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Blut und Sünde

Blut und Sünde

Titel: Blut und Sünde
Autoren: Jason Dark
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Fremde beugte sich nicht vor. Eine Reaktion allerdings zeigte er. Wieder zogen sich seine Lippen in die Breite. Diesmal aber öffnete er den Mund.
    Im nächsten Augenblick sah sie etwas, das sie normalerweise erschreckt hätte, was ihr in diesem Fall allerdings nichts ausmachte.
    Aus dem Oberkiefer hervor wuchsen zwei lange, leicht gekrümmte, gelbliche und spitze Zähne. Ihr Besucher war ein Vampir!
    ***
    »Du musst dich entscheiden, John«, sagte Jane Collins und schaute dabei zu, wie ich dünne Nudeln um die Zinken der Gabel drehte, »denn morgen haben wir bereits Samstag.«
    »Weiß ich.«
    Sie ließ nicht locker. »Außerdem hast du frei. Jedenfalls hast du nichts anderes gesagt. Und Lady Sarah würde sich freuen, das wissen wir beide ebenfalls.«
    Ich hatte die Nudeln endlich gefangen und konnte sie in meinen Mund verschwinden lassen. Sie waren al dente gekocht. Ich kaute langsam, grinste dabei und blickte auf die blonde Detektivin, die mich aus ›Schlangenaugen‹ anschaute.
    Wir hatten uns bei diesem Italiener getroffen, bei dem man einfach für sein gutes Geld ein gutes Essen und auch schmackhaften Wein bekam. Das alles zu Preisen, die man auch als Normalbürger akzeptieren konnte und nicht erst zu sparen brauchte, um essen zu gehen.
    Es ging darum, dass mich die vom Alter her so unterschiedlichen Frauen am morgigen Tag mit ins Theater nehmen wollten. Zu der Premiere eines Grusicals, dessen Titel In the Darkness lautete. Es war kein Stück, das auf den großen Londoner Bühnen lief. Nein, man fing unten an. Junge Künstler, die sich erst noch einen Namen machen wollten und sich etwas Besonderes ausgedacht hatten. Eben ein schauriges Theaterstück mit Musik, ein Grusical. Ich kannte so etwas. Das hatte ich vor Jahren mal in New York am Broadway erlebt und war damals auf Mr. Horror getroffen.
    Mit Schaudern erinnerte ich mich noch an den Fall, als plötzlich Menschen verschwanden und zu Zwergen wurden. So etwas ähnliches sollte auch hier in London aufgeführt werden. Mittlerweile schrieben wir Oktober. Die Zeit der Theaterpremieren lief wieder an, und dabei wollten auch Jane Collins und Sarah Goldwyn, die Horror-Oma, nicht fehlen. Natürlich suchten die beiden sich nicht irgendeine Oper aus oder ein Schauspiel, nein, bei ihnen musste es schon etwas Besonderes sein. Da kam ihnen ein Grusical gerade recht.
    Ich ließ die Nudeln in meinen Magen rutschen und trank einen Schluck vom Roten.
    Jane hob drei Finger ihrer rechten Hand. »Die Karten haben wir bereits, John. Danach können wir uns noch ein paar schöne Stunden machen, und du brauchst auch nicht unbedingt nach Hause zu fahren. Du kannst in Sarahs Haus übernachten.«
    Ich grinste. »Zum Beispiel bei dir?«
    »Ja, zum Beispiel.«
    »Mit Lady Sarah als Anstandsdame.«
    »Hör auf, Mann.«
    »Du weißt ja, Jane, ältere Menschen brauchen weniger Schlaf als junge. Das wird auch bei Sarah so sein.«
    »Und wenn schon, was ich allerdings nicht glaube. Sagst du nun ja oder nein?«
    Ich aß wieder ein paar Nudeln und fragte dann: »Um was geht es da bei diesem Stück?«
    »Um eine Hexe, um eine Tote, die von ihr zum Leben erweckt werden soll oder wird, um einen Schlossherrn, der mit der Hexe verheiratet gewesen ist, die sich durch das Erwachen der Toten, die einmal als lebende Person die Geliebte des Schlossherrn gewesen ist, an ihrem Gatten rächen will. Du merkst, das liegt alles im menschlichen Bereich. Oder im zwischenmenschlichen.«
    »Wie es immer vorkommt bei uns.«
    »So ähnlich?«
    »Und das Stück heißt In the Darkness.«
    »Ja. Mit dem Untertitel ›Blut und Sünde‹.«
    »Aber hallo, das hört sich ja spannend an.«
    »Ist es auch, John.«
    Ich spannte Jane noch etwas auf die Folter und fragte: »Wer spielt denn alles mit?«
    Sie winkte ab. »Bekannte Namen sind natürlich nicht dabei. Aber junge Leute, die an der untersten Stufe der Karriereleiter stehen und sich erst noch einen Namen machen wollen. Eine tolle Truppe, kann ich dir sagen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Habe ich in einem schmalen Prospekt gelesen, den Lady Sarah mitgebracht hat. Du kennst sie doch. Wenn so etwas aufgeführt wird, lässt sie sich das nicht entgehen. Momentan laufen keine besonderen Gruselstreifen in den Kinos, da muss sie sich eben etwas anderes suchen. Ich habe schon zugestimmt, und wir haben noch eine Karte übrig. Wir können sie wieder abgeben oder sie dir schenken.«
    Sie klopfte mit dem Zeigefinger auf den Tisch. »Das wird sich heute und hier entscheiden,
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