Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld
Autoren: David Ignatius
Vom Netzwerk:
Spielchen, mein Freund», sagte der Palästinenser. «Du weißt schon, warum. Es ist wegen der Sache im Irak, wegen der Sache in Genf, wegen der Sache mit Hammud. Wie geht’s übrigens deinem Vater? Ist er okay? Wie viele Finger hat er jetzt?»
    «Neun. Aber ihm geht’s so weit gut. Woher weißt du überhaupt über meinen Vater Bescheid?»
    «
W’Allah
! Neuigkeiten reisen ziemlich schnell, mein Lieber. Eine Menge Gerede über dich und deinen Vater und was in Genf passiert ist. Bumm! Hammud ist immer noch sauer auf euch beide. Das habe ich jedenfalls gehört. Aber, hey, was weiß Ali schon?»
    «Du weißt eine Menge. Deswegen wollte ich mit dir reden. Ich brauche Hilfe.»
    «
Habibi
, ich sage dir, du bist jetzt so heiß, dass es dich viel kosten wird, wenn du Hilfe kriegen willst. Sogar dein Freund Ali wird dir zu viel berechnen müssen. Das ist kein Feilschen. Nur damit du Bescheid weißt.»
    «Ich bezahle. Wie viel willst du haben? Zehntausend Dollar?»
    «Fünfzehntausend, mein Lieber. Nur für einen Tag. Du hast sehr viel Glück,
habibi
, weil mein Freund Ayad aus Tunis gerade hier ist. Ich sehe ihn heute Abend, und er sagt mir alles. Fünfzehntausend mindestens.»
    «Machen wir zwanzigtausend. Es ist mir egal, wie viel es kostet, Hauptsache, du besorgst mir die Wahrheit.»
    «Vielleicht bist du in Genf wahnsinnig geworden, dass du jetzt dein Geld verschleuderst. Aber okay, ich schaue dem geschenkten Gaul nicht ins Maul. Sag mir, was du wissen willst, und ich bekomme es raus.»
    «Dann hör zu. Draußen vor dem Krankenhaus, in dem mein Vater liegt, haben wir heute einen von Hammuds Männern gesehen. Er ist den ganzen Vormittag dageblieben, als wollte er die Gegend erkunden. Und wir wollen wissen, warum. Mein Vater dachte, es wäre vorbei und es gäbe einen Waffenstillstand. Er will wissen, was Hammud vorhat.»
    «Ich habe bis jetzt alles verstanden,
habibi
. Ich frage Ayad. Wahrscheinlich weiß er es. Er weiß es bestimmt.»
    «Noch eine Sache. Ich will wissen, was mit dem irakischen Mädchen passiert ist, über das wir in London gesprochen haben, die, die für Hammud gearbeitet hat. Sie heißt Lina Alwan. Sie ist in Genf verschwunden. Ich glaube, Hammuds Leute haben sie geschnappt und nach Bagdad geschafft, aber ich will es genau wissen. Ob sie tot ist oder lebt. Ich will es wissen. Okay?»
    Ali Mattar zuckte die Achseln. «Du willst es wissen, ich kriege es raus. Kein Problem. Wir treffen uns morgen Vormittag um elf,
inshallah
, und dann sage ich dir, was Ayad gesagt hat.»
    «Wo sollen wir uns treffen?»
    Ali dachte einen Moment nach, überlegte sich den unwahrscheinlichsten Platz, wo sich ein palästinensischer muslimischer Informant zu einem Rendezvous treffen könnte. «Okay», sagte er. «Ali wird vor der Kathedrale Notre-Dame stehen. Weißt du, wo das ist,
habibi
? Großer Turm. Viele Engel.»
    «Ja», sagte Sam. «Ich weiß, wo das ist.»
    Sam ging am Abend wieder zum Krankenhaus in Neuilly und las seinem Vater noch ein paar Kapitel vor. Sie waren jetzt bei Dickens. Er weinte sogar, wenn es traurig wurde. Wie sich herausstellte, hatte ihm sein eigener Vater Dickens vorgelesen, als er klein war. Einmal döste der Alte weg, und als er wieder aufwachte, zeigte er mit einem seiner bandagierten Finger auf seinen Sohn. «Dickens hat seine Frau und seine Kinder ganz beschissen behandelt», sagte er. «Hast du das gewusst?»
     
    Am nächsten Tag traf sich Sam mit Ali vor der Kathedrale. Der Palästinenser sah verschmitzt aus, als hätte er gerade ein besonders saftiges Geheimnis entdeckt. Sie schlenderten von dem Platz weg, über den Pont au Double Richtung Rive Gauche. Ein paar Jugendliche mit Skateboards veranstalteten eine Vorführung vor einer kleinen Menschentraube, sprangen über Kästen und fuhren Slalom zwischen Blechdosen. Sam entfernte sich von der Menge und lehnte sich gegen die Steinbrüstung der Brücke. Der Palästinenser trat zu Sam und neigte sich dicht an sein Ohr. Er war so nahe, dass die Haare seines Schnurrbarts Sams Wange berührten.
    «Du hast mich angeschwindelt,
habibi
. Aber das ist okay. Ich habe schon immer gewusst, dass du gerne schwindelst.»
    «Wovon redest du? Ich habe dich überhaupt nicht angeschwindelt.» Sams Augen funkelten in der Sonne. Ihnen gegenüber raste ein Junge eine winzige Rampe entlang und sprang über einen Stapel Kisten, sodass er für einen kurzen Moment zwei Meter groß aussah.
    «Aber, aber, Sam. Wie du meinst.» Er zwinkerte. «Ich gebe dir Informationen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher