Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman
Autoren: Robert Pobi
Vom Netzwerk:
Überreste in der anderen.
    Hauser stand über ihm auf der Terrasse, die Mundwinkel immer noch tief heruntergezogen, dass es aussah, als wäre sein Gesicht in dieser Grimasse erstarrt. Er schaltete seine Maglite ein und richtete den Strahl auf Jake. Auf die Dinger in Jakes Händen. Dann knipste er sie aus.
    Jake ging zur Treppe, stolperte hinauf und brach auf der Terrasse zusammen.
    Kays Haut entrollte sich mit einem fleischigen Klatschen. Ihr augenloses, zahnloses, lebloses Gesicht war zum Himmel gerichtet, und Jake sah, dass ein Messer den Mund von Ohr zu Ohr aufgeschnitten hatte. Der Pool hatte sie sauber geschrubbt, und jede Prellung, jede Schnittwunde grinste ihn mit höhnischem Wahnsinn an.
    Â»Nein«, sagte er so leise, dass er ebenso gut gar nichts hätte sagen können.
    Jake wandte sich der Haut zu, die einmal seinem Sohn gehört hatte. Sie war an den Rändern ausgefranst und sauber gewaschen von der Zeit im Pool. Sie hatte keine Ohren.
    Hauser trat näher, ließ aber das Licht ausgeschaltet. »Da rein, Jake.« Die Pistole hing locker in seiner Hand und schimmerte wie eine Prothese.
    Jake las das wenige auf, das noch von seinem kleinen Jungen übrig war. Es fühlte sich ekelerregend an. Er schob einen Arm unter Kays Haut, und ihre Tätowierung mit den gekreuzten Pistolen kam ihm vor die Augen. Liebe tut weh.
    Mit gesenktem Kopf betrachtete er ihre zerrissenen, zerhackten Hände. Liebe. Hass.
    Dann wieder die Pistolen.
    Liebe tut weh , mit einer ausgefransten Linie mittendurch.
    Er erinnerte sich an das T-Shirt, das sie gerade erst gekauft hatte, mit Don’t Hassel The Hoff! quer über der Brust.
    Alles, was geblieben war – Schlagworte.
    Jake las seine Familie auf. Sie ergoss sich klatschnass über seine Schenkel, liebkoste ihn mit langen Hautranken. Kays Haare kratzten auf seinen Jeans.
    Er nahm sie mit ins Wohnzimmer, legte sie zu Onkel Franks Füßen aus und setzte sich auf den Boden. Einen Augenblick lang starrte er sie nur an.
    Â»Sind Sie hier, um mich zu töten?«, fragte er, ohne den Blick von dem Entsetzlichen zu lösen.
    Hauser trat einen Schritt vor und hob die Pistole. »Ich sehe, mittlerweile haben Sie es verstanden.«

80
    Scopes fuhr mit eingeschaltetem Blaulicht und heulender Sirene Slalom über die mit Trümmern übersäte Route 27 . Um ihn herum sah es aus wie in den alten Schwarzweißfilmen aus Hiroshima, die er im History Channel gesehen hatte. Doch ohne einen Bildrahmen, der sie einschloss und zurechtstutzte, erschien die Realität um viele Größenordnungen schlimmer, als er sich es je hätte vorstellen können. Er kam sich vor, als würde er durch den Traum eines Irren fahren. Wo er auch hinsah – so weit sein Auge reichte –, war die Welt in Stücke zerrissen.
    Es war das Auge des Sturms. Noch nicht das Ende. Wenn er sich umsah, fragte er sich allerdings, warum sich der Sturm die Mühe machen sollte, noch einmal zurückzukommen. Es war nichts mehr da.
    Vor neun Minuten, als er das Revier verließ, hatte die Anzahl der Todesopfer bei vierzehn gelegen. Natürlich würden sie noch mehr Leichen finden. Unter Trümmern begraben. In Bäumen hängend. Am Strand angespült. Und es würde auch Leichen geben, die sie niemals fanden. Diejenigen, die der Sturm aufs Meer hinausgezogen hatte, wo der Atlantik sie verschluckte.
    Während sich die Beamten auf dem Revier neu organisierten – ein wenig Schlaf nachholten und ihr Testament machten –, war Scopes unterwegs zu Jacob Coleridges Strandhaus. Er hatte ein Wörtchen mit Special Agent Jake Cole zu wechseln. Er wollte mehr Durchblick bekommen, was hier eigentlich los war. Und vielleicht selbst ein bisschen Durchblick vermitteln.
    Scopes war nicht von Natur aus neugierig, aber der Anschiss, den Cole ihm verpasst hatte, war ihm während der vergangenen zwei Tage nie ganz aus dem Kopf gegangen und hatte ihn nachdenklich gemacht. Zum Nachsinnen gebracht über sechs Morde. Über das Verschwinden von Coles Frau und Sohn. Über die Art, wie Hauser die Ermittlung führte. Scopes hatte erkannt, was allen anderen entgangen war, nämlich dass ein Insider dahinterstecken musste – jemand ganz in der Nähe. Aber Nähe war eine Frage des Blickwinkels, nicht wahr?
    Scopes machte diesen Job jetzt seit vier Jahren, und das hieß auch, dass er mehr als nur ein paar Dienststunden damit zugebracht hatte, Stückchen von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher