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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht
Autoren: Susan Squires
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sie sich ihm nicht verweigern. Im Gegenzug dazu gab er ihnen jedoch die Macht, sich von einem Ort an einen anderen zu versetzen, und verlieh ihnen geschärfte Sinne und unglaubliche Kraft. Stephan konnte sich einen schwächeren Geist durch pure Willenskraft gefügig machen, und der Parasit, der sein Blut teilte, heilte jegliche Verletzung seines Wirts, sodass er buchstäblich unsterblich war. Das machte ihn zum personifizierten Bösen für die Menschen. War er das? Stephan konnte sich diese Frage heute Abend nicht beantworten.
    Er verdrängte die Erinnerung an die schreckliche Tat, die er begangen hatte. Töten war seine Aufgabe. Er war der Harrier , der Jagdhund. Er musste seine Aufgabe vollenden, um für seine Vergehen gegen die Ältesten zu büßen. Und er würde weiter töten müssen. Er konnte nur hoffen, dass er dem gewachsen sein würde.
    Stephan wandte sich wieder den Zeitungen zu und überflog die kleinen Artikel mit den Nachrichten aus den Provinzen. Hier in England wurden sie »Grafschaften« genannt, und alle endeten auf »-shire«, aber niemand sprach je alle Silben aus. Was für faule Menschen in diesem Land lebten! In den letzten drei Tagen musste er an die hundert Zeitungen gelesen haben. Die Hoteldiener brachten ihm Abend für Abend ganze Stapel.
    Ein Kribbeln lief durch seine Adern. Dagegen würde er etwas unternehmen müssen, denn es war nicht gut, den Hunger zu stark werden zu lassen. Nur ein Schlückchen. Genug, um sich zu stärken, und nicht genug, um seinen Spender, wer immer das auch sein würde, zu verletzen. Stephans Selbstkontrolle war noch immer nicht perfekt, und er musste bei Kräften bleiben. Hoffentlich würden seine Bemühungen genügen! Die Ausgeglichenheit der Welt und die seines eigenen Verstandes hingen davon ab.
    Stephan schlug eine Seite der Zeitung um und knickte sie. Er konnte sich nicht mal die Angst erlauben, dass er scheitern könnte. Im Moment war ihm nicht einmal die kleinste Gefühlsregung gestattet. Er schob das Weinglas beiseite, um Platz für eine Regionalzeitung aus der südlich von Bath liegenden Domstadt Wells zu schaffen, und begann mit der Seite mit den Nachrichten ...
    Da! Sein Blick glitt zu einem sehr kurz gehaltenen Artikel über einen mutmaßlichen Tierangriff zurück. Der Körper des unglücklichen Mr. Marbury sei völlig ausgeblutet gewesen. Stephan las die Notiz noch einmal. Wieso stand nichts von Verletzungen darin? Sie mussten doch mindestens zwei kleine Bisswunden gefunden haben. Aber davon wurde nichts erwähnt. Vielleicht wollten sie die dortige Bevölkerung nicht verängstigen. Die Leiche war in Shepton Mallet westlich von Wells gefunden worden. Es war der zweite Todesfall dieser Art in der Gegend, und nun durchkämmten sie die Wälder dort nach Wölfen, hieß es.
    Jetzt überflog er den Rest der Zeitung und fand, wonach er suchte. Eine Epidemie, bei der es sich um Influenza handeln könne, so wurde in einem anderen Artikel berichtet, verbreite sich in der Gegend um Cheddar Gorge. Sie verursache eine seltsame Mattigkeit bei den Erkrankten und mache sie ganz ungewöhnlich blass. Man spekulierte, ob nach Überflutungen durch den River Axe nicht Insektenstiche die Ursache der Krankheit sein könnten. Warum die Behörden an Insektenstiche dachten, schrieb die Zeitung nicht, aber Stephan konnte es sich denken. Er war überzeugt davon, dass die Erkrankten zwei kleine Einstichwunden aufwiesen.
    Tote? Epidemien? Kilkennys Kreaturen waren nicht mal vorsichtig, verflucht noch mal!
    Stephan schlug die Zeitung zu und sah sich eine Karte an, die er in der Jermyn Street gekauft hatte. Er suchte Bath, Wells, Shepton Mallet und Cheddar Gorge heraus. Gut. Wenn diese Kreaturen auch nur ein Fünkchen Vernunft besaßen, würden sie in einiger Entfernung von zu Hause töten, sich aber in der Nähe ihres Nestes ernähren. Was bedeutete, dass Cheddar Gorge der vielversprechendste Zielort war.
    Er faltete die Karte zusammen und erhob sich von dem Tisch mit den Stapeln von Zeitungen und den Überresten seines Essens. Er musste Rubius informieren. Unverzüglich würde er eine Nachricht schreiben und den Ältesten davon in Kenntnis setzen, dass er einen Teil von Kilkennys Vampirarmee aufgespürt hatte. Dann würde er die Botschaft so schnell wie möglich durch einen Kurier nach Horazu befördern lassen, wo die Dorfbewohner von Tirgu Korva sie zum Kloster Mirso hinaufbringen würden. Das würde ein teurer Spaß werden, doch das spielte keine Rolle, denn er hatte Geld genug.
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