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Blutige Erde Thriller

Titel: Blutige Erde Thriller
Autoren: Kyle Mills
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schien jeder darüber Bescheid zu wissen. Und jetzt nutzten die Yvimbo-Rebellen die dadurch entstandenen Unruhen, um ihre Guerilla-Aktionen zu einem regelrechten Bürgerkrieg auszuweiten.
    Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, Angestellte der Bergbaugesellschaften und Vertreter ausländischer Regierungen verließen wie Ratten das sinkende Schiff, und die Afrikaner wussten das. Die Weißen waren wieder einmal irrelevant geworden, und deshalb wurden sie auch nicht zu Zielscheiben. Unglücklicherweise verloren sie dadurch aber auch jeden Schutz, den sie zuvor genossen hatten. Bisher verdankten sie ihr Überleben der Tatsache, dass niemand eine teure Kugel auf sie verschwenden wollte.
    »Ich bringe dich zum Luftwaffenstützpunkt, Annika. Ich schaffe dich in ein Flugzeug …«
    »Wer würde für dich übersetzen?«
    »Ich werde dort der einzige Weiße sein. Es sollte also, denke ich, klar sein, was ich will.«
    Sie deutete durch das Loch, wo sich einst die Windschutzscheibe befunden hatte. »Jetzt nach links.«

    Trotz allem, was um sie herum geschah, schien Annika ihren moralischen Kompass wiedergefunden zu haben. Oder vielleicht hatte sie ihn nie verloren und war einfach nur glücklich darüber, dass er seinen gefunden hatte. Doch was auch der Fall sein mochte, die Dunkelheit, die sich zuvor über sie gesenkt hatte, war verschwunden. Sie waren unterwegs, um einen fast mit Sicherheit sinnlosen und vielleicht sogar tödlichen Versuch zu starten, einen anderen Menschen retten. Annika war wieder in ihrem Element.
    Die Menschen um sie herum wurden immer weniger, doch er konnte trotzdem nicht schneller als knapp fünfzig Stundenkilometer fahren. Rauch von den Feuern, die überall in der Stadt loderten, zog durch den offenen Wagen, brannte ihm in den Augen und vernebelte ihm die Sicht.
    Hinter ihm erklangen Maschinengewehrsalven, und er dachte an die Menge, durch die er gerade gefahren war. Dies war keine Welt der leeren Drohungen und Warnschüsse. Er fragte sich, wie viele Menschen gerade wohl gestorben waren. Zehn? Fünfzehn?
    Annika drehte sich auf ihrem Sitz um und sah in den Rauch hinter ihnen. »Das musste so kommen«, sagte sie, fast als würde sie auf seine Gedanken antworten. »Ohne uns wäre es zwar nicht heute geschehen, aber morgen. Oder in einem Monat. Oder in einem Jahr.«
    Er wollte ihr glauben, denn das würde die Schuld am Tod jener Menschen in der Menge von seinen Schultern nehmen. Und am Tod all der anderen, die durch die unweigerlich eskalierende Gewalt noch sterben würden.
    »Vielleicht wird am Ende etwas Besseres daraus hervorgehen«, sagte sie. »Vielleicht finden sie einen Weg zu einer Art Gleichgewicht -«
    Ein Pick-up, bis an den Rand voll mit Soldaten, schoss
aus einer Seitenstraße, kam mit quietschenden Reifen zum Stehen und versperrte ihnen den Weg.
    »Fahr weiter!«, sagte Annika.
    Er lenkte den Land Cruiser so weit wie möglich zum Fahrbahnrand und streifte mit der Seite des Wagens die Hütten, die die Straße säumten. Annika duckte sich und riss einen Arm nach oben, um sich gegen die Holzteile zu schützen, die durch das offene Fenster flogen.
    Die Soldaten sprangen vom Wagen und griffen eilig nach ihren Waffen, während Josh auf sie zuraste.
    »Das schaffen wir nicht!«, sagte er. »Sie sind im Weg!«
    »Fahr weiter!«
    Bisher hatte sie noch nie Unrecht gehabt, also trat er das Gaspedal voll durch. Anstatt zu versuchen, den Männern auf der Straße auszuweichen, hielt er direkt auf sie zu und zwang sie so, ihre Waffen zu vergessen und zur Seite zu springen.
    Als sie vorbeifuhren, erklangen einige Schüsse, doch nirgendwo schlug ein Treffer ein. Im Rückspiegel sah Josh nichts als Rauch.
     
    Das Gefängnis lag am Stadtrand - eine alte, europäische Fabrik, die vage an den Set eines Horrorfilms erinnerte. Durch das rostige Eisentor konnte Josh eine Horde von nicht weniger als einhundert Männern sehen, die sich auf dem Gefängnishof aneinanderdrängten und zu den Soldaten hochschrien, die von den Wachtürmen aus auf sie herabsahen. Offensichtlich war die Nachricht über den Artikel in der Times ihren Weg sogar bis ins Gefängnis vorgedrungen.
    Josh nahm den Fuß vom Gaspedal und ließ den Wagen ausrollen. Erst beim Anblick der wütenden Menge begriff er, was er hier eigentlich tat; aus irgendeinem Grund war es den Straßensperren nicht gelungen, ihm diese Realität
vor Augen zu führen. Es war etwas, das er tun musste, um mit sich selbst leben zu können, doch es hatte nichts mit Annika zu
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