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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht
Autoren: Susan Squires
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eingerichtet hatten. Die herrlichen blauen und grünen Kacheln waren angeschlagen an den Wänden. Breitschwerter und Piken waren achtlos dagegengeworfen worden. Alle Wertgegenstände hatte man schon fortgeschafft. Die Straßen draußen verschwanden unter Strömen von Blut und hallten von den Schmerzensschreien der Besiegten wider. Stephan und seine Männer waren entsetzt. Zwölfhundert Juden waren bei lebendigem Leib in einer Synagoge verbrannt worden, verstümmelte Männer mit abgetrennten Gliedern lagen sterbend in ihrem Blut. Und alles im Namen Christi. Dennoch hatte Le Bois erreicht, wofür sie alle zweitausend Meilen weit geritten waren und zahllose Kämpfe ausgefochten hatten. Warum konnte er den Mann trotzdem nicht mögen?
    Le Bois verengte die Augen. »Du bist zu nachsichtig mit geschaffenen Vampiren, Sincai. Das habe ich schon von dir gehört. Du solltest dich schämen.«
    Stephan zuckte die Schultern. »Was kümmert es dich, wie ich mit ihr verfahre?« Die Augen des Mädchens waren nicht furchtsam, sondern wie benebelt. Er fragte sich, wie lange diese Bestien sie schon in ihrer Gewalt haben mochten.
    Le Bois grinste und stieß das Mädchen weg, das vor Stephan auf die Knie fiel. »Bei all deinem Gerede von den Regeln solltest du sie besser einhalten. Rubius würde es nicht gefallen zu erfahren, dass du sie am Leben gelassen hast.«
    Stephan sah das Mädchen nicht an. »Ich brauche kein Kindermädchen, Le Bois.« Dann bückte er sich, zog das Mädchen, ohne den Blick von Le Bois abzuwenden, am Ellbogen auf die Beine, tippte sich grüßend mit einem Finger an die Stirn und kehrte dem lauthals lachenden Le Bois den Rücken zu.
    So war Asharti in sein Leben getreten. Gott, wie einfältig er gewesen war! Er hatte geglaubt, sie sei genau die Richtige für sein Experiment. Oder seine Rebellion, wie Rubius es nannte.
    Und was war bei dieser Rebellion herausgekommen? Stephan hatte versucht, Beatrix und Asharti in gleicher Weise als seine Mündel aufzuziehen. Er hatte sich bemüht, beiden zu zeigen, dass sie geschätzt wurden. Aber er hatte versagt. Versagt, weil er sich in Beatrix verliebt hatte und damit Asharti zu Eifersucht und Ausschreitungen getrieben hatte. Man könnte es auch Wahnsinn nennen. Angefacht von Ashartis Machthunger, hatte das Böse sich auf der Welt verbreitet, bis das Universum nahezu umgekehrt worden war und jegliches Gleichgewicht zwischen Mensch und Vampir verloren war ...
    Wann war ihm klar geworden, was aus ihr wurde?
    Burg Sincai,
Transsylvanien, 1104
    Wütend auf Asharti, stürmte Stephan in das Zimmer, das er erst vor kurzer Zeit verlassen hatte. Der Verwalter der Burg hatte ihm widerstrebend berichtet, dass der Junge, der das Holz für die Köchin hackte, hatte weggeschickt werden müssen. Er war in Ashartis Zimmer ohnmächtig geworden, wahrscheinlich wegen der Verletzungen an seinem Nacken und an der Innenseite seiner Ellbogen, und hatte hinausgetragen werden müssen.
    Stephan wusste, bei wem die Schuld daran zu suchen war. Er beauftragte Rezentrov, den Verwalter, den Jungen zu suchen und sich um ihn zu kümmern, bevor er selbst hinaufging, um Asharti zur Rede zu stellen. Sie war immer wilder und rebellischer geworden. Die Geschichte ihrer Spezies, die er sie zu lehren versuchte, interessierte sie genauso wenig wie die Regeln, nach denen sie zu leben hatten.
    Die Tür zu Ashartis Zimmer sprang auf und schlug gegen die Wand.
    Stephan hatte keine Ahnung, was er erwartet hatte, aber ganz sicher nicht den Anblick, der sich nun seinen Augen bot. Sie hatte einen weiteren starken jungen Mann in dem Bett, das er selbst so kürzlich erst verlassen hatte. Der nackte Junge lag auf dem Rücken, Asharti saß rittlings auf ihm und bewegte sich im Rhythmus seiner Stöße, während sie gleichzeitig an seinem Nacken saugte. Ihr Haar fiel ihr wie ein schwarzer Vorhang über das Gesicht, ihr Morgenrock aus kostbarem Brokat verbarg ihren hinreißenden Körper. Der Junge gab Laute von sich, die irgendwo zwischen Furcht und Ekstase lagen, als Asharti sich lustvoll stöhnend ihrem Höhepunkt näherte.
    »Asharti!«, brüllte Stephan.
    Sie blickte sich nicht nach ihm um, zog aber ihre Zähne aus dem Hals des Jungen und lehnte sich zurück, als ein heftiges Erschauern sie durchlief. Dann tat sie einen tiefen, beruhigenden Atemzug. »Stephan. Wie schön, dich gleich zweimal in einer Nacht zu sehen!«
    »Geh von dem Jungen runter!«
    Sie gehorchte, zog den Morgenrock um sich zusammen und ließ sich in die Kissen
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