Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blonder Kugelfang

Blonder Kugelfang

Titel: Blonder Kugelfang
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Mund
gesteckt und abgedrückt. Es war kein schöner Anblick.
    Ich kehrte ins Wohnzimmer
zurück und trank nachdenklich mein Glas leer. Mir war klar, daß danach
jedermann Samanthas Lebensbeichte für die pure Wahrheit halten mußte. Sie würde Bonettos Ganovenring das Genick brechen, ihm und
allen anderen. Darüber hinaus belegte sie Angelas Version der Polizei
gegenüber. Und wenn ich es mir recht überlegte, konnte auch ich selbst jetzt
vor der Polizei auspacken. Sicher, ich stand ziemlich blamiert da, weil ich
eine Klientin verloren hatte, aber solche Dinge passieren eben. Auf diese Art
bekam ich auch einen logischen Grund, warum ich nicht in mein Haus
zurückgekehrt war, wo Angela angeblich auf mich warten sollte. Ich hatte dann
eben das getan, was wirklich geschehen war: Bonetto und Heiskell besucht und dann meine Klientin mit den
neugewonnenen Informationen vertraut machen wollen. Wobei mir nicht im Traum
eingefallen wäre, daß Samantha oben tot im Bett lag, gestorben an einer
Überdosis Heroin, und daß sich meine Klientin deshalb so seltsam benahm.
    Jedenfalls nicht, ehe sie mir
Samanthas Bekenntnisse zu lesen gab und nach oben ging. Als ich schließlich
Verdacht schöpfte und die Treppe hinaufrannte, hatte sie sich schon erschossen. Paßte alles nahtlos zusammen, überlegte ich, während
ich zum Telefon ging.
    Allerdings würden sie dann
wahrscheinlich nie mehr aufklären können, wer nun eigentlich Art Stillman ermordet hatte, aber die Polizei durfte auch nicht
zu viel erwarten, oder?
     
    Es wurde zwei Uhr nachts, ehe
Captain Stanger wieder in sein Büro zurückkehrte, wo
ich geduldig gewartet hatte.
    »Schätze, ich brauche Sie nicht
mehr, Holman «, sagte er. »Sie haben Ihre Aussage
unterschrieben?«
    »Habe ich.«
    »Mir steht noch eine lange
Nacht bevor.« Geschäftig rieb er sich die Hände. »Vor etwa einer Stunde haben
wir Bonetto und Langan festgenommen. Sie schreien sich die Hälse wund, daß alles gelogen sei und sie
nur hereingelegt werden sollten. Irgendwie glauben sie, daß Sie das waren.«
    »Ein Kompliment für meine
Intelligenz«, antwortete ich geschmeichelt. »Aber ich habe mich nur halb
totgearbeitet für eine Klientin, die genauso tief in die Sache hineinverwickelt
war wie Bonetto selbst.«
    »Man kann eben nicht alles
haben«, sagte er gutgelaunt. »Und jetzt bezahlt Ihnen keiner auch nur die
Spesen, wie?«
    »Erinnern Sie mich nicht
daran.«
    »Aber Sie haben sich richtig
verhalten«, lobte er. »Und wenn die sich noch so verrenken, um diesen doppelten
Abschiedsbrief kommt keiner herum. Der macht sie fertig.«
    »Wird wohl so sein«, antwortete
ich. »Also kann ich jetzt heimfahren und nach dieser Schießerei aufräumen, von
der Sie mir erzählt haben?«
    »Manchmal hat man eben einen
schwarzen Tag«, tröstete er mich, bemühte sich aber nicht einmal, sein Grinsen
zu unterdrücken.
    »Was ist aus Miss Broughton geworden?« erkundigte ich mich. »Geht es ihr
gut?«
    »Ziemlicher Schock, aber sonst
unverletzt. Wir haben sie vor zwei Stunden gehen lassen.«
    Ich fuhr nach Haus. Bis auf die
Einschüsse in der Wand und die gesplitterte Türfüllung sah die Diele wieder
ordentlich aus. Ich trat ins Wohnzimmer, und da saß Angela auf der Couch, in
ihrem züchtigen weißen Kleid, die Beine elegant übereinandergeschlagen, die
Hände im Schoß.
    »Ich bin schon eine ganze
Zeitlang wieder da«, begrüßte sie mich. »Deshalb habe ich ein bißchen
aufgeräumt.«
    »Nett von dir.«
    »Die Polizei hat mich ins Bild
gesetzt«, berichtete sie. »Also haben sie alle beide Selbstmord begangen,
Samantha und auch Tracy. Und Bonetto und Benny sitzen
in Haft.«
    »Später werden sie sich noch
Sam Heiskell und die Perini -Brüder
vornehmen«, sagte ich.
    »Dann ist also alles vorbei?«
    »Aus und vorbei.«
    »Oh — nur noch eines«, meinte
sie. »Aber das war wohl nicht deine Schuld.«
    »Was?«
    »Du hast doch gesagt, ich
sollte der Polizei meinen Skorpion zeigen«, erzählte sie und verzog angewidert
das Gesicht. »Na ja, das habe ich auch getan, aber ich konnte gar nicht mehr
damit aufhören. Alle zwei Minuten kam ein weiterer Polizist herein, und jedesmal mußte ich mich wieder ausziehen.«
    »Bulle bleibt Bulle«, sagte ich
tiefempfunden.
    »Ich bin müde, Rick«, klagte
sie. »Es war ein furchtbar anstrengender Tag.«
    »Das kannst du dreimal sagen.«
    »Aber auch nicht zu müde«,
schränkte sie ein. »Ich möchte mit dir ins Bett gehen, Rick, und in dem Bewußtsein einschlafen, daß ich vor dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher