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Blumen Für Sein Grab

Blumen Für Sein Grab

Titel: Blumen Für Sein Grab
Autoren: Granger Ann
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natürliche Begabung für das Spiel.« Mrs. James hatte ihre eigenen Vorstellungen davon, worin Rachel Constantines natürliche Begabungen lagen, doch sie verzichtete darauf, sie laut zu verkünden.
    »Vergiss die Hunde nicht!« Sie brüllte fast.
    »Sobald ich hiermit fertig bin, Ma.« Sie wandte sich schroff ab und stapfte nach draußen. Nevil wurde zunehmend starrköpfig – und rebellisch! Alles nur wegen dieses elenden Weibsstücks, dieses aufgedonnerten Stücks Meterware, das um Lynstone herumscharwenzelte, sich anzog wie ein Model und sich jeden Mann nahm, der ihren Weg kreuzte und nur die leisesten Annäherungsversuche machte.
    »Wie eine läufige Hure!«, schimpfte Mrs. James und funkelte böse durch die Bäume hindurch zu einem fernen Schornstein. Möge Gott Malefis Abbey verrotten lassen, und ganz besonders Rachel Constantine! Nevil, der arme Tropf, besaß nicht genug Verstand, um zu erkennen, welches Spiel sie mit ihm spielte und dass er nur verlieren konnte, was im Übrigen das Schlimmste daran war! Eine Frau wie Rachel würde nicht ihre Ehe riskieren, indem sie ernsthaft eine Liebschaft einging, gewiss nicht mit jemandem wie Nevil, jemandem, der kein Geld hatte. Sobald ihr Mann die ersten Anzeichen von Nervosität zeigte, würde sie Nevil die Tür weisen. Und er würde die ganze Rechnung bezahlen. Vielleicht würde er Lynstone sogar verlassen und von hier weggehen, um zu vergessen oder sonst irgendeinen weinerlichen Unsinn anstellen.
    »Verdammt!«, brüllte Mrs. James erneut die Bäume an.
    »Was ist denn, Molly?«, antwortete eine Stimme. Ein großes, nicht besonders hübsches Mädchen in Jeans, Gummistiefeln und einem alten Pullover tauchte auf. In den Händen hielt sie einen Eimer und eine Bürste.
    »Nichts!«, fauchte Mrs. James.
    »Bist du bald fertig mit diesen Katzen?«
    »Noch nicht ganz. Die rote hat mich wieder gekratzt. Wann kommt der Besitzer wieder?«
    »Nächste Woche.« Mrs. James blickte Gillian mürrisch an, doch es war keine Antipathie. Das Mädchen arbeitete gut und bedeutete keine Gefahr, was Nevil anging. Männer würden sich niemals mit Gillian abgeben. In Mrs. James’ Augen war das in mehr als einer Hinsicht ein Vorteil. Gillian würde nicht ihre Sachen packen und verschwinden. Sie liebte Tiere und war Menschen gegenüber scheu. Und wenn das Mädchen es auch vielleicht nicht wusste, sie hatte eine Menge Glück, dass sie so ein unscheinbares Pflänzchen war. Weil Männer, wenn man einen von ihnen denn in sein Leben ließ, einen selbst und besagtes Leben völlig zugrunde richteten. Widerwillig sah sich Mrs. James – im Licht kürzlich gemachter Erfahrungen – gezwungen einzuräumen, dass Frauen bei Männern ebenfalls ziemlich gründliche Arbeit zu leisten vermochten. Tatsache war, dass jeder zwischenmenschliche Kontakt die Gefahr von Täuschung, Verrat und Herzschmerz mit sich brachte.
    »Ich würde jeden halbwegs anständig ausgebildeten Jagdhund vorziehen«, murmelte Mrs. James vor sich hin, während sie in ihren japanischen Allrad-Wagen kletterte, der neben einem heruntergekommenen alten Escort parkte. Sie heizte den Fahrweg hinunter und bog mit quietschenden Reifen und in eine Staubwolke gehüllt in die Durchfahrtsstraße an dessen Ende ein. Ein Radfahrer radelte unvorsichtigerweise am Straßenrand entlang. Er begann unsicher zu schwanken, als Mrs. James heranraste, während er einen ängstlichen Blick über die Schulter warf.
    »Los, aus dem Weg!«, brüllte Mrs. James und gestikulierte durch die Windschutzscheibe. Der Radfahrer entschied sich, auf Nummer sicher zu gehen, und sprang seitwärts von seinem Gefährt. Er rappelte sich eben wieder aus dem Straßengraben auf, als Mrs. James um die Ecke verschwand. Mrs. James raste weiter, die Hände um das Steuer geklammert, die Schultern nach vorn gezogen, das Gesicht wutverzerrt. Sie würde etwas wegen Nevil und Rachel Constantine unternehmen müssen. Falls nötig, würde sie Rachel auf drastische Weise aus dem Weg räumen. Sie war noch nicht sicher, wie sie es anstellen würde, doch ihr würde schon etwas einfallen. Die Gehilfin der Tierpension, Gillian Hardy, beendete ihre Arbeit und stellte Schaufel, Besen und Eimer mit einem Seufzer der Erleichterung weg. Anschließend ging sie zum Haus hinüber. Hinter ihr bellten die Hunde, denn es war die Zeit am Morgen, zu der üblicherweise irgendjemand sie ausführte. Auf der hinteren Veranda entledigte sich Gillian mit Hilfe eines hölzernen Stiefelknechts ihrer Arbeitsschuhe und
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