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Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman
Autoren: Robert Pobi
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des Sturms es vernichten und zu Ende bringen würde, was der erste begonnen hatte. Er würde die ganze Gegend blank schleifen.
    Jake dachte an die Männer zurück, die er einmal gewesen war. Es hatte auch ein wenig Gutes in seinem Leben gegeben. Vielleicht sogar mehr als ein wenig. Aber es wurde überdeckt von dem, was er genommen hatte. Hauptsächlich sich selbst genommen.
    Er hob die abgeflachte Hand seiner Frau und drückte einen Kuss darauf, ohne auf den Geruch zu achten. Er küsste seinen kleinen Jungen auf die Wange, neben dem Loch, wo das Ohr gewesen war.
    Dann steckte er sich die Mündung des riesigen Edelstahlrevolvers in den Mund und richtete ihn nach oben, damit er seinen Zweck erfüllte. Er dachte an die Frau, die er geliebt hatte, an den Jungen, den er gezeugt hatte, und daran, wie alles bedeutungslos geworden war.
    Er schloss die Augen.
    Und begann langsam, den Abzug durchzuziehen.
    Als der Druck noch fünfzehn Gramm höher stieg, wurde Jake Cole zum Gespenst.

85
    Hauser stand am Rand des schlammigen Ufers, das einmal in einem hübschen Sandstrand ausgelaufen war. Im Licht des frühen Morgens war es übersät von Trümmern und Treibgut von der Größe eines Golfsacks bis zu einer vierzehn Meter langen Chris Craft Constellation, die seinem eigenen Boot sehr ähnlich sah. Wahrscheinlich war es sogar seines, wenn er einen Tipp abgeben sollte. Leider kieloben. Keine gute Woche, dachte er. Und dann: Scheiß drauf . Er beschloss, dass es gar keine so schlechte Idee wäre, zum Alkoholiker zu werden.
    Er drehte sich zu dem Haus um, in dem Jacob Coleridge seinen Beitrag zur amerikanischen Malerei geleistet hatte. Er sah das Betonfundament des Ateliers, von Narben und Kratern übersät, während das Gebäude selbst aufs Meer hinausgeschwemmt worden war. All die Gemälde, all die schöpferische Genialität, all das Geld, einfach fort.
    Manche Familien nähren sich von Liebe, andere von Zorn und Wahnsinn, und manche leben von noch schlimmeren Dingen, hatte Jake gesagt.
    Schlimmeren.
    Dingen.
    Was konnte schlimmer sein als das hier? Das hätte Hauser gern gewusst. Er ließ den Blick über eine Welt schweifen, auf die das Meer all die Dinge ausgespuckt hatte, die es nicht haben wollte. So weit sein Auge reichte, sah er überall Versicherungsfälle. Er fragte sich, ob sein eigenes Haus die Nacht überstanden hatte. Seine Waffensammlung im Keller. Vielleicht … Und dann hielt er inne. Denn nichts davon spielte noch eine Rolle. Und er musste sich auf den zweiten Akt des Hurrikans vorbereiten. In ein paar Stunden würde die Hölle zurückkehren.
    Ohne den Teufel diesmal.
    Halb schlitterte, halb fiel er auf den neugestalteten Strand hinab. Er hatte nie richtig auf den Schwung der Uferlinie hier geachtet, aber er war sicher, dass der Sturm gut zwanzig Meter der Küste mitgenommen hatte.
    Der Strand erschien ihm wie ein fremder Planet, auf den nie zuvor ein Mensch den Fuß gesetzt hatte. Hauser interessierte sich nicht für Metaphysik, aber er fragte sich, für wie viele Menschen sich das Leben durch die vergangenen zwei Tage des Sturms unwiderruflich verändert hatte.
    Durch den Hurrikan und schlimmere Dinge.
    Der Sand griff mit schwacher Hand nach seinen Stiefeln, während er den Strand entlangging, die Arme locker an den Seiten schwingend, wie es der Quarterback getan hatte, der er vor langer Zeit einmal gewesen war. Über den sanften Wind hörte er das Heulen einer näher kommenden Sirene – Scopes war unterwegs.
    Hinter ihm streckte der Ozean seine Finger nach den Gespenstern im seichten Wasser aus, zog sie auf den Meeresgrund hinab und schleppte sie hinaus in die Tiefen des Atlantiks, zusammen mit den anderen Trophäen, die der Sturm erobert hatte.

Anmerkungen des Autors
    Jeder, der mit der Gegend von Long Island vertraut ist, wo diese Geschichte spielt, wird feststellen, dass ich mir endlose Freiheiten mit den Gegebenheiten herausgenommen habe – ich verlagerte Straßenzüge, erfand ganze Wohngebiete, fabrizierte neue Wege und schuf Strände, die gar nicht existieren. Dies geschah aus dem einfachen Grund, dass ich vermeiden wollte, irgendwelche Örtlichkeiten aus der wirklichen Welt mit den fiktiven Ereignissen dieses Romans in Verbindung zu bringen.
    Auch das Sheriffdepartment von Southampton, das in dieser Geschichte beschrieben wird, ist meine eigene Erfindung und hat nichts mit einer der
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