Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
gequält haben, so wie man es mit Ihnen machen sollte.«
    Der erste Schuss erhellte den Tunnel. Unter dem Gewölbe klang es wie der Schuss aus einer Kanone. Die Kugel schlug nur wenige Zentimeter von meinem Kopf entfernt in die Wand ein.
    »Nimm Coop und lauf so schnell du kannst«, flüsterte Mike Mercer zu. Es sah ganz danach aus, als wären seine Vermutungen über Quillians Munitionsvorräte falsch.
    »Sie rühren keinen Finger, Wallace«, sagte Quillian. Er hatte den Kopf schief gelegt, sodass er mit seinem linken, gesunden Auge seine beiden bewaffneten Gegner voll im Blick hatte.
    Mercer blickte auf die roten Stäbe, die ich auf dem Boden ausgebreitet hatte, und flüsterte: »Okay, Alex. Fertig?«
    Ich nahm das Streichholzheft in die Hand und nickte.
    »Wenn Sie wissen, dass Bobby Hassett meinen Bruder umgebracht hat, warum nehmen Sie ihn dann verdammt noch mal nicht fest? Er wird jede Minute hier sein«, sagte Quillian.
    »Wie bitte?« Mike versuchte sich darauf einen Reim zu machen. »Dann hat Teddy O’Malley also ein doppeltes Spiel mit Ihnen getrieben? Er ging zu Trish, um das Geld für Sie zu holen, aber dann verriet er Bobby Hassett, wo Sie sich verstecken. Er wollte Sie in die Falle locken und töten, um auf einen Schlag zwei alte Rechnungen zu begleichen: den Tod seines Vaters und den Mord an Bex. Ihre Instinkte, was die Tunnelbauer angeht, sind nicht sehr ausgeprägt. Woher wissen Sie das, Brendan? Woher wissen Sie, dass Bobby Hassett hierherkommt?«
    Quillian bewegte sich in kleinen Schritten entlang der Wand in unsere Richtung. Er war jetzt wieder der wütende, übellaunige Brendan Quillian, der so viele Tote auf dem Gewissen hatte.
    »Weil ich Teddy O’Malley gefragt habe, ob ich Trish von seinem Handy aus anrufen kann. Als ich es aufklappte, um ihre Nummer zu wählen, sah ich, dass er zuvor Bobby Hassett angerufen hatte.«
    »Gehen Sie weiter, Brendan. Laufen Sie durch den Tunnel«, schrie Mike. Quillian rückte uns zu nah auf die Pelle. »Wir lassen Sie entkommen, bevor die anderen Cops aufkreuzen.«
    »Dass Sie nirgendwohin laufen, Chapman, ist offensichtlich. Aber da sind immer noch Mr Wallace und Ms Cooper, die mir folgen können. Und der Gedanke gefällt mir nicht.« Quillian blinzelte bei jeder Bewegung und legte den Kopf schief, um uns im Auge zu behalten. »Stehen Sie auf, Mr Wallace. Sofort, hören Sie?«
    »Nein!«, sagte ich, als Mercer ein Knie anhob, als würde er dem Befehl nachkommen. Er gab eine viel zu große Zielscheibe ab.
    Aber als er seine Haltung veränderte, gab mir Mercer die nötige Deckung, um das erste Streichholz anzuzünden.
    Ich hielt es an die Zündschnur des Knallkörpers und warf diesen in Quillians Richtung. Gleich darauf warf ich zwei weitere über Mercers Rücken in die Nähe der Tunnelöffnung.
    Ein ohrenbetäubender Krach hallte durch den engen Tunnel, und die Erde schien zu beben. Das Gewölbe, in dem wir uns befanden und das von den Scheinwerfern des U-Bahn-Zugs, der hinter der Kurve stand, nur geringfügig beleuchtet war, wurde plötzlich in ein sprühendes Feuerwerk von Orange, Gelb, Grün und eine Flamme von blendendem Weiß getaucht.
    »Dynamit, Brendan«, schrie Mike, während ich immer mehr Knallkörper anzündete und sie so weit wie möglich in Quillians Richtung warf. »Laufen Sie, oder es wird Sie ins ewige Königreich befördern.«
    Der Lärm und der Anblick der ringsherum auf ihn herabstürzenden Feuerwerkskörper versetzte den Mörder in panische Angst. Der Krach, die Erschütterungen, die Todesangst, all das löste in ihm eine Flut von Erinnerungen an den Unfall aus, der ihn in seiner Jugend das rechte Auge gekostet hatte und ihn für die Arbeit im Tunnel untauglich gemacht hatte.
    Er richtete die Waffe auf uns, aber sein Kopf wackelte aufgeregt hin und her, weil er sein Auge vor dem Funkenregen schützen wollte, und so schoss er nur wahllos um sich.
    Ich sah, wie er eine Hand über sein linkes Auge legte, bevor er sich umdrehte und in den Tunnel rannte, der von der Plattform abzweigte.
    Phin hatte Recht gehabt, Quillians Angst vor dem Feuerwerkslärm war so groß, dass es ihm nicht in den Sinn kam, dass ein Cop in einem U-Bahn-Tunnel nie im Leben echten Sprengstoff verwenden würde.
    Aber die Knallerei trieb ihn zu dem Ausgang, den er gesucht hatte, den alten Rohrposttunnel, und ich hatte keine Ahnung, wo der hinführte.
     
    50
     
    Wegen der Nähe zum Rathaus und zum Polizeipräsidium dauerte es nur wenige Minuten, bis Peterson ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher