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Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Titel: Blüte der Tage: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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aus dem Fenster in das stürmische Treiben hinausblickte, hörte sie mit halbem Ohr zu, wie Gavin seinen Bruder zu überreden versuchte, einen Wolkenkratzer zu bauen, den sie dann beide umwerfen könnten.
    Nach seiner Beförderung würde Kevin nicht mehr so häufig unterwegs sein, überlegte sie. Bald, sehr bald. Er hatte hart gearbeitet und stand nun kurz davor. Das zusätzliche Geld könnten sie gut brauchen, vor allem, wenn sie noch ein Kind bekämen – diesmal vielleicht ein Mädchen.
    Dank der bevorstehenden Beförderung und ihrem Wiedereinstieg ins Berufsleben könnten sie nächsten Sommer mit den Jungen irgendwohin fahren. Vielleicht nach Disney World. Oh, das würde ihnen gefallen. Selbst wenn sie schwanger wäre, könnten sie das bewerkstelligen. Sie hatte im Lauf der Zeit etwas Geld für die Urlaubskasse gehortet – und auch für die Autokasse, um irgendwann einen neuen Wagen zu kaufen.
    Als sie die Jungen nebenan lachen hörte, entspannte sie sich wieder. In Wahrheit hatte sie keinen Grund zur Klage. Ihr Leben war vollkommen, genauso, wie sie es sich immer erträumt hatte. Sie war mit einem wunderbaren Mann verheiratet, in den sie sich gleich bei der ersten Begegnung Hals über Kopf verliebt hatte. Kevin Rothchild mit seinem zögernden, süßen Lächeln.
    Sie hatten zwei hübsche Söhne, ein schönes Haus in einer guten Gegend, erfüllende Berufe, gemeinsame Zukunftspläne. Und wenn sie sich liebten, herrschte immer noch dieselbe Leidenschaft wie am Anfang ihrer Beziehung.
    Lächelnd malte sie sich seine Reaktion aus, wenn sie heute Abend, sobald die Kinder im Bett wären, in die neue sexy Reizwäsche schlüpfen würde, die sie während seiner Abwesenheit erstanden hatte.
    Ein wenig Wein, Kerzenlicht und dann ...
    Als nebenan ein neuerliches Krachen ertönte, verdrehte sie die Augen. Diesmal folgte darauf jedoch kein Geheul, sondern begeisterter Jubel.
    »Mom! Mom!« Freudestrahlend kam Luke in die Küche gerannt. »Wir haben das ganze Hochhaus umgeschmissen. Kriegen wir Kekse?«
    »Nein, nicht so kurz vor dem Abendessen.«
    »Bitte, bitte, bitte, bitte !«
    Er zerrte an ihrer Hose, versuchte, an ihrem Bein hochzuklettern. Stella legte den Kochlöffel aus der Hand und schob Luke vom Herd weg. »Keine Kekse vor dem Abendessen, Luke.«
    »Wir verhungern!« Gavin stürmte herein, in jeder Hand ein Matchboxauto. »Wieso können wir nicht essen, wenn wir Hunger haben? Warum müssen wir überhaupt das doofe Hühnchen essen?«
    »Darum.« Als Kind hatte sie diese Antwort immer gehasst, doch inzwischen hatte sie deren praktischen Nutzen erkannt.
    »Wenn dein Vater nach Hause kommt, werden wir alle zusammen essen.« Sie hoffte nur, seine Maschine würde keine Verspätung haben. »Ihr könnt euch einen Apfel teilen.«
    Sie holte aus der Obstschüssel auf der Theke einen Apfel heraus und schnappte sich ein Messer.
    »Ich mag meinen Apfel geschält«, verlangte Gavin.
    »Dazu habe ich jetzt keine Zeit.« Mit energischen Bewegungen rührte sie die Soße um. »Außerdem ist die Schale gesund.«
    »Krieg ich was zu trinken?« Luke zerrte erneut an ihrer Hose. »Ich hab Durst.«
    »O Gott. Gebt mir fünf Minuten, gut? Fünf Minuten. Geht rüber und baut irgendetwas. Danach könnt ihr geschälte Apfelschnitze und Saft haben.«
    Ein tiefes Donnergrollen ertönte, was Gavin zum Anlass nahm, wie wild herumzuhüpfen und zu kreischen: »Erdbeben! Erdbeben!«
    »Das ist kein Erdbeben.«
    Mit ausgestreckten Armen lief er einmal im Kreis herum
und rannte dann unter weiteren »Erdbeben!«-Rufen hinaus.
    Luke stürmte ihm nach und schrie gleichfalls: »Erdbeben! Erdbeben!«
    Stella presste die Hand an die Schläfen. Der Lärm war kaum auszuhalten, aber zumindest waren die beiden nun beschäftigt, und sie konnte sich wieder um das Essen kümmern.
    Sie ging an den Herd zurück und lauschte ohne großes Interesse den Kurznachrichten im Fernsehen.
    Die Meldung sickerte durch ihre Kopfschmerzen hindurch. Langsam drehte sie sich zu dem Fernsehgerät um.
    »Flugzeugabsturz auf dem Inlandflug von Lansing nach Detroit, Michigan. An Bord waren zehn Passagiere ...«
    Der Rührlöffel fiel ihr aus der Hand. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
    Kevin. Kevin.
    Die Kinder kreischten vor Schreck, als ein lauter Donnerschlag die Luft erzittern ließ. Stellas Welt zerfiel in Scherben, und sie sank ohnmächtig auf den Küchenboden.
     
    Sie kamen, um ihr mitzuteilen, dass Kevin tot sei. Fremde Menschen mit ernsten Mienen. Sie konnte es nicht
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