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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin
Autoren: Kelley Armstrong
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setzte mich auf das Bett.
    Jeremy legte mir die Hand auf die Schulter. »Matthew Hull ist tot. Das Portal ist geschlossen. Deine Kinder sind in Sicherheit. Du bist in Sicherheit. Ja, Clay wird Muskelmasse verlieren. Vielleicht sogar den Arm. Aber weißt du, was er dazu sagen wird?«
    Ich sah zu Jeremy auf.
    »Dass es ein niedriger Preis ist, wenn man bedenkt, was er hätte verlieren können.«
     
    Wenn man in einer magischen Welt lebt, dann gewöhnt man sich daran, Magie zu erwarten. Man kann dagegen ankämpfen, versuchen, sich an das zu halten, von dem man weiß, dass es Wirklichkeit ist, aber im tiefsten Inneren hofft man immer noch, dass ein Schwenken eines Zauberstabs alles in Ordnung bringen kann und dass danach alle glücklich leben bis an ihr Ende.
    Clays Heilung kam tatsächlich – durch einen Arzt. Tolliver schnitt das zerstörte Gewebe heraus und fand darunter unversehrtes Fleisch. Es war also überstanden. Es hatte seinen Preis, aber wie Jeremy gesagt hatte – es war ein vergleichsweise niedriger Preis. Ich konnte nur hoffen, dass Clay es ebenso sehen würde.
    Er wachte am Tag darauf auf, als die Wirkung der Medikamente nachzulassen begann. Zunächst lag er benommen da und hörte zu, als ich ihm erzählte, dass Hull tot war. Er war zu schwach, um mehr dazu zu sagen als ein gemurmeltes »Das war ein dummes Risiko, das du da eingegangen bist, Elena«.
    Dann erklärte Jeremy ihm, was mit seinem Arm geschehen war, dass ein Teil des Muskelgewebes beschädigt war. Er würde eine Physiotherapie machen müssen, aber der Arm würde seine frühere Kraft niemals zurückgewinnen.
    Clay hörte sich das alles an, ohne auch nur zu zwinkern. Ich verspannte mich, wartete auf das Entsetzen, die Wut darüber, dass dies geschehen war, alles nur wegen eines Briefs, auf dessen Diebstahl ich bestanden hatte. Als er den Kopf drehte und mich ansah, wappnete ich mich für das, was ich dort sehen würde.
    Er fing meinen Blick auf. »Bist du so weit, dass wir nach Hause gehen können, Darling?«

[home]
Neuigkeiten
    Z wei Wochen später saß ich in Stonehaven auf der Trainingsbank im Keller und las die Torontoer Zeitungen, die Jeremy mir mitgebracht hatte. Clay schlug auf den Sandsack ein – er hatte bereits mit der langwierigen Aufgabe begonnen, sein Gehirn darauf zu trainieren, dass es sich mehr auf den linken Arm verließ. Auf seinen Wunsch hin las ich die Nachrichten laut vor. Nicht, dass ihn der Ausgang der Ereignisse in Toronto interessiert hätte, aber meine Stimme diente ihm als Ablenkung.
    Wie Jaime und Robert vorausgesagt hatten, hatten die Dinge sich zu normalisieren begonnen, sobald das Portal geschlossen war. Es geschah nicht augenblicklich – auch hier gab es keinen Zauberstab, der das bewerkstelligen konnte. Aber die Bemühungen, das Trinkwasser zu reinigen, zeigten jetzt Wirkung, und die Ratten griffen keine Menschen mehr an. Wie Clay war auch die Stadt auf dem langen Weg der Besserung.
    Ich rieb mir den Bauch, als ich nach der
National Post
griff.
    »Immer noch nicht besser?«, fragte Clay.
    »Ich fühle mich einfach unwohl.«
    Mir war seit dem vergangenen Abend »unwohl« gewesen; ich hatte nicht schlafen können und spürte immer wieder einen dumpfen Druck im Unterbauch. Seit unserem Abenteuer in Toronto hatte ich die Schwangerschaft stärker gespürt als zuvor; ich fühlte mich belastet und müde und wollte es jetzt einfach hinter mich bringen. Nichts weiter Alarmierendes, aber Clay und Jeremy gerieten in Panik, wenn ich nur einen flüchtigen Stich erwähnte, also erwähnte ich sie nicht mehr.
    Ich schlug die Zeitung auf. »Die
Post
macht die liberale Regierung für …«
    Ein plötzlicher Schwall von Flüssigkeit zwischen den Beinen ließ mich aufspringen; die fürchterlichen Fehlgeburtsvisionen kamen wieder aus ihrem Versteck geschossen. Nein, wahrscheinlich bloß wieder die Blase – ich hatte schon die ganze Woche die Freuden einer milden Inkontinenz genießen dürfen. Allerdings hatte ich diesmal weder gelacht noch geniest oder irgendetwas sonst getan, das dies hätte auslösen können. Als ich einatmete, roch ich etwas, das weder Blut noch Urin war … etwas, das ich nicht erkannte.
    »Scheiße!« Clay fuhr so schnell herum, dass der zurückschnellende Sandsack ihn in den Rücken schlug. »Deine Fruchtblase ist geplatzt.«
    »Meine …?«
    Ich sah hinunter auf den nassen Fleck zwischen meinen Beinen und starrte immer noch darauf, ohne es ganz zu begreifen, als Clay nach Jeremy zu brüllen
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