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Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Titel: Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)
Autoren: Shaun Hutson
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Kleidung in den bereitgelegten Plastikbeutel. Dann faltete er dem Toten die Arme auf der Brust, zog ihm das Laken über den Kopf und trat an die letzte Bahre heran.
    Er bemerkte nicht, dass hinter ihm einer von Callahans Armen von der Brust glitt und nun seitlich herabbaumelte.
    Rafferty schob die letzte Bahre zum Untersuchungstisch und präparierte auch diese Leiche. Dann wusch er sich die Hände, schrubbte das Blut weg und sah zu, wie es um den Abfluss kreiste, bevor es darin verschwand.
    Als er sich umdrehte, fiel ihm Callahans herunterhängender Arm auf.
    Er murmelte vor sich hin, ging noch einmal zu dem Toten, schlug das Laken zurück und schaute ihm einen Moment lang ins Gesicht. Dann nahm er den Arm und legte ihn zurück auf Callahans Brust.
    Die Finger streckten sich ein wenig.
    Die Temperatur in der Pathologie musste zu hoch sein, überlegte er. Dieses Phänomen trat in der Regel auf, wenn die Temperatur über zehn Grad Celsius lag. Wärme sickerte in die toten Poren und schien einzelnen Gliedmaßen zu neuem Leben zu verhelfen. Er erinnerte sich noch gut, wie in seiner ersten Woche in diesem Job die Kühlung ausfiel. Zu seinem absoluten Entsetzen hatte sich eine der Leichen aufgerichtet, als er sie gerade wusch. Jetzt lächelte er lediglich, ging zum Thermostat an der Wand und regelte ihn ein wenig herunter.
    Hinter ihm auf dem Tisch zuckten Callahans Finger noch einmal.
    Rafferty kehrte zum Leichnam zurück, presste den Arm erneut fest auf dessen Brust und zog das Laken wieder nach oben.
    Er warf einen Blick auf die Uhr. Wo zum Teufel blieb Riley? Seine Ablösung verspätete sich. Rafferty wollte nach Hause. Er hoffte bei Gott, dass die nächste Nacht ruhiger verlief.
    Hinter ihm lagen die Leichen auf ihren Tischen, jede unter einer grünen Plastikplane.
    Er konnte spüren, wie die Lufttemperatur merklich sank. Die Kühlung tat ihre Arbeit. Rafferty lächelte, zufrieden mit seinem Werk.
    Als sich das Laken über David Callahan wieder bewegte, achtete er kaum noch darauf.
    Vielleicht musste die Temperatur noch weiter fallen, überlegte er. Eigenartig fand er nur, dass lediglich der eine Leichnam davon betroffen zu sein schien. Rafferty zuckte die Achseln und dachte nicht länger darüber nach. Er nahm seine Zeitung, setzte sich an den Schreibtisch und wartete auf Rileys Ankunft.
    Wieder eine Bewegung. Wieder Callahan.
    Rafferty vertiefte sich in seine Lektüre.
    100
    Sie wurden gemeinsam begraben, so wie es ihr Testament verlangte.
    In ein und demselben Grab, dreieinhalb Meter tief unter der Erde, im Schatten einer großen Eiche auf dem Grundstück der Callahans.
    David und Laura Callahan wurden in ihre letzte Ruhestätte herabgelassen – eine Zeremonie, der nur eine Handvoll Zuschauer beiwohnten. Zwei oder drei ehemalige Hausangestellte und der Priester sahen zu, wie sich der Sarg in das Loch absenkte. Ihr Zuhause für den Rest der Ewigkeit.
    Nach der Zeremonie entfernten sich die wenigen Anwesenden und gingen nach Hause. Der Priester blieb noch einen Moment am Grab stehen und sammelte sich, dann machte er sich ebenfalls auf den Weg. Der Totengräber blieb allein, um das Loch zuzuschaufeln, was er fröhlich und ohne sonderliche Hast erledigte. Er fürchtete sich nicht vor den Toten. Dafür machte er diese Arbeit schon zu lange. Außerdem, was hatte man schon von einem Toten zu befürchten? Er pfiff vergnügt vor sich hin, schaufelte Erde in das Loch, klopfte sie mit der Schaufel fest und legte die sorgfältig ausgeschnittenen Rasenplatten darauf. Es würde ein paar Wochen dauern, bis das Gras wieder Wurzeln im Erdreich geschlagen hatte. Spätestens am Ende des Monats erinnerte nur noch der kleine Grabstein aus Marmor, in den David und Laura Callahans Namen eingemeißelt waren, dass hier zwei Menschen beerdigt lagen.
    Als der Totengräber mit seiner Arbeit fertig war, zündete er sich eine Zigarette an, lehnte sich an den Stamm einer Eiche und spähte zum Himmel. Die Sonne schien hell und überzog das Land mit ihrer Wärme. Nur unter den Blättern der Eiche schien es immer noch ein wenig kühl zu sein. Schließlich verließ er den Schatten des grünen Blätterdachs und genoss es, den Sonnenschein auf der Haut zu spüren. Er trug die Schaufel zu seinem Lieferwagen, warf sie auf die Ladefläche, setzte sich hinter das Steuer und verließ das Anwesen über die lange Auffahrt.
    Hinter ihm blieb das Grab still und reglos zurück.
    Eine Amsel ließ sich auf der frisch umgegrabenen Erde nieder und pickte einen
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