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Blut und Sünde

Blut und Sünde

Titel: Blut und Sünde
Autoren: Jason Dark
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hatte, dass der Buchstabe plötzlich anfing zu leuchten. Dafür fand sie keine Erklärung. Das wäre auch etwas für ihr Stück gewesen.
    Auf der anderen Seite spielten sie Theater. Und was sie hier sah, das war echt und kein Schauspiel.
    Sie konnte sehr wohl echte Zähne von falschen unterscheiden. Diese Person trug kein Theatergebiss.
    Das war eben ein Vampir.
    Ein Vampir! Ein echter!
    Florence verstand sich selbst nicht mehr, dass sie so einfach darüber hinwegging. Sie nahm es als normal hin, dass es eben im wahren Leben auch Vampire gab. Verrückt, völlig abgefahren und aus der Reihe getanzt. Noch vor zwei Stunden hätte sie darüber gelacht, trotz der Worte der Lebensmittelhändlerin. Jetzt allerdings war sie damit konfrontiert worden und fand sich auch damit ab.
    Warum nur? Lag es an seinem Blick? An der Ausstrahlung, der sie sich nicht entziehen konnte? Er besaß etwas Besonderes, was andere nicht aufzuweisen hatten. Diese Gestalt war nicht nur ihr überlegen, sondern auch den anderen Menschen. Er stand über ihnen. Er strahlte eine Macht und eine Kraft aus, gegen die sie nicht ankam.
    Die junge Schauspielerin fühlte sich in einem seltsamen Zustand, den sie vielleicht mit einer schwachen Hypnose vergleichen konnte. Sie sah die Realität, hatte sich aber zugleich aus ihr entfernt und schwebte zwischen zwei Zuständen.
    Eine gewisse Mattheit durchfloss sie. Sie selbst wollte sich nicht bewegen. Keinen Arm anheben, sich auch nicht zur Seite wälzen und aufstehen, sie blieb einfach liegen, erfüllt von einer seltsamen Lethargie. Die normale Umgebung war für sie nicht mehr wichtig, sie konzentrierte sich einzig und allein auf diese Person vor ihr, die auch weiterhin nichts tat und einfach nur dastand.
    Nicht einmal den Namen des Fremden kannte sie. Wenn sie einen Blutsauger überhaupt namentlich kannte, dann war es der berühmte Graf Dracula, aber der war mehr eine theoretische Gestalt, obwohl er ja tatsächlich gelebt hatte.
    Florence wusste auch nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als sich ihr Besucher wieder regte. Dabei bewegte er nur seine schmalen Lippen und schickte ihr ein Lächeln zu. Ob es ein Lächeln war, konnte sie nicht hundertprozentig bestätigen, es war zumindest ein Zeichen, dass er sie wahrnahm, und das Lächeln wurde von ihr erwidert.
    Plötzlich konnte er sprechen. »Du bist Florence, nicht?«
    Sie fragte erst gar nicht, woher er ihren Namen kannte. Durch ein Nicken bestätigte sie ihn.
    »Sehr schön, Florence.«
    »Und wer bist du?«
    »Dein Meister!«
    Die beiden Worte hatten gereicht. Sie erweckten nicht einmal Widerspruch in ihr. Florence nahm sie hin. Ein Protest kam für sie nicht in Frage. Weder durch Worte noch durch Taten. Sie nahm es hin, und sie sah sich in der Rolle des Opfers, das sich voll und ganz unter die Kontrolle des Meisters gegeben hatte.
    Er beugte sich nach vorn und streckte seine Hand aus. Florence schaute ihr entgegen. Wieder sah sie die langen und dünnen Finger, und sie erinnerte sich daran, wie sie diese ungewöhnliche Kälte der Hand auf ihrer Haut gespürt hatte. Ob er sie jetzt streicheln würde, war unklar, denn seine Hand bewegte sich auf eine andere Gegend ihres Körpers zu, mehr der Mitte entgegen, wo der Gürtel durch einen Knoten gehalten wurde.
    Er ließ die Hand darauf liegen und hielt den Kopf nur so, dass er Florence anschauen konnte.
    Wieder glaubte sie Schmetterlinge im Leib zu spüren. Sie flatterten scheinbar durch ihren Körper.
    Innerhalb von Sekunden erlag sie der Faszination des Meisters, obwohl er nicht viel getan hatte.
    Nach wie vor lag seine Hand auf dem Gürtelknoten. Jetzt bewegten sich seine Finger. Sie spielten mit dem Knoten, sie rieben über ihn hinweg, und Florence spürte den leichten Druck auf ihrer Haut. Wieder durchrieselte sie das andere Gefühl so stark, dass sie eine Gänsehaut bekam.
    Er lachte leise. »Du fühlst dich gut, nicht?«
    »Ja«, gab sie leise zu.
    »Du möchtest, dass ich zu dir komme, nicht wahr? Ganz zu dir …«
    »Ja, das will ich.«
    »Sehr schön, Florence. So habe ich es mir vorgestellt. Ich freue mich schon für dich auf den morgigen Abend, denn da wirst du eine ganz andere sein, das kann ich dir versprechen. Du wirst dich einfach nur wundern. Du wirst mir treu ergeben sein, und du wirst dich an deine neue Existenz gewöhnt haben. Ich weiß, was du zusammen mit deinen Freunden vorhast. Es gefällt mir. Mir gefallen immer Menschen, die etwas Besonderes tun. Ich habe euch ausgesucht, dich als erste,
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