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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman
Autoren: Robert Pobi
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Knochen und Hirn von der Straße zu waschen, nachdem irgendein Arschloch von Sommerfrischler, der ein paar Bombay Sapphires zu viel intus hatte, auf dem Rückweg zu seinem Strandhaus aus einer Kurve geflogen war. Vier Jahre, in denen er mehr als eine hysterische Witwe getröstet hatte, deren Ehemann die Decke mit seinen kleinen grauen Zellen bepflastert hatte, weil ein Börsenmakler ihr ganzes Vermögen in die Taschen eines korrupten Firmenchefs gespuckt hatte. Vier Jahre, in denen er mehr als einmal zu häuslichen Streitigkeiten gerufen worden war und einen flennenden Trunkenbold verhaften musste, der seine Frau mit dem Montiereisen abgemurkst hatte, weil sie die falsche Sorte Bier eingekauft hatte. Gewalt war Scopes also nicht fremd, und er hatte es immer geschafft, sein Frühstück unten zu behalten.
    Aber Jake Cole besaß eine Widerstandsfähigkeit, die sich nicht mit menschlichen Maßstäben messen ließ. Jedenfalls nicht bis jetzt. Scopes fragte sich, wie der Mann aus Eisen sich nun hielt, nachdem sich seine Familie in Rauch aufgelöst hatte. Er hatte ihn gestern Nacht auf dem Revier gesehen, wo er wie ein zum Tode Verurteilter herumgelaufen war, der so tat, als wäre er noch am Leben, während es doch wie Säure in ihm gebrannt haben musste. Scopes fragte sich, wie sich das für ihn angefühlt hatte.
    Er fand keinen Gefallen an dem Gedanken, aber während er sich durch den Hindernisparcours schlängelte, der einmal die Stadt seiner Kindheit gewesen war, musste er sich irgendwie ablenken. Und Jake Cole und seine verschwundene Familie waren verdammt viel interessanter als irgendein scheiß Hurrikan. Gegen Dylan konnte er nichts machen. Aber Cole? Das war eine völlig andere Geschichte.

81
    Hauser setzte sich auf die Herdkante und ließ die Hand mit der Sig auf seinem Knie ruhen. Er musterte Jake für eine Weile. »Wohl hat einen Anruf von Carradine bekommen – es war eine gute Idee von Ihnen, den Mercedes Ihrer Mutter ins Labor zu schicken.«
    Jake blickte hoch zu Hauser, die blutunterlaufenen Augen voller Tränen. »Was reden Sie da?«
    Hauser lächelte und schüttelte den Kopf. »Es ist aus, Jake. Es endet hier, zwischen Ihnen und mir.« Er hob den Blick zum Strand hinter den Fenstern. »Das Labor hat zwei Fingerabdrücke am Wagen Ihrer Mutter gefunden. Zeige- und Mittelfinger einer linken Hand. Unter der Armstütze auf der Mittelkonsole. Fingerabdrücke mit dem Blut Ihrer Mutter daran. Sie waren abgewischt worden, aber einem Ihrer Zauberer ist es gelungen, sie wieder sichtbar zu machen. Moderne Wissenschaft – zum Totlachen, nicht wahr?«
    Jake fühlte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte, und der Raum kam ihm plötzlich tausendfach zu klein vor. Dann packte es ihn, und er beugte sich vor und erbrach sich auf den Boden, neben die Haut seiner Frau. Er würgte so lange, bis trotz der anhaltenden Konvulsionen nichts mehr herauskam.
    Â»Wollen Sie wissen, warum die neuen Morde im Vergleich dazu so perfektioniert wirken?« Hausers Augen glitten zurück zu Jake. »Sie haben sich entwickelt.«

82
    Er bekam Lewis zum elften Geburtstag. Sein Vater hatte den hässlichen Köter gekauft, weil man für solch ein Geschenk wenig Phantasie und noch weniger gesunden Menschenverstand brauchte. Jake hatte versucht, den Hund zu mögen – sich hingesetzt, das blöde, tapsige Ding angestarrt und sich zu zwingen versucht, es zu mögen –, aber es war verlorene Liebesmühe gewesen, wie so oft.
    Was ihn an dem Hund am meisten irritierte, war seine Dämlichkeit. Wenn Jake ihm Sitz! befahl, starrte Lewis ihn an, als hätte er ihn nach einer Telefonnummer gefragt. Pfötchen zu geben hatte bereits den Schwierigkeitsgrad einer Grammatikfrage. Sich hinzulegen oder auf den Rücken zu rollen war für den Hund so etwas Ähnliches wie das Rätsel der Sphinx. Er wurde bald vernachlässigt.
    Dann, eines Abends, sah Jake in der Dick Van Dyke Show einen Hund den toten Mann markieren – in einer dieser langweiligen, alten Schwarzweißsendungen, die ihn seine Mutter ansehen ließ, weil sie dachte, Humor würde ihm guttun. Jake war begeistert von dem Trick – vorgeführt von nichts weniger als einem Deutschen Schäferhund – und war fest entschlossen, ihn Lewis beizubringen.
    Nach fünf Minuten war ihm klar, dass sein Wunderhund nicht lernen würde, sich tot zu stellen. Das Einzige,
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