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Blonder Kugelfang

Blonder Kugelfang

Titel: Blonder Kugelfang
Autoren: Carter Brown
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vergangen.«
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Gern.« Ich ging zur Bar. »Ich
habe Neuigkeiten«, sagte ich, während ich mir eingoß .
»Es war gar nicht Bonetto oder einer seiner Gorillas,
der Stillman um gebracht hat.«
    »Was Sie nicht sagen«, antwortete
sie uninteressiert.
    »Sam Heiskells Frau hat ihm den Tip gegeben, was Stillman plante«, sagte ich. »Aber zu der Zeit war es schon zu spät. Stillman saß bereits erschossen oben in den Hügeln in seinem Auto.«
    »Ich versuche die ganze Zeit,
mir einen Text auszudenken«, sagte sie. »Irgendeine Totenklage, aber mir fehlen
einfach die Worte.«
    »Wann sind Sie aus New York
zurückgekommen, Tracy?«
    »Am Dienstag
morgen , wie ich Ihnen schon sagte. »Sie nahm einen Schluck Scotch. »Ich
weiß jetzt auch, warum mir nichts einfallen will: Selbst wenn ich einen Song
schreibe, wird ihn jemand anderer als Samantha singen müssen. Das macht alles
so sinnlos.«
    »Ich kann es bei den Fluglinien
und in Ihrem Hotel in New York überprüfen«, gab ich ihr zu bedenken. »Zwar
würde es eine Menge Zeit kosten, aber die Wahrheit erfahre ich am Ende doch.«
    »Ich habe den
Schallplattenvertrag am späten Samstagabend abgeschlossen«, berichtete sie.
»Sonst hielt mich nichts in New York, und ich hatte Heimweh. Deshalb wollte ich
Samantha überraschen, indem ich früher als erwartet zurückkam. Vom Flughafen
nahm ich mir ein Taxi, und es war etwa neun Uhr am Sonntag
abend , als ich hier eintraf. Ihr Auto stand in der Auffahrt. In dem
Augenblick stieg in mir der Verdacht auf, daß Samantha mich hinterging, weil
sie mich noch in New York wähnte. Deshalb schlich ich ganz leise ins Haus. Sie
waren oben in ihrem Zimmer, aber er hatte seinen Aktenkoffer unten gelassen. Da
wurde ich neugierig. Ich öffnete die Tasche und sah mir den Inhalt an.«
    »Und dabei haben Sie die
gefälschte Lebensbeichte und die Fotografien gefunden?«
    »Im letzten Absatz hieß es, daß
sie sich deshalb das Leben nehme«, sagte Tracy gepreßt. »Für mich war es wie
ein Alptraum. Ich wußte, die ganze Geschichte war eine einzige Lüge, deshalb
mußte derjenige, der sie zur Unterschrift überredet hatte, ihre Ermordung
planen.« Tracy nahm noch einen Schluck. »Eine Totenklage ist sehr schwer zu
schreiben, Rick, wußten Sie das? Man muß Gefühl ausdrücken, ohne gefühlsduselig
zu werden. Gar nicht leicht.«
    »Und was haben sie danach
gemacht, Tracy?«
    »In der Dielenkommode lag ein
Revolver«, erzählte sie. »Ich hatte immer gern eine Waffe im Haus, weil ich
mich vor Einbrechern oder einem verrückten Fan Samanthas fürchtete. Deshalb holte ich die Waffe und ging in den ersten Stock. Wie schon
erwähnt, waren sie in Samanthas Schlafzimmer. Ich sah gleich, sie war so high, daß sie nicht wußte, was vorging. Der Mann stand neben dem Bett und zog eine
Spritze auf. Plötzlich war mir alles klar: Er wollte sie mit einer Uberdosis ermorden, das war nur logisch, weil sie schon
lange süchtig war. Deshalb richtete ich den Revolver auf ihn, und befahl ihm,
die Spritze fallen zu lassen. Er gehorchte. Wahrscheinlich blieb ihm fast das
Herz stehen, als er meine Stimme hörte. Dann versuchte er, mich zu
beschwichtigen, sagte, er sei Art Stillman , Samanthas
Lieferant, und ich kenne ihn doch. Sie hätte eine neue Ration gebraucht,
deshalb sei er vorbeigekommen und hätte sie selbst spritzen wollen. Mehr nicht.
Da teilte ich ihm mit, ich hätte gerade Samanthas angebliches Geständnis
gelesen — und adieu, Art Stillman .«
    »Was antwortete er?«
    »Daß alles nur Spaß gewesen
sei. Sie wären am Vorabend bei einer Party gewesen, hätten eine Wette
abgeschlossen — er faselte noch mehr, bis ich ihm befahl, den Mund zu halten.
Er wollte Samantha umbringen, sagte ich, und nun würde ich den Spieß umdrehen.
Da begann er zu betteln, aber umsonst. Ich wollte Samantha nicht verstören,
deshalb zwang ich ihn, ins Wohnzimmer hinunterzumarschieren. Hier habe ich ihn
dann erschossen.« Ihr Ton war fast verwundert.
    »Es war so verflucht einfach,
Rick! Ich habe einfach abgedrückt, die Kugel traf ihn in die Brust. Er schrie
nicht einmal, sah mich nur überrascht an, dann fiel er hin. Ich vergewisserte
mich, daß er tot war, dann zog ich mich um und zerrte die Leiche zu seinem Auto
hinaus.«
    »Ganz allein?«
    »Ich weiß, ich bin klapperdürr,
aber kräftig«, sagte sie selbstzufrieden. »Anschließend fuhr ich ihn in seinem
Wagen in die Berge und ließ ihn dort stehen.«
    »Wie sind Sie zurückgekommen?«
    »Zu
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