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Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Blüte der Tage: Roman (German Edition)

Titel: Blüte der Tage: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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redete so langsam, als würde sie aus einer fremden Sprache übersetzen. »Kevin ist tot.«
    »Das weiß ich, Stella, und es tut mir Leid.« Flüchtig tätschelte sie Stellas Hand. »Ich habe ja auch alles stehen und liegen lassen, um dir beizustehen, nicht wahr?«
    »Ja.« Sie musste sich das vergegenwärtigen. Es anerkennen.
    »Was ist das nur für eine verfluchte Welt, in der ein Mann seines Alters einfach so stirbt? Sinnlose Verschwendung. Ich werde das nie begreifen.«
    Stella zog ein Taschentuch heraus und wischte sich die Tränen ab. »Ich auch nicht.«
    »Ich mochte ihn. Tatsache ist aber, dass du jetzt in einer schwierigen Lage bist. Eine Witwe mit zwei kleinen Söhnen. Auf so etwas wird sich kaum ein Mann einlassen, das kannst du mir glauben.«
    »Herrgott, Mom! Ich will keinen anderen Mann!«
    »Warte es ab«, erwiderte Carla ungerührt. »Aber sieh zu, dass der Nächste Geld hat. Mach nicht dieselben Fehler wie ich. Du hast deinen Gatten verloren, und das ist hart. Verdammt hart. Aber Frauen verlieren jeden Tag ihre Ehemänner. Besser, ihn so wie du zu verlieren, als durch Scheidung.«
    Der Schmerz in Stellas Innerem war zu scharf, um Trauer auszudrücken, zu kalt, um Zorn zu empfinden. »Mom, heute war Kevins Trauerfeier. Seine Asche befindet sich in einer gottverdammten Urne in meinem Schlafzimmer.«
    »Du wolltest meine Hilfe.« Sie deutete mit dem Kaffeelöffel auf Stella. »Und ich versuche, dir diese Hilfe zu geben. Du wirst die Fluggesellschaft verklagen, dich um ein solides finanzielles Polster bemühen. Und um Himmels willen keinen Versager heiraten, so wie mir das immer passiert. Du kannst dir nicht vorstellen, dass eine Scheidung ein schwerer Schlag ist, was? Tja, schließlich hast du das noch nie durchgemacht. Ich schon. Zweimal. Du weißt es noch nicht, aber jetzt steht mir das dritte Mal bevor. Ich bin mit diesem Idioten fertig. Du hast keine Ahnung, was ich mit ihm durchgemacht habe. Er ist nicht
nur ein rücksichtsloses, großmäuliges Arschloch, sondern er betrügt mich auch.«
    Seufzend stand sie auf, schnitt sich ein Stück Kuchen ab und nahm wieder Platz. »Wenn er meint, dass ich das dulde, hat er sich gründlich getäuscht. Ha, ich würde zu gern sein dummes Gesicht sehen, wenn er die Scheidungspapiere erhält. Heute.«
    »Tut mir Leid, dass deine dritte Ehe nicht funktioniert hat«, sagte Stella steif. »Aber es fällt mir schwer, Mitleid zu empfinden, da sowohl deine Ehen als auch deine Scheidungen deine eigenen Entscheidungen waren. Mein Mann ist tot. Und das war ganz bestimmt nicht meine Entscheidung.«
    »Denkst du, ich will das alles noch einmal durchmachen? Denkst du etwa, es macht mir nichts aus, wenn ich zu dir komme, um dir beizustehen, und dann dieses Flittchen deines Vaters vorgesetzt kriege?«
    »Sie ist seine Ehefrau, die sich dir gegenüber immer korrekt verhalten hat.«
    »Nach außen hin.« Carla schob sich einen Bissen Kuchen in den Mund. »Glaubst du, du bist die Einzige, die Probleme hat? Und Kummer? Man schüttelt das nicht mehr so einfach ab, wenn man auf die fünfzig zugeht und plötzlich allein leben muss.«
    »Die fünfzig hast du ja bereits überstanden, Mom, und die Scheidung war, wie gesagt, dein eigener Wunsch.«
    Wütend kniff Carla die Augen zusammen. »Dein Ton gefällt mir nicht, Stella. Das muss ich mir nicht bieten lassen.«
    »Nein, das musst du nicht. In der Tat wäre es vermutlich für uns beide das Beste, wenn du abreist. Sofort. Es
war eine schlechte Idee, dich zum Bleiben aufzufordern. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe.«
    »Wenn du willst, dass ich gehe, bitte sehr!« Carla stand auf. »Dann werde ich eben wieder nach Hause fahren. Du warst schon immer ein undankbares Geschöpf, das mir nichts als Ärger bereitet hat. Falls du mal wieder eine Schulter zum Ausheulen brauchst, dann wende dich an deine provinzielle Stiefmutter.«
    »Das werde ich tun«, murmelte Stella, während Carla aus der Küche rauschte. »Sehr gern sogar.«
    Sie stand auf, um ihre Tasse zum Spülbecken zu bringen. Statt die Tasse ins Becken zu stellen, ließ sie sie, einem inneren Drang folgend, einfach hineinfallen. Am liebsten hätte sie alles um sich herum kaputtgeschlagen, wie das Schicksal auch sie zerstört und gebrochen hatte.
    Den Rand des Spülbeckens umklammernd, betete sie, dass ihre Mutter so schnell wie möglich packen und abreisen würde. Sie wollte sie nicht mehr hier haben. Wie war sie nur auf die Idee gekommen, ihre Mutter könnte ihr Trost
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