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Blumen Für Sein Grab

Blumen Für Sein Grab

Titel: Blumen Für Sein Grab
Autoren: Granger Ann
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Bamford hatte einen winzigen gepflasterten Hinterhof, in dem eine Mülltonne und ein Kübel mit Fuchsien standen. Alans Patio und das Treibhaus hinter seiner viktorianischen Villa kamen einem Garten schon näher. Ihr selbst machte der Mangel nicht viel aus, doch Alan sehnte sich nach einem richtigen Garten. Obwohl er keine Zeit für dessen Pflege finden würde. Polizeiarbeit war eben zeitintensiv. Sie verschlang einen mit Haut und Haaren. Meredith seufzte. Dann fiel ihr Blick auf die Frau. Sie kam genau auf sie zu. Sie bewegte sich frei inmitten der Menge, und sie hielt ihren Begleiter an der Hand. Vielleicht war es das, was Merediths Aufmerksamkeit zuerst geweckt hatte. Ein Pärchen, keine Teenager oder jungen Leute mehr, das Händchen hielt. Sie und Alan hielten einander kaum jemals bei der Hand, niemals in der Öffentlichkeit und selten privat. Vielleicht war es tief empfundene Sehnsucht, diese erste Reaktion auf den Anblick, den das Pärchen ihr bot, aber das wies sie noch im selben Augenblick weit von sich. Denn dann war da noch die Mühelosigkeit, mit der sich das Paar durch die Menge bewegte. Die Menschen traten zur Seite und ließen sie vorbei, und obwohl es so viel anderes zu sehen gab, drehten sie die Köpfe nach den beiden. Die Frau wusste es. Sie erwartete es. Und doch ignorierte sie die Blicke der anderen und lächelte nur den Mann an ihrer Seite an, wenn sie nicht gerade wie ein überraschtes Kind auf irgendeine farbenprächtige Blume deutete. Irgendwie kam sie Meredith bekannt vor. Sie war mittelgroß und ungefähr in Merediths Alter, Anfang dreißig. Sie war jedoch um ein Beträchtliches besser gekleidet, frisiert und auch sonst mehr herausgeputzt als Meredith. Meredith hatte zum Besuch der Ausstellung praktische Kleidung gewählt, ein einfaches Kostüm und flache Schuhe. Ihr dichtes braunes Haar war zu einem Bubikopf geschnitten, und sie trug nur ein Minimum an Make-up. Sie war sehr groß, fast einen Meter achtzig, und verspürte von jeher eine Abneigung, sich wie einen Maibaum mit zu vielen bunten Bändern aufzudonnern, wie sie es nannte. Ihr natürlicher Impuls war, sich eher unauffällig zu geben. Nicht so die Frau, die sich nun näherte. Ihr Gesicht besaß jene alabasterne Schönheit, die nur durch sorgfältig aufgetragene Schichten teuren Make-ups auf einer regelmäßig von Kosmetikerinnen gepflegten Haut möglich wurde. Sie trug einen einfachen, doch teuren Rock mit einem Blumenmuster in blassem Pink und Grau und eine dazu passende ärmellose Jacke über einer nilgrünen Seidenbluse. Ihr Haar war lang, lockig und honigfarben und reichte bis zu den Schultern. Der Mann neben ihr war groß gewachsen, kräftig gebaut und besaß ein rötliches Gesicht; er wirkte ein wenig wie ein Levantiner. Sie sah aus wie eine kostspielige junge Frau, und er sah aus wie die Sorte Mann, die sich kostspielige junge Frauen leisten konnte. Das Paar passte tatsächlich sehr gut zusammen und wirkte glücklich. Und in diesem Augenblick erkannte Meredith sie. Irgendetwas in ihrem Gehirn machte Klick. Ein Bild stieg vor ihrem geistigen Auge auf, als würde es von einem Projektor auf eine Leinwand geworfen. Es war nicht das Bild einer eleganten, selbstsicheren Frau, sondern das eines sechzehnjährigen Schulmädchens in einem kurzen Korbball-Röckchen, dessen honigfarbenes Haar zu einem einzigen langen Zopf geflochten war. Das Gesicht rot vor Anstrengung, drückte das KorbballMädchen aus Merediths Erinnerung den Ball an seine Brust und suchte nach der nächsten, nach der größten Mitspielerin der eigenen Mannschaft.
    »Merry!«, kreischte eine Stimme durch all die Jahre hindurch.
    »Ray!«, rief Meredith jetzt.
    »Ray Hunter!« Sie stürzte so impulsiv vor, dass sie fast mit einem anderen Ausstellungsbesucher zusammengestoßen wäre, einer Frau mit einem von jenen weichen Velours-Hüten, die in diesem Jahr so beliebt waren, mit rings um den Kopf herabhängender Krempe über dem langen, lockigen braunen Haar. Sie riss erschrocken das Ausstellungsprogramm hoch, als sie vor Meredith zur Seite wich. Meredith stieß ein hastiges Wort der Entschuldigung aus. Die schicke Blondine starrte nun ihrerseits Meredith an, und bemerkte in ihren Augen plötzliches Wiedererkennen.
    »Das glaube ich nicht! Es ist Merry! Meredith Mitchell!« Sie strahlten sich an.
    »Meine Güte, Ray!«, rief Meredith.
    »Du siehst wirklich gut aus!« Es war die reine Untertreibung. Die Blondine deutete auf den Mann an ihrer Seite.
    »Ich heiße jetzt nicht
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