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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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Würfel. Aus Beton. Ein Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg.
    Vor der mir zugewandten Seite des Bunkers sah ich eine Figur. Ryan, der sprungbereit kauerte.
    Auf diese Entfernung konnte ich nicht sehen, was seine Aufmerksamkeit fesselte. Lang war nirgendwo zu sehen.
    Ich brauchte einen Augenblick, um die Situation einzuschätzen.
    Die Öffnung des Bunkers ging aufs Meer hinaus. Jemand im Inneren würde nicht sehen können, wie ich näher kam. Der Wind würde jedes Geräusch, das ich machte, übertönen.
    Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, schlich ich vorwärts.
    Ich war noch drei Meter entfernt, als Ryan angriffsbereit herumschnellte.
    Er riss die Augen auf und starrte dann böse. Seine erhobenen Arme entspannten sich leicht. Mit einer Handbewegung nach unten scheuchte er mich hinter seinen Rücken.
    Ich eilte zu ihm und kauerte mich hinter ihn.
    Und bemerkte den Jungen.
    Er lag versteckt im Schatten des Bunkers, die Dreadlocks umringten seinen Kopf wie die Schlangen den der Meduse. Seine Augen waren geschlossen. Seine Brust schien sich nicht zu bewegen.
    Ich legte dem Jungen zitternde Finger an den Hals. Ertastete keinen Puls.
    Ich versuchte es noch einmal, als seine Lider flackerten. Sich halb öffneten.
    Ich fand und drückte seine Hand. Beugte mich zu ihm. Hörte den Atem in seiner Brust rasseln.
    »Sarah?« Seine Worte waren im Wind kaum zu verstehen. »Es ist so kalt.«
    Ich riss mir die Jacke herunter und legte sie ihm um. Er runzelte verwirrt die Stirn, einen abwesenden Blick in den Augen.
    »Es ist so kalt. Ich friere.« Seine Glieder zitterten unkontrolliert.
    »Das wird schon wieder«, flüsterte ich ihm ins Ohr. »Wir bringen dich in ein Krankenhaus. Du bist jung. Du schaffst es.«
    »Ich kann nichts sehen, Sarah.«
    »Halte durch.« Ich verstärkte meinen Griff, spürte als Reaktion einen leichten Druck.
    »Alles ist schwarz.« Gemurmelt. »Sarah, ich sterbe.« Ich zitterte vor Kälte oder Angst. Hatte Gänsehaut auf den Armen.
    Der Junge hustete feucht. Sein Mund sah dunkel aus. Zu dunkel.
    Ich drückte meine Brust auf seine, um Wärme und Kraft in seinen Körper zu zwingen. Gott, bitte!
    »Ich habe Angst.« Seine Lippen waren direkt an meinem Ohr. »Scheiße. Ich will nicht st—« Das Wort wurde abgeschnitten. Vom Tod? Nein! Nein!
    Heiße Tränen rannen meine Wangen hinab. Neben mir spürte ich, wie Ryan sich anspannte. Ich hob den Kopf. Folgte Ryans Blick.
    Jeder Muskel in meinem Körper wurde starr.
    Ein Mann zerrte Lily durch eine der türlosen Öffnungen des Bunkers. Eine fleischige Hand umklammerte ihre Kehle. Die andere hielt ihr eine Waffe an die Schläfe.
    Pukui? Er musste es sein. Angetreten, um seine zwanzig Riesen zu kassieren.
    Ryan machte sich zum Sprung bereit.
    Pukui zwang Lily auf die Seeseite des Bunkers. Ich sah, dass der Pfad an dieser Stelle gerade einmal dreißig Zentimeter breit war.
    Lilys Augen sahen aus wie die eines verängstigten Hunds, das Weiße riesig und voller Panik.
    Ich reckte den Hals über Ryans Schultern, zu entsetzt, um hinzuschauen, zu entsetzt, es nicht zu tun.
    Im Dämmerlicht tauchte plötzlich Lang oben auf dem Bunker auf, tief geduckt richtete er seine Glock mit beiden Händen auf Pukui. Zentimeter um Zentimeter schlich er vorwärts, tastete mit den Füßen, um nicht nach unten schauen zu müssen.
    Ein Schritt. Zwei.
    Lang war fast schon am vorderen Rand des Bunkers, als Pukui seine Waffe unter Lilys Kinn schob und ihren Kopf nach oben drückte. Sie jaulte vor Schmerz auf.
    Lang erstarrte.
    Ryan stützte sich mit einer Hand am Beton ab. Pukui drehte den Kopf schnell von einer Seite zur anderen. »Haben wir Gesellschaft?«, rief Pukui. »Tu dir selbst einen Gefallen, Bruder. Verschwinde von hier.« Stille.
    »Leg dich nicht mit mir an, Mann«, sagte Pukui mit Gift in der Stimme.
    Die nächsten sechzig Sekunden schienen eine Stunde zu dauern.
    Lang spannte die Muskeln an. Drückte ab. Ein Schuss und ein Schrei explodierten als ein Geräusch. Pukuis Oberkörper verdrehte sich nach rechts. Seine Waffe flog ihm aus der Hand und schlitterte in den Schatten. Lily löste sich von ihm.
    Pukui riss sie an der Kapuze ihrer Jacke zurück. Lily knallte hart mit dem Hintern auf den Boden, suchte mit Händen und Füßen Halt.
    Ryan sprang. Jagte den Handballen gegen Pukuis Adamsapfel. Pukui taumelte zurück.
    Ryan packte Lily. Zerrte sie von der Kante weg. Pukui krümmte sich keuchend. Sein Gesicht war nur ein klaffendes Mundloch im Halbdunkel.
    Ein zweiter
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