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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman
Autoren: Robert Pobi
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war so unerträglich, so schrecklich, dass er sich die Ohren mit den Händen zuhielt, um es zum Verstummen zu bringen. Erst da erkannte er, dass es sich in seinem Kopf befand, und das machte es noch furchtbarer. Er brüllte aus vollem Hals, und sein Heulen hallte wider wie der Klang eines ausgeweideten Tieres in einem Stahlbehälter.
    Hauser spuckte zu Boden. »Niemand hat sie gesehen, Jake. Außer Ihnen. An dem Morgen, als wir über Carradine sprachen, da waren sie oben und nahmen ein Bad, erinnern Sie sich? Sicher, ich hörte das Wasser laufen. Ich hörte das Radio aus dem Badezimmer. Aber wissen Sie, was ich nicht hörte, Jake? Geplansche. Gerede. Gelächter. Oder irgendeines der anderen tausend Geräusche, die es gibt, wenn ein Dreijähriger gebadet wird. Es war niemand bei Ihnen, Jake. Sie waren ganz allein mit Ihrem eidetischen Gedächtnis. Sie können die Szenen von Tatorten in Ihrem Kopf heraufbeschwören. Sie können alles in Ihrem Kopf erschaffen. Sie sind wie ein Dr. Frankenstein, der ausrangierten Körpern neues Leben einhaucht. Sie haben sich Ihre Familie nur eingebildet.«
    Jakes Brust füllte sich mit einem Strom heißer Lava, die seine Stimmbänder versengte, seinen Magen verflüssigte und einen kochendheißen Adrenalinstoß durch sein Gehirn jagte. Er krümmte sich zusammen. »Hören Sie auf!«
    Hausers Hand lag auf dem Griff seiner Pistole, und seine Augen waren humorlose kalte Münzen hinter seiner gelben Scharfschützenbrille. »Die beiden Leichen im Haus der Farmers waren Ihre Frau und Ihr Kind, Jake.«
    Â»Ich war noch heute Morgen mit Kay und Jeremy zusammen!«, gellte er. »Jemand hat sie entführt!« Und selbst für ihn klang es wie eine Lüge.
    Hauser schüttelte den Kopf, und die kalten Münzen in seinem Kopf blieben auf Jake geheftet. »Nein, Jake. Die Frau und das Kind waren Ihre Ehefrau und Ihr Sohn.«
    Â»Diese Frau und der Junge starben vor drei Tagen und Nächten, Mike! Kay und Jeremy sind erst gestern verschwunden!«
    Hauser schüttelte den Kopf. »Nein, Jake. Sie sind vor drei Tagen gestorben. Ich habe mit Carradine gesprochen – das Labor in Quantico konnte die DNA des toten Kindes Ihnen zuordnen. Jedenfalls zur Hälfte.«
    Â» ICH WAR HEUTE NOCH MIT IHNEN ZUSAMMEN !« … oder war ich das nicht?
    Â»Nein, Jake, das waren Sie nicht.« Hauser schüttelte den Kopf. »Während der vergangenen drei Tage hat niemand mehr Ihre Frau oder Ihren Sohn gesehen.«
    Â»Wenn sie nicht hier waren, mit wem habe ich dann gesprochen?« Mit wem geschlafen?
    Hauser zuckte die Achseln. »Sie verhalten sich nicht wie ein Verrückter. Es ist dieses komische Gedächtnis. Mir kommt es eher vor wie ein Fluch, nicht wie eine Gabe. Carradine sagte, Sie sehen Dinge, die kein anderer sieht. Vielleicht ist genau das passiert. Sie haben sie aus Ihrem Gedächtnis wieder hervorgeholt.«
    Jake dachte daran, wie seine Mutter ihn nach ihrem Tod immer besucht hatte, und seine Fingerspitzen kribbelten, als würden Spinnen darin herumkriechen. »Wie hätten sie denn ins Haus der Farmers kommen sollen?«
    Â»Wohl ist es vor einer Stunde endlich gelungen, Mr Farmer zu erreichen. Er ist derzeit auf St. Lucia. Er sagte, dass er das Haus ab dem ersten September an eine gewisse Kay River vermietet hätte.«
    Wieder traf Jake ein Schlag in die Brust, und er stieß die Luft mit einem hörbaren Schnaufen aus. »Wissen … Sie … eigentlich … wie … verrückt … sich … das … anhört?«
    Â» UND SIE ? Sie waren allein hier.« Hauser verstummte und kramte all die kleinen Indizien hervor, die er übersehen hatte. »Erinnern Sie sich an die Pizzalieferung? Sie haben eine einzige für sich selbst bestellt. Und eine Cola. Weil Sie wussten, dass sonst niemand hier ist.«
    Â»Das ist nicht wahr. Ich habe bei der Pizzeria angerufen, um mich zu beschweren …«
    Â»Können Sie sich daran erinnern, wie Sie die Bestellung aufgegeben haben?«
    Â»Aber natürlich …« Und plötzlich begriff er, dass es nicht so war.
    Â»Sie haben Ihre eigene Familie abgehäutet und dann aus dem Gedächtnis ein Modell von ihr erstellt, damit Sie …« Hauser schwieg einen Moment lang, um die Denkprozesse zu begreifen, die zu so etwas gehörten. »Sie sind dermaßen gestört, dass es wirklich nicht mehr komisch
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