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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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manikürten Rasenflächen hindurchschlängelte.
    »Das ist so eine Verschwendung«, sagte Katy. »Coop. Luis Alvarez. Dieser Xander. Sie waren alle so jung und voller Leben. Und jetzt sind sie tot.«
    Ich ließ sie reden. Wir hatten bereits über dieses Thema gesprochen, aber ich begriff, dass sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen musste.
    »Ich denke auch über diese zwei Typen nach, die vom Makapu'u Point hinuntergeworfen wurden. Und über die Typen, die sie hinuntergeworfen haben.«
    »Das ist was völlig anderes. Diese Männer haben in ihrem Leben die Entscheidung getroffen, anderen zu schaden und ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen. Sie haben kaum Mitleid verdient.«
    Katys Miene umwölkte sich. »Aber irgendwo gibt es da doch eine Ähnlichkeit. Junge Leute treffen Entscheidungen, die zu ihrem Tod führen.«
    »Es ist unfair, Soldaten oder Polizisten oder Feuerwehrmänner mit Leuten gleichzusetzen, die aus persönlichem Gewinnstreben anderen schaden und sich selber in Gefahr bringen.«
    »Natürlich ist es das. Das will ich damit auch gar nicht sagen. Soldaten wie Luis Alvarez sind selbstlose Helden. Gangtypen wie Kealoha und Faalogo sind egoistischer Abschaum.«
    »Ich fürchte, ich weiß jetzt nicht so recht, worauf du hinauswillst«, sagte ich.
    »Ich weiß auch nicht«, sagte Katy. »Ich frage mich die ganze Zeit, warum der eine Risiken auf sich nimmt, um etwas Bedeutsames zu tun, und der andere, um Schaden anzurichten.«
    »Und warum auf beiden Seiten der Gleichung manche überleben und andere sterben.«
    »Und das.«
    »Die Menschen stellen sich solche Fragen, seit sie angefangen haben, Bilder auf Höhlenwände zu malen.« Ich prägte mir ein, ihr ein Exemplar von Die Brücke von San Luis Rey zu besorgen.
    Als wir durch die schmiedeeisernen Tore gingen, drehte ich mich noch einmal zu John Lowerys Grab um.
    Was für ein Spinnennetz du und Reggie doch gewebt habt, dachte ich. So viel Kummer und Täuschung. So viele Menschen, die sich in den Fäden verfingen.
    Aloha, Spider. Sagte ich im Stillen.
    Gracias, Luis.
    Ich hoffe, du findest hier Frieden, Plato. Mein Mazda stand noch an der Stelle, wo ich ihn am Tag der Exhumierung geparkt hatte. »Wieder alles frisch, Rabauke?«
    »Und bereit zu neuen Schandtaten.« Sie grinste. Noch etwas dünn.
    »Was meinst du, was Coop dir hinterlassen hat?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Dann lass es uns herausfinden.«

Aus den forensischen Akten von Dr. Kathy Reichs
    Bis sie zu Hause sind
     
    Die Aufgabe des Joint POW/MIA Accounting Command, JPAC, also der Zentralstelle für Kriegsgefangene und im Einsatz Vermisste, ist es, Amerikaner aufzuspüren, die als Kriegsgefangene gehalten werden, und diejenigen zu bergen, die in vergangenen Konflikten umkamen. JPAC entstand 2003 durch die Zusammenlegung von CILHI, dem U.S. Army Central Identification Laboratory, Hawaii, also dem zentralen Identifikationslabor der U.S. Army auf Hawaii mit der Joint Task Force-Full Accounting, also der Zentralstelle aller Truppenteile. Bis zum heutigen Tag hat die Regierung der Vereinigten Staaten keinen Hinweis darauf gefunden, dass noch irgendwo ein Kriegsgefangener festgehalten wird, das tägliche Hauptaugenmerk von JPAC richtet sich deshalb auf die Ermittlung von Spuren und Hinweisen und Bergung und Identifikation von Überresten.
    Im Durchschnitt identifiziert das JPAC sechs menschliche Überreste pro Monat. Das Verfahren ist kompliziert, es erfordert beträchtliches forensisches Fachwissen und ein Vielzahl von Kontroll- und Überwachungsebenen.
    An dieser Stelle kam ich ins Spiel. Damals in den CILHI-Tagen fungierte ich als externe Beraterin. Zu meinen Aufgaben gehörten die Analyse von Dossiers über Soldaten des Heers, Seeleuten, Angehörigen der Luftstreitkräfte und Marines, deren eindeutige Identifikation nur provisorisch erfolgt war, und Besuche im Labor von Honolulu zweimal im Jahr zur Überwachung und Instruktion.
    Hawaii. Mitten im Winter. Glauben Sie, der Dekan meiner Fakultät an der University von North Carolina, wo ich in Vollzeit unterrichtete, ließ mich da so einfach ziehen?
    Wie Ryan schon bei Tempe monierte, liebt das Militär seine Buchstabensuppe. Im CILHI erhielt ich ein Glossar mit Akronymen, das so dick war wie mein Arm. KIA/BNR: killed in action /body not recovered – im Einsatz getötet, Leiche nicht geborgen. DADCAP: dawn and dusk combat air control – Luftüberwachung von Kämpfen in der Morgen- und Abenddämmerung. AACP: advance airborne command post –
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