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Blut und Sünde

Blut und Sünde

Titel: Blut und Sünde
Autoren: Jason Dark
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stand ich auf der dunklen Bühne inmitten der Kulissen und wischte mir den kalten Schweiß aus dem Gesicht. Ich fühlte mich erschöpft. Nicht einmal körperlich, sondern seelisch. Da konnte Jane zum Trost sagen, was sie wollte, ich sah mich mehr auf der Straße des Verlierers, denn Mallmann war wieder einmal entwischt.
    Auf der Bühne und in deren Umgebung hielt sich außer mir kein lebendes Geschöpf auf. Ich entdeckte den Sarg und auch die wegen ihrer hellen Kleidung besser zu erkennende Garderobiere, die von ihrem schrecklichen Dasein erlöst worden war. Das alles wirkte auf mich, als hätten hier Gespenster ihre Spuren hinterlassen.
    Es roch weiterhin so staubig, so alt und muffig. Das schwache Licht aus dem Hintergrund war wie ein rötlich-gelber Fleck, der sich nicht bewegte.
    Den Weg dorthin musste ich nehmen, um wieder zu den anderen zu kommen. Außerdem würden die Kollegen von der Mordkommission wieder Arbeit bekommen, und ich würde dazu einige Erklärungen abgeben müssen, die die Männer nicht mehr aus der Fassung brachten.
    Langsam schritt ich über die Bühne. Ich kam mir vor wie ein Darsteller, der soeben seinen letzten Auftritt gehabt hatte und nun in Pension geschickt wurde.
    In der Stille hörte ich meine Sohlen schleifen. Sogar recht hart glitten sie über den Boden hinweg.
    Ich blieb stehen. Links von mir stand der Sarg. Das Schleifen blieb…
    Plötzlich war ich voll da. Ich schaute mich um, mein Griff galt der Beretta, aber die hatte Jane. Ich fasste ins Leere, aber ich wusste plötzlich, woher dieses Geräusch gedrungen war.
    Direkt aus dem Sarg.
    Es war zu dunkel, um Einzelheiten sehen zu können. Ich ging sicherheitshalber zurück, holte die kleine Lampe hervor und schickte ihren Strahl dem Sarg entgegen.
    Jemand lag darin und war dabei, sich aufzurichten. Im kalten Lichtstrahl gut zu erkennen. Besonders das Frauengesicht, das Katharina Gorman gehörte.
    Für Sekunden durchflutete mich eine gewisse Hoffnung, die sehr schnell vorbei war, als ich sah, was mit ihr passiert war.
    Sie bot einen grauenvollen Anblick. Ihre gesamte linke Halsseite sah aus wie von einer Gartenkralle zerfetzt. Da hingen Hautstreifen lappig herab. Da war das Blut teilweise schon mit einer harten Kruste überzogen. Da stand der Mund ebenso weit offen wie die Augen, aber Katharina lebte auf ihre Art und Wiese, auch wenn sie jetzt versuchte, mit sehr ungelenken Bewegungen aus dem Sarg zu klettern.
    Ich dachte daran, wie schnell sie zu einem Vampir geworden war. So etwas schaffte auch nur jemand wie dieser verfluchte Mallmann. Er hatte ihr den Keim eingepflanzt, der in der unheimlichen und nicht zu stoppenden Gier nach Blut mündete.
    Das rote Latexkleid war auch an einigen Stellen zerrissen, so dass die helle Haut durchschimmerte.
    Ihr blutverschmiertes Gesicht zuckte, und als ich das Fauchen hörte, da wusste ich, dass Katharina bereit war, sich von meinem Blut zu laben.
    Ich ließ sie kommen, aber ich ließ es nicht zu, dass sie aus dem Sarg stieg. Als sie den rechten Fuß angehoben und auch schon ihre Arme nach mir ausgestreckt hatte, da erwischte sie der tödliche Schock. In ihrem Gesicht zuckte es noch einmal, bevor sie die Berührung des geweihten Silbers voll erfasste und der Schrei in ihrer Kehle erstickte.
    Im Sarg brach sie zusammen, aber sie fiel nicht hinein, sondern blieb halb auf dem Rand liegen.
    Oberhalb ihrer Brust malte sich der Abdruck des Kreuzes ab, der ihr die endgültige Ruhe gegeben hatte.
    Ich hatte es tun müssen, und ich fühlte mich alles andere als wohl. Außerdem dachte ich daran, dass Mallmann nicht selbst zurückgekehrt war. Der Respekt vor meinem Kreuz musste für ihn wohl zu groß geworden sein.
    Ich ging sehr langsam zu den anderen. Als ich ins Freie trat, hörte ich sie sprechen, wartete noch und atmete zunächst sehr tief durch, um etwas zur Ruhe zu kommen.
    Jane stand noch bei denen, die es überstanden hatten und sprach auf sie ein. Ich sah auch Osmin Gorman, der am Wagen lehnte und weinte. Jane musste ihm berichtet haben, was mit seiner Frau passiert war. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm die ganze Wahrheit sagen sollte.
    Lady Sarah sah mich da stehen. Sie kam zu mir, gestützt auf ihren Stock. »John, da ist etwas passiert, das sehe ich dir an.«
    »Richtig.«
    »Los, rede. Das tut oft gut.«
    Ich brauchte nicht viel zu sagen. Aber ich sah, dass auch Lady Sarah betroffen war.
    »Und was sollen wir Osmin sagen?« fragte ich.
    »Tja, das ist schwer. Am besten gar nichts. Wenn er
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