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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin
Autoren: Kelley Armstrong
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begann.
     
    Es ging also los.
    Zu Beginn meiner Schwangerschaft hatte Paige sich erboten, meine Hebamme zu sein. Sie hatte diese Aufgabe bereits mehrmals übernommen, als sie noch mit dem Hexenzirkel zusammengelebt hatte. Aber obwohl Jeremy schon am frühen Morgen vermutet hatte, dass meine Wehen einsetzten, hatte er sie nicht angerufen. Die Sommerferien waren zu Ende, Savannah ging wieder zur Schule, und Lucas war unterwegs und versuchte seinem schamanischen Mandanten einen ortsansässigen Anwalt zu finden.
    Paige konnte also nicht einfach eine Tasche packen und sich auf den Weg machen, wenn es auch ein Fehlalarm hätte sein können. Jeremy hatte den Anruf aufgeschoben, bis er sich sicher war, und bis dahin waren die Dinge so weit fortgeschritten, dass wir uns wohl mit einer Fernhebamme begnügen mussten.
    Mein »Unwohlsein« wurde zu erkennbaren Wehen, kräftig, aber im Abstand von jeweils mehreren Minuten. Jeremy machte Tee aus der Mischung, die Paige uns geschickt hatte, und ich traf Vorbereitungen für die Neuankömmlinge.
    Wir hatten Malcolms Zimmer ausgeräumt, es aber noch nicht ausgestattet, also würde zunächst mein Zimmer als Kinderzimmer dienen.
    Ich legte Laken auf die Babybetten, schüttelte Babydecken aus, suchte Strampelanzüge heraus und legte Windeln bereit. Clay versuchte, meine nächsten Manöver vorauszusehen, um sie mir abnehmen zu können. Er war mir mehr im Weg, als dass er half, aber ich fuhr ihn nicht einmal an. Diese Stunde hatte etwas Surreales, als ich in aller Ruhe winzige Windeln und Badetücher bereitlegte. Wenn eine Wehe dazwischenkam, wartete ich einfach ab, atmete tief durch und machte weiter.
    Dann machten die Wehen urplötzlich eine Entwicklung von »Ist doch gar nicht so schlimm« zu »Heiliger Bimbam!«.
    Wenn es ums Kinderkriegen geht, hat die Werwolfnatur ihre Vorteile. Zunächst einmal war ich an Schmerzen des »Heiliger Bimbam«-Typs gewöhnt – die Sorte, bei der man sich schwört, etwas nie wieder zu tun. Wie bei der Wandlung brachte der Schmerz seine Belohnung mit sich, und darauf konnte ich mich konzentrieren. Und als das nicht mehr funktionierte – na ja, die Männer waren daran gewöhnt, mich fluchen und herumbrüllen zu hören, und steckten es bemerkenswert gut weg.
    Jeremy fungierte als Hebamme, während Paige am lautgestellten Telefon Hilfestellung lieferte. Als es so weit war, begann ich zu pressen. Baby Nummer eins schob sich in die richtige Position … und dann ging mir mit plötzlicher Klarheit auf, dass ich im Begriff war, ein Baby durch eine Öffnung zu schieben, die in aller Regel nur von sehr viel kleineren Dingen genutzt wurde. Ich geriet in Panik, war drauf und dran zu brüllen »Ich kann das nicht«, versetzte ihm unwillkürlich einen letzten Stoß und …
    »Wir haben … einen Jungen!«, sagte Clay grinsend.
    Er wollte zu mir herüberkommen und blieb dann stehen, offenbar unschlüssig, was seine Aufmerksamkeit in höherem Maß forderte. Jeremy schnitt die Nabelschnur durch und reichte Clay das abgewischte, aber immer noch blutige Baby hin.
    Clay gab es an mich weiter, und sekundenlang verlor ich mich in seinen großen blicklosen Augen. Ich strich mit den Lippen über seinen Kopf, sog den Geruch ein, einen neuen Geruch mit einer schwachen Note dessen, was das Baby als Werwolf kennzeichnete. Er roch nicht wie ein erwachsener Werwolf, aber darauf hatte Jeremy mich vorbereitet.
    Als ich meinen Sohn auf den Kopf küsste, fiel mir ein, dass wir noch nicht fertig waren.
    »Nimm du ihn besser«, sagte ich zu Clay. »Er sollte seine Mom nicht als Allererstes brüllend und fluchend erleben, davon kriegt er später noch genug zu hören.«
    Clay nahm ihn und manövrierte ihn etwas herum, als er versuchte, eine sichere Position für ihn zu finden. Das Baby wimmerte; seine Augen waren groß und unbewegt, als es die neue Welt in sich aufzunehmen versuchte.
    »Sollte er nicht … lauter sein?«, fragte ich. »Schreien?«
    »Das kommt schon noch, da bin ich mir sicher«, sagte Jeremy.
    Clay grinste. »Und wenn nicht, wirst du dich kaum beklagen, oder?«
    »Stimmt.«
    »Elena?«, sagte Paige über das Telefon.
    »Ich bin noch da.«
    Sie lachte. »Gut, du hast es nämlich erst zur Hälfte hinter dir. Kannst du spüren, ob das andere kommt?«
    Ich konnte. Und wir begannen von vorn. Dieses Mal ging es besser. Der Weg war bereitet, und ich wusste, es würde schnell zu Ende gehen. Es kam mir vor, als hätte ich nach wenigen Minuten ein zweites Baby.
    »Ein
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