Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blumen Für Sein Grab

Blumen Für Sein Grab

Titel: Blumen Für Sein Grab
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
Umschlag, stand vom Bett auf und ging zu einem schmalen, eingebauten Schrank in der Ecke, der als Garderobe diente. Nichts an diesem alten Haus war gerade; es gab nicht einen einzigen rechten Winkel. Zwischen der Seite des Garderobenschranks und dem gewölbten Putz der Wand gab es einen Spalt, der breit genug war, um den Umschlag aufzunehmen. Gillian schob ihn gerade so weit hinein, dass nur noch eine winzige Ecke hervorsah, damit sie ihn später wieder würde herausziehen können. Doch Mrs. Hardy würde ihn, in dem unwahrscheinlichen Fall, dass sie Gillians Zimmer betrat, gewiss nicht bemerken. Mrs. Hardy war voll und ganz mit der Sorge um Mr. Hardy beschäftigt. Sie überließ es Gillian, Ordnung in ihrem Zimmer zu halten und es zu putzen sowie ihre Wäsche selbst zu waschen. Also waren die Fotografien einstweilen sicher, während Gillian in Ruhe darüber nachdenken konnte, was sie damit anfangen würde. Gillian war ein vorsichtiges Mädchen. Sie zog es vor, Dinge im Voraus zu planen.
    KAPITEL 2
    Wie es das Pech wollte, sah Meredith Mitchell sie zuerst. Hätte Alan Markby sie als Erster gesehen, hätte er alles unternommen, um ihr nicht zu begegnen, wie er später freimütig gestand. Sie wären nicht in die Geschichte hineingezogen worden. Sie hätten in den Zeitungen darüber gelesen und ihrem Entsetzen Ausdruck gegeben, und damit wäre alles erledigt gewesen. Das Schicksal hatte es jedoch anders gewollt. Es war schwierig genug, am vorletzten Tag im überfüllten Hauptzelt der Chelsea Flower Show irgendjemand Bestimmtes in der brodelnden Menge zu entdecken. Es war später Nachmittag, und die Müdigkeit forderte ihren Tribut. Es war sehr heiß, und obwohl alle weiterhin freundlich lächelten und die Begeisterung ungebrochen schien, begann die zuvor überall spürbare gute Laune merklich nachzulassen. Hobbygärtner sind im Allgemeinen friedfertige Naturen. Doch sie waren alle durch die zahlreichen Ausstellungszelte gestapft, hatten die Modellgärten besichtigt, die verschiedenen Stände besucht ebenso wie die Gartenmöbelausstellungen und die Verkaufsveranstaltungen, auf denen Gartenzubehör aller Art feilgeboten wurde. Sie hatten die Bücherstände inspiziert und die Buden, die getrocknete Kräuter aller Art anboten. Sie hatten unter den Bäumen im Gras gesessen und dem Spiel der Grenadier Guards gelauscht, während sie ihre Sandwichs gegessen hatten. Sie hatten sich an einem Getränkestand in eine lange Schlange eingereiht und warmes Pimms getrunken. So war es nicht verwunderlich, dass, als Meredith und Alan endlich bis zum großen Hauptzelt vorgedrungen waren, die Stimmung ringsum bereits spürbar Anspannung verriet. Hier drin, dachte Meredith düster, fühlt man sich ungefähr so, als sei man ein Teilnehmer der Schlacht von Waterloo. Viele der Besucher waren ältere Menschen, und von diesen waren nicht wenige behindert, was ihrer Entschlossenheit jedoch in keiner Weise Abbruch tat. Meredith war von allen Seiten angerempelt worden. Jeder Versuch, stehen zu bleiben und einen bestimmten Stand anzusehen, wurde von anderen erschwert, die das Gleiche vorhatten. Das galt natürlich nur für den Fall, dass sie überhaupt imstande war, sich einem Stand zu nähern. Die Zeltbesucher mit Gehstöcken waren die Schlimmsten. Sie benutzten diese als Bajonette. Trotz alledem musste sie zugeben, dass es eine wunderbare Ausstellung war, und obwohl eher Alan und nicht sie der Hobbygärtnerei zugetan war, bedauerte sie nicht, dass sie zugestimmt hatte, ihn zu dieser berühmtesten aller Blumenausstellungen zu begleiten. Nichtsdestotrotz würde sie heilfroh sein, wenn sie hier wieder draußen war.
    »Ich möchte«, sagte Alan,
    »ein Foto von diesen Rosen schießen.« Er kramte in seiner Kameratasche.
    »Möchtest du, dass ich mit aufs Bild komme?« Was für eine dumme Frage.
    »Nein. Nein, danke, ich möchte so viel von den Rosen im Bild wie möglich. Kannst du einen Schritt nach dort gehen, aus dem Weg?« Gehorsam trat Meredith zur Seite und wartete, während sie müßig die Menschenmassen beobachtete, die rings um sie herum wogten. Alan suchte nach dem richtigen Schusswinkel für sein Foto oder was auch immer. Sie schlenderte ein wenig weiter und betrachtete einen Stand, der sich auf Cottagegärten spezialisiert hatte. Der Stand war mit einer Silbermedaille ausgezeichnet worden. Die Ironie des Ganzen, sann Meredith, bestand darin, dass weder sie noch Alan einen richtigen Garten besaßen. Ihr eigenes kleines Reihenhäuschen in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher