Rubius, der Älteste, erklärte es damit, dass das Gleichgewicht zwischen Vampir und Mensch bewahrt werden musste. Selbstverständlich konnte man nicht in der Welt herumziehen und Vampire erschaffen. Aber wenn durch ein Versehen ein Vampir entstand, sollte man sie nicht sterben lassen. Das war Mord in Stephans Augen. Rubius sagte jedoch, dass in Vampire verwandelte Menschen wahnsinnig wurden, weil sie nicht schon mit der Last des ewigen Lebens, der körperlichen und geistigen Kraft und der Notwendigkeit, Blut zu trinken, um ihren Gefährten zu ernähren, geboren worden waren.
    Stephan hatte das nicht geglaubt, naiv, wie er damals gewesen war. Er hatte gedacht, wenn er einen geschaffenen Vampir in etwa dem gleichen Alter wie Beatrix fände, könnte er beide ernähren, beide lieben und beweisen, dass sowohl geborene als auch geschaffene Vampire zu gleichermaßen wertvollen Mitgliedern ihrer Gesellschaft werden konnten. Und dass Rubius dann die Regeln ändern würde.
    Was für ein Narr er doch gewesen war! Und nicht nur in dieser Hinsicht.
    Er hatte die zweite Vampirin für sein Experiment gefunden, als er auf dem ersten Kreuzzug Robert Le Bois hinterhergejagt war und versucht hatte, ihn einzuholen, bevor er Jerusalem ausplünderte. Stephan hatte das Blutvergießen verhindern wollen, denn Le Bois war jemand, der Gemetzel liebte ...
    Jerusalem,
1191
    » Willst du sie, Sincai?« Mit seiner massigen Faust hielt Robert Le Bois eine junge Araberin an ihrem langen dunklen Haar gepackt. Sie war das schönste Geschöpf, das Stephan je gesehen hatte. Die Frau hatte eine gerade Nase, einen großzügigen, sinnlichen Mund, schwarze, von Kajal umrahmte Augen und einen vollkommenen Körper, von dem das durchsichtige Tuch, das von ihren Schultern fiel und mit einem perlenbestickten Netz um ihre Hüften gebunden war, mehr offenbarte als verbarg. »Ich bin ihrer ebenso überdrüssig wie die Männer meines Regiments.«
    »Ich weiß nicht, wie du bei all den Massakern, die du verübt hast, noch Zeit für körperliche Vergnügen finden konntest, Le Bois«, sagte Stephan und betrachtete das Mädchen prüfend. Sie roch nach Zimt und Ambra, und er konnte die Ausstrahlung spüren, die sie umgab. Sie war eine erst kürzlich geschaffene Vampirin und auch im richtigen Alter. Er warf Le Bois einen Blick zu. Dieser Rohling hatte sie mit dem Gefährten aus seinem Blut infiziert und sie dann gezwungen, noch mehr Vampirblut zu sich zu nehmen, um sie immun zu machen. Andernfalls hätte die Infektion mit dem Gefährten sie getötet.
    »Diese Ungläubigen sind bedeutungslos, Sincai. Ich befreie Jerusalem vom Ungeziefer und tue es im Namen Gottes.« Le Bois lachte und leerte einen Pokal mit Honigwein, während er seine Faust noch fester um das Haar des Mädchens schloss.
    »Warum hast du sie verwandelt?«, fragte Stephan mit angespannter Stimme. »Du kennst die Regeln.«
    »Weil sie so länger durchhalten.« Le Bois schleuderte seinen metallenen Pokal quer durch den Raum, wo er auf der anderen Seite gegen ein Brettspiel prallte und die Würfel durcheinanderbrachte, was einen empörten Aufschrei der betrunkenen Spieler zur Folge hatte. »Benimm dich nicht wie ein altes Weib, Sincai. Ich kenne die Regeln. Ich werde sie töten, wenn wir mit ihr fertig sind.«
    »Ich glaube nicht, dass es den Regeln nach akzeptabel ist, Vampire zu erschaffen, wenn man sie dann später tötet, Le Bois.« Stephan trank misstrauisch einen Schluck von seinem eigenen Wein und sah sich um. Er hatte Le Bois nicht einholen können. Als er Jerusalem erreicht hatte, war die Stadt bereits gefallen. Le Bois und seine Offiziere hatte er in einer Moschee gefunden, in der sie sich häuslich
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