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Blut und Sünde

Blut und Sünde

Titel: Blut und Sünde
Autoren: Jason Dark
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darüber, dass das Licht noch funktionierte. Wenn es dunkel geblieben wäre, hätte es sie auch nicht gewundert.
    Der schwache Schein beleuchtete auch die alte Treppe mit dem dicken Geländer, an dem die Farbe längst abgeblättert war. Wie immer musste sie die Treppe hochsteigen, was ihr aufgrund des Alters nicht schwer fiel. Bei den anderen Mitbewohnern war es teilweise anders. Im Haus wohnten außer ihr zumeist ältere Menschen, die einfach nicht mehr ausziehen wollten.
    Sie erreichte die Wohnungstür und stellte dort die Tüte ab. Das Licht hatte sie unterwegs noch einmal einschalten müssen. Viel besser war die Sicht in dieser Etage nicht geworden, aber das kannte sie auch. Nur das Zittern war ihr neu, denn sie hatte Mühe, den Schlüssel in das Schloss zu stecken.
    Einmal drehen, dann konnte sie die Tür öffnen. Vorsichtig drückte Florence sie nach innen. Dabei wunderte sie sich über sich selbst, denn normalerweise betrat sie ihre Wohnung normal und nicht wie eine Fremde.
    Auch jetzt machte sie Licht. Der kleine Flur, den sie durch eingerahmte Kalenderbilder verschönt hatte, kam ihr längst nicht so vertraut vor wie sonst. Die gesamte Wohnung wirkte irgendwie verändert. In jedem der drei Zimmer schaute sie nach, auch im Bad, aber es war niemand zu sehen.
    Die Unruhe blieb trotzdem - und auch die Kälte. Sie kroch ihren Rücken hinab. So erlebte Florence sie wie draußen vor dem Haus. Diesmal nur etwas dichter und intensiver, denn die äußerliche Freiheit war hier nicht gegeben.
    Die Wohnungstür war wieder ins Schloss gefallen. Eingesperrt, dachte sie und lachte zugleich auf.
    Nein, das war Unsinn. Auf diesen Vergleich wollte sie sich nicht einlassen. Florence hatte sich die Räume selbst ausgesucht und nach ihrem persönlichen Geschmack eingerichtet, wenn auch mit nicht eben großen finanziellen Mitteln.
    Die Wohnung war leer. Kein Mensch hatte sie während der Abwesenheit betreten und hielt sich versteckt. Sie hätte beruhigt sein können, aber sie war es nicht. Trotzdem wollte sie die Wohnung nicht verlassen, um zu ihren Freunden zu laufen. Die letzten Proben waren gelaufen. Sie würde morgen nach London fahren und dort an der Premiere teilnehmen. Das war ihre Chance, und die wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Wenn sich jemand im Theater aufhielt, der sie sah und ihr Talent erkannte, dann war schon viel gewonnen.
    Florence zog die feuchte Kleidung aus, hängte sie an den Haken und verstaute die Lebensmittel in ihrem kleinen, gebraucht gekauften Kühlschrank. Der Regen hatte ihre Jeans nass und klamm werden lassen. Auch der Pullover war nicht mehr trocken.
    Überhaupt hatte sich die Kälte in der gesamten Wohnung ausgebreitet, in der es auch keine Heizkörper gab. Um es warm haben zu wollen, musste sie einen fahrbaren Radiator einschalten, der die meiste Zeit über im kleinen Bad stand und auch jetzt eingeschaltet war. Da kostete zwar Strom, doch frieren wollte sie auch nicht.
    Ein Zimmer stand so gut wie leer. Hier hingen nur ihre Klamotten an einem fünffüßigen Garderobenständer. Im größten Raum lebte und schlief sie auch.
    Alte Möbel aus zweiter Hand bildeten die Einrichtung. Zwei hohe Fenster gaben den Blick nach draußen frei, wo sich der Tag zu verabschieden begann. Es war längst dämmerig geworden, wenn nicht schon dunkel. Ihr Blick streifte über ein Brachgelände hinweg, das irgendwelche Leute als Müllkippe zweckentfremdet hatten, denn überall lag Zeug herum, das niemand mehr benötigte.
    Sie sah wieder die fallenden Blätter und dachte daran, dass die Natur sich zum Schlafen legte und die alte Kleidung abwarf. Im nächsten Jahr erst würde sie wieder erwachen, doch daran konnte und wollte sie jetzt nicht denken. Es zählte dieser Tag hier, und es zählte auch ihr Gefühl, das beileibe nicht gut war. Es bedrückte sie, es machte ihr Furcht.
    Sie drehte sich um.
    Das Frieren würde wahrscheinlich vergehen, wenn sie eine heiße Dusche nahm. Zwei Minuten später war sie ausgezogen und stand im warmen Bad. Eine Wanne gab es nicht, die Dusche reichte aus. Ein Handwaschbecken mit einem kleinen Spiegel darüber, Haken für Handtücher, die Toilette, ein dreibeiniger Hocker und die grün gestrichenen Wände mit den feuchten, großen Flecken machten den kleinen Raum nicht eben zu einer Luxusoase.
    Sie ließ das Wasser laufen. Es dauerte immer eine Weile, bis es heiß wurde. Zum Glück funktionierte die Wasseraufbereitung. Der Dampf quoll ihr wie Nebel entgegen. Florence regulierte
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