Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Sünde

Blut und Sünde

Titel: Blut und Sünde
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hinein in ihre neue Existenz, die vor ihr lag. Wie zwei Schuhe, in die sie nur noch hineinzusteigen brauchte.
    Florence bewegte sich nicht, auch als der Fremde dicht an sie herantrat. Er streckte ihr die Hand entgegen. Eine bleiche Hand mit langen Fingern, die von dünner Haut bedeckt waren. Recht spitze Nägel für einen Mann, das sah sie wie nebenbei.
    Dann berührte er sie. Er hatte die vorderen Enden der Finger leicht gekrümmt und berührte ihre nackte Haut im Dreieck des Bademantel-Ausschnitts. Für eine winzige Zeitspanne verkrampfte sie sich.
    Die Finger des Besuchers waren so anders. Sie waren kalt, doch auf eine besondere Art und Weise.
    Keine normale Kälte, die Hände abgaben, wenn sie im Winter zu lange ungeschützt gewesen waren.
    Erklären konnte sie sich diese Kälte nicht, aber Florence blieb stehen und schloss die Augen.
    Sie wartete. Sie fühlte sich unterlegen und auch weniger menschlich, so seltsam ihr dieser Vergleich auch vorkam. Sie kannte den Besucher erst seit kurzer Zeit. Er hatte auch noch nicht normal zu ihr gesprochen, und dennoch fühlte sie sich ihm gegenüber unterlegen. Er war einer, der alles beherrschte, auch Menschenleben.
    Florence konzentrierte sich auf die Hand. Noch immer lagen die leicht gekrümmten Finger auf der gleichen Stelle. Aber sie bewegten sich jetzt auf und ab. Wanderten hoch bis zum Halsbeginn, dann wieder nach unten und stoppten erst, als sie den Ansatz der Brüste erreicht hatten, ohne diese allerdings zu streicheln.
    Florence atmete heftiger. Jetzt nur noch durch den Mund. Ein ungewöhnliches Prickeln rann durch ihren Körper. Sie verglich es mit einem Strom, der immer mehr Nachschub aus einer nie enden wollenden Quelle bekam. Dieses Gefühl war so hoch erotisierend, das sorgte für die Schmetterlinge im Bauch, und Florence kannte es nur, wenn sie mit einem Mann zusammen war oder jemand gesehen hatte, dessen Anblick sie tief traf.
    Die kalte Hand erreichte ihr Gesicht. Sie war kalt geblieben und hatte nicht die geringste Wärme ihrer Haut angenommen. Der andere drehte sie, so dass er mit der Handfläche über die Wange streicheln konnte und sie hoch bis zur Stirn gleiten ließ.
    Florence war blond. Auch von Natur aus. Sie allerdings hatte der Farbe noch mehr Pep gegeben, denn in das natürliche Blond waren helle Strähnen eingefärbt worden. Auf der Bühne trug sie die Haare toupiert, im normalen Leben nicht, da waren sie etwas strähnig und auch nicht lockig.
    Er nahm nur die eine Hand. Es tat ihr gut. Durch sein Streicheln hatte er eine Verbindung zwischen ihnen geschaffen, die sie als starkes Band empfand.
    »Komm«, sagte er mit seiner rauhen Flüsterstimme. »Geh zurück und setz dich wieder hin.«
    Florence gehorchte. Sie wäre zudem nicht auf den Gedanken gekommen, sich dagegen aufzulehnen.
    Sie ging sehr langsam. Erst als sie den Widerstand der Sitzfläche spürte, blieb sie stehen. Einen Moment später folgte sie dem leichten Druck der Hand, knickte in den Knien ein, setzte ich hin, ließ sich dann zurücksinken und bekam mit, dass sich der unheimliche Besucher am Stellhebel des Möbels zu schaffen machte. Er wollte es nach hinten kippen und es in eine liegende Position bringen.
    Florence glitt mit der Lehne zurück. Obwohl der Gegendruck geblieben war, hatte sie nach wie vor den Eindruck, schräg in der Luft liegend zu schweben. Sie ließ sich weitergleiten, bis sie eine fast liegende Position erreicht hatte. Dann erst öffnete Florence die Augen!
    Der Fremde stand links neben ihr. Genau in Höhe der Oberschenkel. Auch jetzt hielt er den Mund noch geschlossen. Nur seine Augen waren weit geöffnet. Das Lampenlicht erreichte ihn schwach. So blieb eine Hälfte seines Körpers mehr in der Dunkelheit verborgen. Trotzdem reichte die Beleuchtung aus. Florence schaute zu ihm hoch. Sie lächelte. Er machte ihr keine Angst mehr. Im Gegenteil, sie fühlte sich zu ihm hingezogen. Es war das erotische Verlangen zwischen Mann und Frau, das sich da festgesetzt hatte. Dennoch nicht zu vergleichen mit den Gefühlen, den sie ihren sonstigen Freunden gegenüber empfand. Dieses Band hier war noch stärker, ohne Maschen und straff.
    Florence Turner wollte gar nicht wissen, wer der Fremde genau war und wie er hieß. Sie wollte nur, dass er zu ihr kam, ganz nah - sehr nah. Nach einem seufzend klingenden Atemzug hob sie die beiden Arme an und streckte sie ihm entgegen.
    Diese Geste sagte genug. Er musste sie einfach wahrnehmen und entsprechend handeln wie sie es wollte.
    Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher