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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde
Autoren: Linda Fairstein
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Brendan Quillian sein linkes Auge. Sein Blick wanderte suchend über das Deckengewölbe, so als hoffte er, dort den Himmel zu sehen. Dann stöhnte er laut, sein Kopf kippte nach hinten und zuckte noch ein paar Mal, bevor er ruhig liegen blieb. Das Feuer in seinem gesunden, linken Auge erlosch, und er starb in den Armen der vier Cops, in einem der finsteren Tunnel, vor denen er sich sein ganzes Leben gefürchtet hatte.
     
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    Die Linie sechs kam wieder angetuckert, und ein zweites Sanitäterteam verfrachtete Mike in den leeren Zug, um ihn in die Notaufnahme des Bellevue Hospital in der 34. Straße zu bringen.
    Er streckte sich auf der langen, grauen Kunststoffbank des grell beleuchteten Wagens aus.
    Ein Sanitäter zog ihm die Schuhe aus, um seine Füße zu untersuchen. »Man wird Sie noch röntgen, aber ich vermute einen Bänderriss. Vielleicht haben Sie sich bei Ihrem Sprung auch noch etwas gebrochen. Der Fuß ist stark angeschwollen. Sie dürfen ihn eine Weile nicht belasten.«
    »Es tut höllisch weh. Haben Sie ein Kissen? Diese Bank ist steinhart. Mein Steißbein und mein Kopf tun mir mehr weh als mein Fuß.«
    Ich lachte und setzte mich zu Mike, bettete seinen Kopf in meinen Schoß und strich ihm die Haare aus der Stirn.
    Er sah zu Mercer auf. »Heute war sie mal richtig nützlich, findest du nicht? Coop hat ihre Streifen verdient. Wie bist du auf diese Knallkörper gekommen, Kid?«
    »Mercer und ich haben Uncle Charlie vor ein paar Jahren kennen gelernt. Er hat eine ziemlich üble Gang mit dem Zeug versorgt. Die Chinesen nennen es >explodierende Stöcke<: baozhang.«
    »Und wie bist du auf die Idee gekommen?«
    »Als ich die Bambussitze in dem alten Redbird sah, fiel mir ein, dass Charlie uns erzählt hatte, dass die ersten Knallkörper aus Bambus waren. Bambus wächst so schnell, dass sich darin Luftblasen bilden. Über dem Feuer dehnt sich die Luft, und es kommt zu einer Explosion. Irgendwann fingen die Chinesen damit an, Schießpulver in Bambusröhrchen zu stecken. Ich hoffte, dass die Knallerei Quillian aus seinem Versteck locken würde.«
    »Woher wusstest du, dass Uncle Charlie welche vorrätig hat?«
    »Es sind ja nur noch ein paar Wochen bis zum vierten Juli. Um diese Jahreszeit macht er ein Riesengeschäft mit illegalen Knallkörpern. Mercer hat Charlie damals glimpflich davonkommen lassen, er ist uns also zu ewigem Dank verpflichtet. Weil er damals so kooperativ war, blieb ihm eine Gefängnisstrafe erspart.«
    Auf ein Signal des Sanitäters hin setzte sich die U-Bahn in Bewegung und vollendete die Schleife, bevor sie wieder zur Brooklyn-Bridge-Haltestelle hinauffuhr.
    Passagiere traten vor, weil sie erwarteten, dass der Zug anhalten und sich die Türen öffnen würden, aber wir waren mit unserem Patienten auf einer Sonderfahrt.
    »Ich dachte, du hasst U-Bahn-Fahren.« Mike sah zu mir auf und drückte meine Hand. »Du lächelst beinah. Ich weiß, du wirst es nicht laut sagen, aber Brendan Quillian hat das bekommen, was er verdient hat.«
    »Es ist vorbei. Wir sind alle in Sicherheit. Und ich bin bald wieder über der Erde. Es gibt tatsächlich eine unterirdische Stadt des Todes, und ich kann es kaum erwarten, sie hinter mir zu lassen.«
    Mercer hielt sich an der Stange fest, während der Zug weiter in Richtung Uptown fuhr.
    »Ist Marley Dionne eigentlich immer noch im Bellevue Hospital?«, fragte Mike.
    Mercer bejahte.
    »Hat er schon geredet?«
    »Kein Wort.«
    »Vielleicht schauen wir bei ihm vorbei, bevor ich zum Röntgen gehe. Wenn wir ihm noch ein bisschen auf den Zahn fühlen, können wir beweisen, dass Duke Quillian ihn anheuern wollte, um Amanda umzubringen. Wahrscheinlich mit Hilfe einiger Tunnelbauer aus Jamaika. Es muss eine Verbindung geben. Jetzt, da sowohl Duke als auch Brendan aus dem Spiel sind, werden Leute wie Dionne und dieser Lawrence Pritchard bestimmt mit uns reden. Als aus dem Deal mit Dionne nichts wurde, hat Duke den Auftrag selbst übernommen. Hat ihm wahrscheinlich Spaß gemacht. Damit schloss sich der Kreis. Duke erledigt für Brendan die Dreckarbeit, wie in den guten alten Zeiten.«
    »Woher wusstest du, dass O’Malley sich von Trish Geld geholt hat?«, fragte Mercer.
    »Hey, Coop und ich hatten schließlich Brendan Quillians Bank- und Telefonunterlagen und Kontaktinformationen aus dem Jahr vor seiner Verhaftung. Der Name seines Bruders taucht darin kein einziges Mal auf. Aber als uns Trish erzählte, dass Duke seinen kleinen Bruder immer beschützt und für ihn
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