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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld
Autoren: David Ignatius
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Nächte hatte Sam einen fernen Hoffnungsschimmer. Lina war in Israel! Es waren die Israelis gewesen, die sie an dem Abend in Genf geschnappt hatten, und jetzt lag sie am Strand von Tel Aviv und erzählte ihnen alles, was sie über Nassir Hammud und den irakischen
Moukhabarat
wusste. Sam fand Martin Hiltons Visitenkarte in seiner Schreibtischschublade. Er geriet an einen Anrufbeantworter und sprach eine Nachricht auf Band. Hilton rief noch am gleichen Tag zurück.
    «Sie ist nicht bei uns», sagte er. «Wir haben sie in Genf beschattet, aber wir haben sie verloren. Wir wissen nicht, wo sie ist.»
    «Hören Sie auf mit dem Scheiß», bellte Sam. «Wo ist sie?»
    Aber Hilton lachte bloß. «Ich habe keine Ahnung. Ehrlich. Aber wenn Sie von ihr hören, sagen Sie mir bitte Bescheid.»
    Sam versuchte, mehr Informationen aus ihm herauszupressen, aber Hilton wurde ungeduldig und sagte, er habe noch andere Dinge zu erledigen. Das Blatt hatte sich gewendet. Sam war Schnee von gestern. Martin Hilton, der jetzt unter einem anderen Namen operierte, manipulierte jemand anderen.
     
    Sam entschied sich zu einem letzten Schachzug. Anstatt geduldig darauf zu warten, dass die Irakis die Schlinge um ihn und seinen Vater zuzogen, würde er Hammud persönlich kontaktieren und versuchen, mit ihm einen Handel zu vereinbaren. Es war Wahnsinn – denn was hatte er Hammud schon anzubieten? –, aber es war besser, als gar nichts zu tun. Und Sam hätte endlich die Gelegenheit, das Gesicht des Mannes zu sehen, dessen Leben so gewalttätig mit seinem zusammengestoßen war. Und so rief er an einem Vormittag bei Coyote Investment an.
    Das Einzige, was er erfuhr, war, dass der Anschluss nicht mehr in Betrieb sei. Er ging in der brütenden Hitze nach Knightsbridge, um selbst nachzusehen. Der Hausmeister bestätigte die Information. Die Firma im fünften Stock habe vor einer Woche ihr Londoner Büro geschlossen. Die Möbelpacker seien mitten in der Nacht gekommen und hätten alles ausgeräumt. Den meisten Angestellten war nicht einmal Bescheid gesagt worden. Als sie am nächsten Morgen zur Arbeit erschienen, waren die Türen mit Vorhängeschlössern gesichert. «Wo ist die Firma denn hingezogen?», fragte Sam.
    «Nach Übersee», sagte der Hausmeister. Er gab Sam die einzige Nachsendeadresse, die man ihm hinterlassen hatte. Es war ein Postfach in Bagdad.
     
    In jener Nacht fiel eine Postkarte durch den Briefschlitz in Helen Copakens Reihenhaus in Blackheath. Es war ein Bild von einem Strand in Florida Keys. Die Farben waren so leuchtend grell, dass man Lust hatte, eine Sonnenbrille aufzusetzen, nur um sie zu lesen. Sie war vom Miami International Airport abgeschickt worden. Auf der Rückseite standen die Worte: «Wish you were here.» Unterschrieben war sie mit «ein feministischer Alien».
     
    Nach zehn Tagen in der Londoner Hitze kehrte Sam nach Paris zurück. Sein Vater war immer noch im Amerikanischen Krankenhaus in Neuilly. Er war mit seiner privaten Krankenschwester Greta in eine Suite gezogen. Der alte Mann strahlte. Er hatte wieder Farbe im Gesicht, und von Händen und Füßen waren schon die ersten Verbände entfernt worden. Greta tappte in ihrer Unterwäsche durchs Zimmer. Sam murmelte, dass er später wiederkommen könne, aber Frank Hoffman schnitt ihm das Wort ab.
    «Setz dich, mein Junge», sagte er. «Ich hab mir was ausgedacht, wie wir uns diese Arschlöcher vom Hals schaffen können.»
    «Ach ja?», sagte Sam, als er sich neben das Bett setzte. «Und wie?»
    «Ich werde ihren ganzen Scheißladen hochgehen lassen. Das ist die einzige Sprache, die sie verstehen.» Er langte hinüber zum Nachttisch und schob Sam einen Stapel maschinengeschriebener Blätter hin. «Lies das.»
    Sam nahm das Manuskript in die Hand und las die Titelseite:
Frank und frei: Vom Bestechen von Prinzen, Königen und Präsidenten für die
CIA
.
    «Was ist das denn?», fragte er.
    «Mein Buch. Es steht alles da drin. Jedes Wort von dem, was ich dir in Genf erzählt habe, und eine Menge, was ich dir noch nicht erzählt habe. Ein Knüller, mit aller Bescheidenheit gesagt. Ein richtiger Thriller.»
    «Wie hast du das geschafft? Du kannst doch nicht tippen.»
    «Greta», sagte er mit einem Nicken zu der halbentkleideten Frau in der anderen Ecke des Zimmers. «Ich glaube, ich habe dir noch nicht erzählt, dass sie auch Diktate aufnimmt. Und sie tippt wie ein Weltmeister, zusätzlich zu ihren vielen anderen Fähigkeiten.»
    Sam warf einen Blick auf die Blondine in
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