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Blut der Wölfin

Blut der Wölfin

Titel: Blut der Wölfin
Autoren: Kelley Armstrong
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mich zu wandeln. Noch ein drittes Mal, und Jeremy und Clay würden eine Münze werfen, um zu entscheiden, wer mich in den Käfig sperren durfte. Dies war eine Vorsichtsmaßnahme – wenn uns die Wandlung verwehrt bleibt, werden wir gewalttätig und unberechenbar –, aber angesichts meines übellaunigen Benehmens in der vergangenen Woche hätte es mich nicht gewundert, wenn sie sich um das Vorrecht gestritten hätten.
    Jetzt wandel dich halt, Herrgott noch mal! Runter auf die Knie … da, siehst du? Fühlt sich doch okay an, oder? Jetzt stemm die Hände auf den Boden … so. Und jetzt konzentrier dich
 …
    Mein Körper rebellierte, verkrampfte sich so gewaltsam, dass ich mich krümmte und nach Atem rang. Mich in einen Wolf verwandeln? Mit einem Baby im Bauch? War ich verrückt geworden? Ich würde es zerquetschen, zerreißen, ersticken –
    Nein!
    Ich richtete mich auf allen vieren auf, versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen und nur die Gedanken hineinzulassen, die den Code der Logik kannten. War dies meine erste Wandlung, seit ich schwanger geworden war? Nein. Es war die erste, seit ich
erfahren
hatte, dass ich schwanger war – vor zwei Wochen. Zwischen der Zeugung und dem Test musste ich mich ein halbes Dutzend Male gewandelt haben.
    War während dieser Wandlungen irgendwas passiert? Blutungen? Krämpfe? Nein.
    Also hör auf, dir Sorgen zu machen. Hol tief Atem, riech den Wald, grab die Finger in die feuchte Erde, hör das Pfeifen des Aprilwindes, spür das Ziehen in den Muskeln. Lauf zu Clay, er wird so froh sein, so
erleichtert …
    Meine Haut prickelte und spannte sich, als der Pelz zu sprießen begann –
    Mein Hirn trat wieder auf die Bremse, und mein Körper verspannte sich. Schweiß rann mir über die Wangen. Ich knurrte, grub Finger und Zehen in die kühle Erde und weigerte mich, den Vorgang abzubrechen.
    Entspann dich, entspann dich einfach. Hör auf, dir Gedanken zu machen, und lass deinen Körper die Arbeit machen. Wie wenn du Verstopfung hast. Entspann dich, die Natur erledigt das schon.
    Verstopfung? Wenn das kein romantischer Vergleich war. Ich musste lachen, und meine bereits in der Wandlung begriffenen Stimmbänder machten ein scheußliches Kreischen daraus, das einer Hyäne eher angestanden hätte als einem Wolf, woraufhin ich nur noch mehr lachen musste. Ich kippte zur Seite, und als ich da lag und lachte, entspannte mein Körper sich endlich.
    Die Wandlung setzte vollkommen selbsttätig ein. Meine Lachkrämpfe wurden zu Schmerzkrämpfen, und ich krümmte und wand mich auf dem Boden. Der übliche Schmerz der Wandlung. Aber ein immer noch panischer Teil meines Gehirns überzeugte mich davon, dass dies nicht die normale Sorte Schmerz war – ich brachte mein Kind um, erstickte es, als mein Körper sich zusammenkrümmte.
    Ich muss – muss aufhören – o Gott, es geht nicht!
    Ich versuchte, es abzubrechen – kämpfte, fauchte, konzentrierte mich darauf, zur menschlichen Gestalt zurückzukehren. Aber es war zu spät. Ich hatte schon viel zu lang gewartet, und jetzt war mein Körper entschlossen, die Sache hinter sich zu bringen.
    Irgendwann war der Schmerz vorbei, verschwunden, ohne auch nur ein Ziehen zurückzulassen, und ich lag keuchend auf der Seite. Dann sprang ich auf die Füße.
    Verdammt, nicht so schnell! Sei vorsichtig.
    Ich stand bewegungslos da, mit Ausnahme meines Schwanzes, der nicht aufhören konnte, von einer Seite zur anderen zu peitschen, als wollte er sagen: »Gut, wir haben uns gewandelt. Worauf wartest du also? Gehen wir rennen!« Der Rest meines Körpers hatte nichts gegen die Aussage einzuwenden, ließ aber den Schwanz das Brüllen erledigen und verlegte sich auf subtilere Zeichen der Ruhelosigkeit: ein jagendes Herz, Ohren, die in alle Richtungen spielten, gespannte Muskeln. Ich selbst weigerte mich, mich von der Stelle zu rühren, bevor ich Inventur gemacht hatte – bevor ich sichergestellt hatte, dass alles in Ordnung war.
    Erst mein Bauch. Keine merklichen Anzeichen für Schwierigkeiten. Ich keuchte, dehnte die Brust, probierte aus, ob die Bewegung irgendwo weh tat. Sie tat nichts dergleichen, aber mein Magen ließ ein Knurren hören, als der Geruch des nahen Kaninchens an mir vorbeizog. Man wäre wirklich nicht auf den Gedanken gekommen, dass ich gerade erst ein dreigängiges Mittagessen verschlungen hatte. Undankbarer Magen. Aber der andere Teil meines Bauches, der, der sich gerade mit neuem Leben füllte – der fühlte sich tadellos an.
    Ich hob die
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