Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht
Autoren: Susan Squires
Vom Netzwerk:
reichlich Geld und Eigentum«, erwiderte sie schulterzuckend, als wäre es das, wovon ihr Onkel sprach. Maitlands beispielsweise war ein Geschenk ihres Vaters an sie. Da er es durch die Heirat mit ihrer Mutter erlangt hatte und es somit nicht an den Brockweir-Titel gebunden war, konnte er darüber verfügen, wie er wollte. Anns Onkel, der den Titel und die dazugehörigen Ländereien besaß, figurierte als ihr Vermögensverwalter, wenn auch nur dem Namen nach, seit sie volljährig geworden war.
    »Das meinte ich nicht, Ann.« Mit grimmig zusammengezogenen Brauen begann ihr Onkel, auf seinen Absätzen zu wippen, und steckte die Hände in die Hosentaschen. Ann sagte nichts und hoffte, dass seine Gedanken einen fröhlicheren Weg einschlagen würden. Dann räusperte er sich. »Dein junger Cousin scheint ein netter Kerl zu sein.«
    Ann warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Dieser ... Aal? Der ist entschieden zu glatt, Onkel, ganz zu schweigen davon, dass er Hängebacken hat. Das wirst du doch nicht bestreiten wollen, oder?«
    Ihr Onkel war klug genug, nicht auf das Thema »Hängebacken« einzugehen. »Du bist nur nicht an Stadtmenschen gewöhnt, Ann, so zurückgezogen, wie du auf dem Land gelebt hast. Er ist die letzten sechs Jahre auf dem Kontinent gewesen. Es gibt nichts Besseres als große Reisen, um Kultiviertheit zu erlangen.« Er räusperte sich wieder. »Und er scheint interessiert an dir zu sein.«
    »Das mag ja sein, aber ich bin absolut nicht interessiert an ihm.« Sie sah, dass ihr Onkel zu einer Erwiderung ansetzte, und zog die Brauen hoch. »Du weißt, dass du mich mit diesem Gerede höchstens noch in meiner Entschlossenheit bestärken wirst, Onkel Thaddeus«, warnte sie.
    Er biss sich auf die Lippe. »Die Leute halten dich deines Äußeren wegen für schwach«, murmelte er. »Wenn sie wüssten, wie starrsinnig du bist ...«
    In gespielter Empörung lehnte sich Ann zurück. »Ich bin die Nachgiebigkeit in Person , Onkel«, sagte sie mit einem Lächeln, weil sie wusste, dass er sie liebte, egal, wie schwierig sie auch war.
    »Ich habe ihn eingeladen, bei uns zu wohnen«, erwiderte ihr Onkel.
    Ihr Lächeln verblasste. »Du hast was? «
    »Ich ... ich dachte, ihr solltet einander besser kennenlernen.« Er wich ihrem Blick aus.
    »Ich will diesen aalglatten ... Kerl nicht auf Maitlands Abbey haben!«, sagte Ann empört.
    »Er gehört nach Maitlands. Wenn dein Vater es dir nicht überschrieben hätte, wäre es an Erich gegangen. Er ist der Letzte der Van Helsings. Und ich glaube, er hat nicht viel. Kannst du Maitlands nicht wenigstens für eine gewisse Zeit mit ihm teilen?«
    Wenn er es so ausdrückte ... »Du hast mehr Anspruch auf Maitlands als er. Es ist dein Zuhause. Und du kannst einladen, wen du willst.«
    »Ich will Maitlands nicht«, entgegnete ihr Onkel ruhig. »Sobald ich weiß, dass du versorgt bist, werde ich nach Hampshire ziehen.«
    Versorgt? Was sollte das denn heißen? »Du denkst doch nicht etwa, wir würden ein Paar ... Du weißt , dass eine Heirat für mich ausgeschlossen ist, nach dem, was Mutter zugestoßen ist.«
    »Sicher, Ann. Natürlich weiß ich das«, erwiderte er mit einer beschwichtigenden Handbewegung. Doch er hatte noch nicht aufgegeben, das konnte sie in seinen Augen sehen. »Aber nicht alle Ehen sind ... mit körperlicher Intimität verbunden.«
    Die Härchen an Anns Armen richteten sich auf. Der bloße Gedanke an intime Beziehungen mit diesem dickbäuchigen Faun von einem Mann, dessen Mund und Glupschaugen sie an die eines Fisches erinnerten und dessen hochfahrendes, herablassendes Auftreten sie zutiefst abstieß, war mehr, als sie ertragen konnte.
    »Na schön, von mir aus kann er kommen«, sagte sie, weil sie es ihrem Onkel nicht verweigern konnte. Doch alles hatte seine Grenzen. »Aber glaub ja nicht, dass ich mich wie ein preisgekröntes Kalb auf dem Viehmarkt zur Schau stellen lassen werde.« Sie drohte ihm mit dem Finger. »Ich werde nie heiraten. Und schon gar nicht diesen Erich van Helsing.«
    »Sei einfach nur höflich und zuvorkommend zu ihm.«
    Ann biss sich auf die Unterlippe. »Du weißt nicht, was du da verlangst.« Doch sie lächelte ihn an. »Aber dir zuliebe werde ich es tun. Und um Kraft zu sammeln, sollte ich mich jetzt besser zurückziehen, glaube ich.« Nachdem sie ihrem Onkel eine Kusshand zugeworfen hatte, verließ sie die Bibliothek. Erich van Helsing unter ihrem Dach und um sich zu haben, würde mehr als lästig sein. Nachdenklich stieg sie die Treppe zum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher