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Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Titel: Blüte der Tage: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Sommernachmittag in einem gemieteten Ruderboot um ihre Hand angehalten.
    Bei der Trauerfeier trug sie schwarz – eine Witwe von einunddreißig Jahren, mit zwei kleinen Jungen, einer Hypothek und einem Herzen, das in tausend Stücke zersprungenen
war, sodass sie sich fragte, ob sie für den Rest ihres Lebens die Splitter in ihrer Seele fühlen würde.
    Sie umhegte ihre Kinder und machte für sie alle Termine bei einem auf Trauerarbeit spezialisierten Therapeuten.
    Aufgaben. Mit Aufgaben konnte sie umgehen. Solange es etwas Konkretes zu tun gab, hielt sie durch. War stark.
    Freunde kamen, zeigten ihr Mitgefühl, trockneten Geschirr und Tränen. Sie war ihnen eher dankbar für die Ablenkung als für die Anteilnahme. Für sie gab es keinen Trost.
    Ihr Vater und seine Frau, die aus Memphis anreisten, waren ihr jedoch eine Stütze. Jolene, die Frau ihres Vaters, umsorgte und bemutterte sie, wohingegen ihre eigene Mutter sich darüber beschwerte, dass sie sich mit dieser Person im selben Zimmer aufhalten musste.
    Nach der Trauerfeier, als die Freunde gegangen waren und ihr Vater und Jolene nach einem innigen und tränenreichen Abschied den Heimflug angetreten hatten, zog sie das schwarze Kleid aus.
    Sie stopfte es in einen Beutel für die Altkleidersammlung. Sie wollte es nie wieder sehen.
    Ihre Mutter blieb. Stella hatte sie darum gebeten. Unter solch tragischen Umständen hatte sie ein Anrecht auf ihre Mutter. Welche Reibereien es auch immer zwischen ihnen gegeben hatte und nach wie vor gab, angesichts des Todes waren sie unbedeutend.
    Als sie in die Küche kam, kochte ihre Mutter gerade Kaffee. Stella war dankbar, dass ihr jemand diese kleinen Aufgaben abnahm. Spontan ging Sie zu Carla hinüber und küsste sie auf die Wange.
    »Danke. Ich kann keinen Tee mehr sehen.«
    »Kein Wunder. Jedes Mal, wenn ich dieser Person den Rücken kehrte, hat sie ihren verdammten Tee gekocht.«
    »Jolene wollte nur behilflich sein, und wahrscheinlich hätte ich vorher gar keinen Kaffee vertragen.«
    Carla drehte sich zu ihr um. Sie war eine schlanke Frau mit kurzem blondem Haar. Seit Jahren bekämpfte sie die Spuren der Zeit mit regelmäßigen Besuchen bei einem Chirurgen. Skalpell und Injektionen hatten zwar einige Jahre weggewischt, ließen sie jedoch, wie Stella fand, unnatürlich und hart aussehen.
    »Immer ergreifst du für sie Partei.«
    »Das stimmt nicht, Mom.« Müde setzte sich Stella an den Küchentisch. Jetzt gab es keine Ablenkungen mehr, wurde ihr bewusst. Keine Aufgaben, in die sie sich flüchten könnte.
    Wie sollte sie die Nacht nur überstehen?
    »Ich sehe nicht ein, weshalb ich sie tolerieren soll.«
    »Es tut mir Leid, wenn du dich unwohl gefühlt hast.
    Aber ich fand Jolene sehr lieb. Dad und sie sind seit, ach, seit fünfundzwanzig Jahren oder so verheiratet. Allmählich solltest du dich daran gewöhnt haben.«
    »Ich kann ihr komisches Gesicht und diese näselnde Stimme einfach nicht ertragen. Na ja, Wohnwagenpöbel eben.«
    Stella öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Jolene kam weder aus einer Wohnwagensiedlung, noch war sie Pöbel. Aber was nutzte es, wenn sie das klarstellte? Oder ihre Mutter daran erinnerte, dass sie es war, die die Scheidung gewollt und danach noch zweimal geheiratet hatte?
    »Nun, jetzt ist sie ja weg«, lenkte Stella ein.
    »Stimmt, die sind wir Gott sei Dank los.«
    Stella holte tief Luft. Kein Streit, mahnte sie sich. Ich habe keine Kraft zum Streiten.
    »Die Kinder schlafen. Sie waren völlig erschöpft. Morgen... Nun ja, morgen sehen wir weiter. Wahrscheinlich wird mein Leben auf diese Art weitergehen. Von einem Tag auf den anderen.« Sie senkte den Kopf, schloss die Augen. »Ich denke noch immer, dass alles nur ein böser Traum ist und ich jeden Moment aufwachen werde. Und dann wird Kevin da sein. Ich ... ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Ich ertrage nicht einmal den Gedanken daran.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen. »Mom, ich weiß einfach nicht, wie es weitergehen soll.«
    »Er hatte doch eine Versicherung, nicht wahr?«, fragte Carla, während sie ihr eine Tasse Kaffee hinstellte.
    Entgeistert starrte Stella ihre Mutter an. »Wie bitte?«
    »Eine Lebensversicherung. Er hat doch sicher vorgesorgt.«
    »Ja, aber –«
    »Du solltest einen Anwalt wegen einer Klage gegen die Fluggesellschaft zurate ziehen. Dich mit den praktischen Dingen befassen.« Sie setzte sich mit einer Tasse Kaffee zu Stella an den Tisch. »Das kannst du sowieso am besten.«
    »Mom.« Sie
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