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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis
Autoren: Giles Blunt
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scheinbar vergewaltigt? Miles Shackley war jemand, der gerne die Regeln verletzte, nicht wahr? Er verletzte sie zum Beispiel, als er sein Mordszenario in die Tat umsetzte. Und er verletzte sie wieder, als er nach dreißig Jahren hier auftauchte, um seinen alten Mitstreiter im Destabilisierungsgeschäft, Yves Grenelle, zu erpressen. Denn natürlich waren Sie in Wahrheit nie Linksradikaler, Sie waren ein ultrarechter Konservativer, bis auf den heutigen Tag.«
    »Sie glauben wahrhaftig, die CIA hätte hinter der FLQ gesteckt? Ich hatte Sie für intelligenter gehalten.«
    »Die CIA steckte nicht hinter der FLQ – sie steckte hinter Ihnen. Dann trennten sich Ihre Wege. Er hatte die CIA verlassen und hatte eine Pechsträhne, und irgendwie – tja, wie eigentlich? Alte Geheimdienstkanäle? Das Internet? –, nach dreißig Jahren jedenfalls findet er heraus, wo Sie stecken. Er schaut vorbei und hat einen Beweis in der Tasche, dass Sie Raoul Duquette ermordet haben. Er verlangt eine unerhört hohe Summe, damit er den pikanten Leckerbissen unter dem Deckel hält.«
    »Kommen Sie, ich zeig Ihnen den Blick von da oben, ganz oben auf dem Kamm. Ich würde es in keinem anderen Auto wagen, aber ich glaube, das hier schafft es bis da hoch.«
    Laroche fuhr langsam am Rand des Parkplatzes entlang und dann an dem Schild vorbei hinaus. Er bog rechts ab und fuhr den Berg hoch, immer im zweiten Gang. Nach wenigen Minuten hatten sie die Bäume auf beiden Seiten der Straße hinter sich gelassen. Laroche fuhr an den Straßenrand und machte die Lampen aus. Sie sahen zum Highlands Lodge hin unter, einem gelben Schimmer in der Ferne. An den Strommasten blinkten Lampen, eine Warnung für Flugzeuge. Einerder Masten war kaum dreißig Meter entfernt. Obwohl der Regen auf das Autodach prasselte, konnte Cardinal das heisere Surren des Kabels hören.
    »Das sind ja tolle Märchen, die Sie sich da ausgedacht haben, Detective. Reine Fiktion natürlich.«
    »Sie glauben, das ist Fiktion?« Cardinal zog das Foto aus der Tasche.
    Laroche sah es sich an, ohne eine Reaktion zu zeigen. »Wer von denen soll ich sein? Das Mädchen? Sie meinen, ich hätte mich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen?«
    »Das Mädchen ist Madeleine Ferrier. Sie haben sie umgebracht, schon vergessen? Der Mann rechts, im gestreiften T-Shirt, das sind Sie.«
    Laroche gab es ihm zurück. »Das könnte jeder sein.«
    »Wirklich?« Cardinal zog einen Ausdruck von Miriam Steads Anfertigung heraus.
    »Hier ist die Version einer Polizeizeichnerin, dreißig Jahre später. Ein bisschen weniger Haar, kein Bart, etwa siebzig Pfund dazu …«
    »Einer Zeichnerin wohlgemerkt, Detective. Es ist ein Produkt der Phantasie, genau wie Ihre Geschichte.«
    »Wissen Sie, die Kugel trat in Shackleys Wagen durch den Griff der Beifahrertür aus. Ich vermute, er hat Sie genau über dem Ellbogen getroffen. Etwa hier.« Cardinal packte Laroches Bizeps und drückte zu.
    Laroche schrie auf und zog den Arm weg.
    »Ich nehme an, das habe ich mir auch nur eingebildet«, sagte Cardinal.
    »Sie haben mich erschreckt, das ist alles. Ich mag es nicht, wenn man mich anfasst.« Laroche gewann die Fassung wieder, doch auf seiner Oberlippe hatten sich winzige Schweißperlen gebildet.
    In der Ferne explodierten Transformatoren mit einem Knall, der jedes Mal wie eine Gewehrsalve klang, und bildetenkleine blaue Novä im Nachthimmel. Und es gab noch ein anderes Geräusch, ein Geräusch, das wie das Quieken eines Schweins klang, und Cardinal wusste, dass es von zerreißendem Metall kam.
    »Ich würde empfehlen weiterzufahren«, sagte Cardinal. »Der Mast da könnte jeden Augenblick zusammenbrechen.«
    Laroche starrte auf die silbrigen Berge, die Reihe der Strommasten. »In zwei Wochen wird dieser hochmoderne Skilift Hunderte von Menschen diese Hänge hochfahren. Überall wird das Lachen der Feriengäste zu hören sein, die ihren Spaß haben, die ihr sauer verdientes Geld in Algonquin Bay ausgeben. Unsere Studien sagen voraus, dass wir jede Saison mit etwa einer Million Besuchern rechnen können.«
    »Wie ich schon sagte, ich bin beeindruckt.«
    »Ich weiß nicht, was Sie sich davon erwarten, diese Anschuldigungen auszubreiten. Erwarten Sie, dass ich Sie besteche?«
    »Dafür sind Sie zu intelligent.«
    »Lassen Sie heimlich ein Band laufen? In der Hoffnung, dass ich aufgebe und ein Geständnis ablege?«
    »Wieso nicht? Sie werden sich besser fühlen.«
    »Ich bezweifle nicht, dass ein Geständnis vielen Leuten gut tut. Sonst
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