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Blut und Sünde

Blut und Sünde

Titel: Blut und Sünde
Autoren: Jason Dark
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habe ich jedenfalls Sarah gesagt.«
    Ich aß auch meine letzten Nudeln. Dann fragte ich: »Warum ist sie denn nicht mitgekommen?«
    »Weil sie uns mal einen Abend nur zu zweit gönnen wollte.« Jane lächelte honigsüß. »Die weiß eben, was sich gehört. Und morgen könnten wir uns dann das Grusical anschauen.«
    Ich runzelte die Stirn. Mein Gesicht blieb ernst, obwohl ich mich innerlich schon entschieden hatte, was Jane aber nicht merkte. Unter dem Tisch trat sie mich. »Los, alter Geisterjäger, gib dir endlich einen Stoß. Das ziehen wir durch.«
    »Tja, wenn du das so sagst.«
    »Du bist also dabei?«
    Ich lehnte mich zurück und gab meine Antwort mit einem seufzenden Unterton. »Könnte ich dir jemals einen Wunsch abschlagen, liebe Jane? Du hast gewonnen, ich bin dabei.«
    »Wunderbar«, jubelte sie und griff nach ihrem Glas. »Darauf sollten wir anstoßen.«
    Unsere Gläser klangen gegeneinander. Wir konnten uns einen Schluck erlauben, denn wir waren beide mit einem Taxi gekommen. Jane bestellte auch direkt Nachschub. Der Wein wurde hier in Glaskolben gebracht, aber ihr gefiel mein Gesicht nicht, denn sie sagte: »Deine Begeisterung hält sich in Grenzen.«
    »Na ja, ich jubele nicht gerade.«
    »Was ist der Grund?«
    »Ich denke nur einige Jahre zurück. Da war ich in New York. Da habe ich dieses Broadway-Grusical erlebt und bin in Kontakt mit Dr. Horror gekommen.«
    »Himmel, das war New York. Hier haben wir London.« Sie räusperte sich und senkte ihre Stimme.
    »Ich kenne dich ja, John, und ich hätte dich auch nie gefragt, weil ich weiß, dass du mit dem echten Grusel genug am Hals hast. Aber hier geht es um Lady Sarah. Die Horror-Oma ist mal wieder aufgeregt. Sie will was erleben. Sie braucht den Kick, und das in ihrem Alter. Ist zwar ungewöhnlich, aber was sage ich dir da. Wir beide kennen sie besser.«
    »Leider.«
    »Und es ist ein normaler Theaterabend mit einem Stück, das in unser Genre fällt.«
    »Genau das meine ich.«
    »Wieso?«
    »Nun ja, ich habe schon Ärger genug mit irgendwelchen Hexen und Untoten. Jetzt muss ich mich damit noch in meiner knappen Freizeit herumschlagen.« Ich stöhnte unrecht klingend auf. »Man hat es wirklich nicht leicht im Leben.«
    »Ach ja, wenn ich Zeit habe, werde ich dich bedauern. Das ist ja alles nur Theater.«
    Ich verzog den Mund und wiegte den Kopf. »Irgendwie ist das ganze Leben ja Theater«, erwiderte ich mit einem philosophischen Unterton in der Stimme.
    »Richtig.« Sie hob ihr Glas an. »Deshalb sollten wir auf die Bühne des Lebens trinken.«
    »Auch das noch. Aber nur, weil du es bist.«
    Wir lachten beide. Es hatte mir auch Spaß gemacht, Jane Collins ein wenig auf die Folter zu spannen, denn ich hatte an diesem Wochenende nichts vor. Es lag auch kein besonderer Fall an. Shao und Suko waren froh, allein zu sein, und ich hätte die beiden Tage wahrscheinlich in meiner Wohnung verbracht und vergammelt.
    »Wann beginnt die Vorstellung?«
    »Zwanzig Uhr. Vier Stunden vor Mitternacht.«
    Ich horchte auf. »Warum betonst du die Tageswende so überdeutlich?«
    »Weil es anschließend eine Premierenparty im Foyer des Theaters gibt. Dort können wir essen und trinken. Ist alles im Eintrittspreis enthalten. So etwas gehört auch zum Gebiet der Erlebnis-Gastronomie.«
    »Davon habe ich schon gehört. Für mich ist nur wichtig, dass wir nicht während der Vorstellung essen und trinken müssen.«
    »Da brauchst du keine Angst zu haben. Sarah wird sich freuen. Sie beschwert sich sowieso immer, dass sie dich viel zuwenig sieht.«
    »Ja, ja, ich weiß. Aber das ist eine Ausrede. Ich kenne sie. Sarah geht es dabei weniger um meine Person als darum, etwas zu erfahren, was ich beruflich gemacht habe. Als Horror-Oma will sie eben informiert sein, was so abläuft.«
    »Stimmt.« Jane schaute zu, wie ich Wein nachschenkte. »Doch morgen Abend lassen wir andere den Horror machen und werden uns köstlich dabei amüsieren.«
    »Wenn du das sagst.«
    »Bestimmt, John, bestimmt…«
    ***
    Florence Turner lag völlig bewegungslos in ihrem jetzt ganz nach hinten gekippten Sessel. Sie hatte ihren Atem reduziert, nahm ihn allerdings wahr, im Gegensatz zu dem des Besuchers, der noch immer starr an seinem Platz stand, sie anschaute und nicht zu atmen brauchte. Zumindest hörte sie nichts.
    Sie schaute ihn an. Sie sah das blutige D auf der Stirn, und seltsamerweise dachte sie dabei an das Grusical. Sie fragte sich, wie dieser Vampir die Verkleidung oder Veränderung so hinbekommen
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