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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin
Autoren: Kelley Armstrong
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der linken und einer offenen auf der rechten Seite.
    Hulls Geruch hing in der Luft, aber er gab mir keine Richtung vor. Die offene Tür führte in die Kaffeeküche, ich merkte es anhand des Gestanks – Essen, diverse Gerichte, die für sich genommen wahrscheinlich ganz akzeptabel rochen, in Kombination und Stunden später aber sogar den hungrigsten Magen hätte rebellieren lassen.
    Ich schob mich an den Türrahmen heran und spähte ins Innere. Es sah aus wie eine Kopie der Kaffeeküche an meiner damaligen Wirkungsstätte – ein kleiner Raum mit einer saucenverspritzten Mikrowelle, einem Tisch und zwei Stühlen aus irgendeinem Gebrauchtwarenkaufhaus und einem uralten Kühlschrank. Kein Platz zum Verstecken, nicht einmal für einen kleinen Mann wie Hull.
    Die erste der geschlossenen Türen gegenüber war abgeschlossen. Die zweite ebenfalls. Zurück zur ersten. Ich drehte kräftig am Knauf, und das einfache Schloss brach auf.
    Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Wand und riss die Tür auf. Der Gestank von Reinigungsmitteln kam mir entgegen. Ich spähte ins Innere. Es war einfach ein Abstellraum, so vollgestellt mit Geräten, dass sich nicht einmal Hull hätte hineinquetschen können.
    Als ich die Tür schloss, hörte ich im Hauptraum etwas rascheln. Hatte es Hull auf irgendeine Art dorthin geschafft, während ich die anderen Räume überprüfte? Aber wie? Er wäre nicht an mir vorbeigekommen, es sei denn mit …
    Hexenmagie.
    Ich fluchte insgeheim. Löseformeln sind einfachste Hexenmagie, und die meisten Magier machen sich nicht die Mühe, mehr als das zu lernen, aber sie
können
stärkere Hexenformeln meistern, den Tarnzauber etwa. Ich hätte geradewegs an Hull vorbeilaufen können, ohne es zu merken, solange er sich nicht bewegte und ich nicht in ihn hineinrannte.
    Ich sah über den Hauptraum hin. Es war alles wieder still. Natürlich – Hull hatte die nächste Tarnformel gesprochen. Er musste das Geräusch absichtlich gemacht haben – weil er wollte, dass ich von seiner Anwesenheit wusste, und weiter nach ihm suchte.
    Er hatte sich nicht versehentlich in diesen Keller geflüchtet. Er hatte mich in ihn hineingelockt, in ein leeres Gebäude, in dem er mich umbringen konnte, wenn es nötig sein sollte, sich nehmen konnte, was er haben wollte, ohne Störungen fürchten zu müssen.
    Unwillkürlich fuhren meine Hände zum Bauch hinunter. Ich musste hier raus.
    Ich begann, mir vorsichtig einen Weg durch den Raum zu bahnen, setzte jeden Schritt mit Bedacht, während ich den Blick nach rechts und links schweifen ließ, als suchte ich, während ich in Wirklichkeit nur den Ausgang im Blick hatte.
    Schritte hämmerten auf der Treppe draußen. Schwere Schritte, und sie kamen herunter. Nick? Mein Herz setzte einen Schlag aus. Mit Nick zusammen würde ich nicht flüchten müssen, wir würden Hull aufscheuchen und …
    Die Schritte strauchelten, als wäre er gestolpert. Ich hatte die Türöffnung hinter mir, bevor ich den Gestank nach verwesendem Fleisch bemerkte. Ich sah auf und entdeckte den Bowlermann, der die Treppe heruntergetorkelt kam, das Messer in der Hand.
    Mir sank das Herz, aber dies würde es auch tun. Sollte der Zombie hereinkommen, und ich würde Verstärkung holen, während er Hull beschäftigte.
    »Er ist hier drin«, sagte ich. »Er verwendet Magie, um sich zu verstecken, aber …«
    Der Blick des Zombies fing meinen auf. Ich sprang eben noch rechtzeitig zur Seite, als er die letzten Stufen heruntergestürzt kam, das Messer erhoben wie ein Bajonett.
    Ich wich zurück bis in den Hauptraum. Der Zombie zögerte, als kämpfte er immer noch mit widersprüchlichen Anweisungen. Dann stürzte er vor. Ich prallte rückwärts gegen den nächststehenden Schreibtisch, schwang mich auf die Platte hinauf und über den Tisch hinweg und wäre auf der anderen Seite fast hinuntergefallen.
    »Elena!« Jaimes Stimme vom oberen Treppenabsatz her.
    »Hier …«
    Das Messer des Zombies jagte in meine Richtung. Ich rutschte die Tischplatte entlang außer Reichweite und kam auf dem Schreibtisch auf die Füße. Und jetzt sah ich Hull am anderen Ende des Raums, das Gesicht verzerrt vor Anstrengung, während er den Zombie zu kontrollieren versuchte – und offenbar war es ihm unmöglich, zugleich den Tarnzauber aufrechtzuerhalten.
    Unsere Blicke trafen sich. Er hob die Hand zu einer Rückstoßformel, die mich genau in den Zombie hineingeschleudert hätte. Ich trat zu, so hart ich konnte, während ich gleichzeitig mein
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