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Blut und Sünde

Blut und Sünde

Titel: Blut und Sünde
Autoren: Jason Dark
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besitzen. Auch wenn es nur ein Kleinwagen war.
    Das Wetter hatte die trübe Gegend noch düsterer gemacht. Sie lief durch ein Halbdunkel und kam sich manchmal vor wie in einem Tunnel, in dem es nur wenig Licht gab.
    Wenn eben möglich, hielt es die Bewohner in ihren Häusern. So kam es, dass ihr nicht viele entgegenkamen und sie sich sehr allein vorkam.
    Neben einer großen Pfütze, die sich in einer Senke am Rand der Straße gesammelt hatten, spielten Kinder und ließen selbstgebastelte Schiffe auf dem Wasser fahren. Ihnen machte es Spaß, bei diesem Wetter draußen zu sein. Das hatte ihr als Kind ebenfalls gefallen. Sie lächelte flüchtig und winkte den Kindern zu. Die waren so in ihr Spiel vertieft, dass sie es nicht sahen.
    Florence Turner wohnte in einem alten Haus. Es war das zweitletzte in der Reihe. Das weiter folgende, ein Eckhaus, stand bereits leer. Es sollte im nächsten Frühjahr abgebrochen werden. Kein Mensch wusste, was anstelle dieses Hauses dort aufgebaut werden würde. Mieter für neue Wohnungen ließen sich nur schwer finden.
    Alte Bauten mit graubraunen Fassaden und großen Fenstern, deren Scheiben hin und wieder Erker zierten. Früher hatten in den Häusern die leitenden Angestellten der Zechen gewohnt. Das gehörte der Vergangenheit an. Nur wenige Wohnungen waren noch belegt.
    Sie hetzte weiter. Die Kapuze hatte sie über den Kopf gezogen. Der dünne Regen wurde an drei Seiten vom Stoff abgehalten. Ihr Gesicht war ungeschützt und deshalb nass. Früher hatte es noch die gepflegten Vorgärten gegeben. Das Land war zwar vorhanden, aber die Gärten selbst waren als solche nicht mehr zu bezeichnen. Man konnte sie schon als Brachland ansehen. Es war auch niemand da, der sich um sie kümmerte. Der alte Mann aus dem Erdgeschoss, der es einmal getan hatte, war vor einem halben Jahr verstorben.
    Florence erreichte ihr Haus. Ein kurzer Blick an der Fassade hoch. Das tat sie immer, auch wenn sie das Haus kannte und es nichts Neues mehr zu entdecken gab.
    Die alte Tür. Nur wenige Lichter, die hinter den Scheiben leuchteten. Es waren nicht alle Etagen belegt. Das Dachgeschoss stand leer und auch eine Wohnung darunter. In der zweiten wohnte sie. Die Zimmer lagen in der vierten Etage, und Florence durfte gar nicht daran denken, wie sie aussahen.
    Das Wasser war durch die Hauswand gedrungen und hatte nassen Schimmel an den Innenwänden hinterlassen. An der Westseite war es besonders schlimm, denn dort traf das schlechte Wetter zuerst ein.
    Sie eilte durch den Vorgarten auf die Haustür zu. Der Mittelweg war verschmutzt. Seit dem Tod des alten Mannes fühlte sich niemand dafür zuständig, hier zu reinigen oder zu fegen. Die alte Haustür hätte auch einer Erneuerung bedurft, aber darum kümmerte sich niemand. Hier lag alles im Sterben.
    Auf den letzten Metern hatte ihr der Wind die Kapuze vom Kopf weg in den Nacken geblasen. Der dünne Regen benetzte ihr Haar. Sie war nass geworden und ließ sich trotzdem noch Zeit, einen Blick an der Fassade in die Höhe zu werfen.
    Wieder kamen ihr die Worte der Lebensmittelhändlerin in den Sinn. Die Frau hatte von einer schlechten Atmosphäre gesprochen, die sich über der Gegend ausgebreitet hatte. Und das hing nicht allein mit dem Herbstwetter zusammen.
    Florence stemmte die Einkaufstüte gegen das linke angewinkelte Bein, um mit der rechten Hand nach dem Schlüssel zu kramen. Er steckte in der Tasche. Sie holte ihn hervor und schob den größeren der beiden Schlüssel in das Schloss der Haustür. Aber sie drehte ihn noch nicht herum. Etwas störte sie.
    Es war der kalte Schauer, der über ihren Rücken rann und sich auch auf dem Gesicht verteilte. Das Haus sah normal aus wie immer, aber ihr kam es verändert vor.
    Eine Erklärung fand Florence nicht. Etwas warnte sie, das Haus zu betreten. Das Gefühl, es nicht zu tun, wurde immer drängender, und sie fing sogar an zu schwitzen. Aber sie stemmte sich gegen das Gefühl an und schüttelte heftig den Kopf. »Unsinn - ich falle noch nicht auf das Geschwätz einer alten Frau herein.«
    Sie öffnete die Tür. Vor ihr lag der Schlund! Düster, ohne Licht. Der typische feuchtkalte Geruch wehte ihr entgegen. Hier wurde nicht geheizt. Kälte und Feuchtigkeit hatten sich durch die Wände von außen her gefressen und breiteten sich im Treppenhaus ebenso aus wie in den Wohnungen. Da gab es so gut wie keine Unterschiede.
    Sie machte Licht. Der alte schwarze Schalter musste dabei noch gedreht werden. Wie immer freute sich Florence
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