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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld
Autoren: David Ignatius
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etwas in diesem Sinne für Mr. Hammud arrangieren. Eher ein Bündel neuer Investitionsmöglichkeiten als einen Pauschalbetrag. Das wird er schon verstehen. Er ist schließlich Geschäftsmann.»
    «Wovon redest du?»
    «Von so einer Art Paket. Eine Lizenz für Mobiltelefone in Florida. Eine Konzession für Kabelfernsehen in Schottland. Ich habe gehört, dass in Saudi-Arabien demnächst eine Konzession für nichtalkoholische Getränke erhältlich sein wird. Wir werden uns was einfallen lassen.»
    «Du willst Nassir Hammud ins Kabelfernsehgeschäft bringen?»
    «Wieso nicht? Das ist im Kommen. Hast du ein Telefon? Ich werde mein Büro anrufen und die Vorbereitung des Papierkrams veranlassen.»
    Frank Hoffman schüttelte den Kopf. So weit war es also schon gekommen. «Sei mein Gast», sagte er.
«Ahlan wa sahlan.»

44
    Und dann hörte es auf. Die Späher vor dem Krankenhaus verschwanden. Und nach ein paar Wochen beschloss Frank, dass die Luft rein war und er nach Athen zurückkehren konnte. Er nahm Greta mit. «Wir heiraten», verkündete er Sam. Und sie wurden in einer schlichten Zeremonie im Krankenhaus in Neuilly getraut. Sam war Trauzeuge. Greta trug Weiß. Frank trank den ganzen Abend über bis zum frühen Morgen Champagner und flog dann nach Griechenland ab. Seine Braut trug das Gepäck. Sie war, wie er gesagt hatte, eine Frau mit vielen Begabungen.
    Auch vor Sams Wohnung in London verschwanden die Beobachter und ebenso seine Schwierigkeiten mit den britischen Behörden. Sam widmete sich wieder seiner Beratertätigkeit und stellte nach einigen Wochen fest, dass er so viele neue Klienten hatte, dass er eine Sekretärin anstellen musste und dann einen Assistenten. Er gab sich große Mühe, die Tatsache zu verheimlichen, dass die Arbeit ihn langweilte. Als eine Art Therapie begann er, einen Bericht darüber zu schreiben, was ihm in jenem Jahr widerfahren war. Zu Weihnachten hatte er bereits fünfhundert Seiten. Je mehr er schrieb, desto klarer wurde ihm, wie wenig er die Frau verstanden hatte, die die zentrale Rolle in seiner Geschichte gespielt hatte. Sie war weit davon entfernt, das hilflose Opfer zu sein, wie er immer angenommen hatte. Im Gegenteil, sie war die Einzige von allen, die körperlich und seelisch unversehrt geblieben war. War ihr klar, wo immer sie war, dass sie gewonnen hatte?
     
    Im Hochsommer traf das erste Geld in London ein. Es wurde auf das Konto der Irakischen Freiheitsstiftung eingezahlt, die von dem irakischen Exildichter Nabil Jawad geleitet wurde. Anfangs kam es in kleinen Beträgen. Einer ersten Spende von fünfzigtausend Dollar folgte eine zweite von hunderttausend Dollar. Als das System anonymer Überweisungen etabliert worden war, trafen größere Beträge in London ein. Von einem Nummernkonto in Curaçao wurden telegraphisch fünf Millionen überwiesen. Von einem ähnlichen Konto auf den Channel Islands zehn Millionen. Aus Luxemburg kamen weitere zehn Millionen und dann, drei Monate später, fünfzig Millionen von den Cayman Islands. Das Geld kam immer von einer anderen Bank, immer von einem Nummernkonto, das sofort nach der Überweisung aufgelöst wurde.
    Der einzige Hinweis auf den Ursprung des Geldes befand sich in einer Mitteilung, die zum Zeitpunkt der ersten größeren Überweisung eintraf. Sie wurde Jawad in einem Umschlag ohne Absender geschickt und hatte folgenden Wortlaut: «Ein anonymer Spender möchte der Irakischen Freiheitsstiftung substanzielle Spenden zukommen lassen. In der Hoffnung, dass das Geld umsichtig eingesetzt wird, um die Befreiung des irakischen Volkes voranzutreiben.» Die Mitteilung war säuberlich getippt und in einem kleinen Umschlag verschlossen. Der Poststempel auf dem äußeren Umschlag trug die Aufschrift «Blackheath».
    Die Stiftung operierte völlig unabhängig, ohne jede Verbindung zu irgendeinem der arabischen oder westlichen Geheimdienste. Darauf bestand Jawad. Sie begann mit einfachen Dingen. Ein Radiosender fing an, Programme in den Irak zu senden: Im Zentrum standen traditionelle Volksmusik und Dichtung, Satiren über die Gauner, die im Irak das Sagen hatten und in den anderen arabischen Ländern an der Macht waren, und Witze über die Geheimpolizei. Alle hörten zu. In London wurde eine Zeitschrift mit dem Titel
Demokratischer Irak
herausgegeben und im ganzen Nahen Osten vertrieben. Sie enthielt Artikel der hervorragendsten irakischen Gelehrten und Wissenschaftler, die in der Diaspora lebten. Zuerst gab es Schwierigkeiten beim Vertrieb des
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