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Blonder Kugelfang

Blonder Kugelfang

Titel: Blonder Kugelfang
Autoren: Carter Brown
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möchte ich
nicht.«
    »Du könntest hier aber
Gesellschaft bekommen«, gab ich zu bedenken.
    Sie schüttelte sich. »Marty und
Earl?«
    »Du kannst ihnen ja sagen, daß
Benny dir aufgetragen hat, mein Vertrauen zu erschleichen«, riet ich. »Seit sie
uns so miteinander überrascht haben, werden sie es glauben. Sag’ ihnen, daß ich
weggefahren bin, aber —«, ich sah auf die Uhr, »spätestens in zwei Stunden
zurückkommen werde.«
    »Gut.« Sie nahm noch einen
Schluck Bourbon. »Mach mir bloß keine Vorwürfe, wenn ich sinnlos betrunken bin,
bis du zurückkommst.«
    Sam Heiskells Büro war immer noch geöffnet, als ich hinkam. Vera hockte wie eine dicke Spinne
hinter ihrem Schreibtisch.
    »Ich hätte doch gedacht, daß
Mr. Bonetto Sie inzwischen durch die Mangel gedreht
hätte, Holman «, sagte sie. »Aber vielleicht hat er
beschlossen, Sie noch eine Weile schwitzen zu lassen?« Ihre stahlharten Augen
strahlten unverhüllte Bosheit aus. »Sie brauchen gar nicht erst ins Büro gehen.
Sam hat sich nicht wohl gefühlt, deshalb habe ich ihn heimgeschickt.«
    »Ich komme nicht zu Sam«, sagte
ich, »sondern zu Ihnen, Vera, auch wenn es mir selbst unglaublich scheint.«
    »Mich können Sie nicht
beleidigen, Holman «, sagte sie. »Sie sind ohnedies so
gut wie tot.«
    »Sie dachten wohl alle, daß Art Stillman da einen großartigen Einfall hatte«, begann
ich. »Nämlich Benny Langan , die Gebrüder Perini und Ihr Mann. Weshalb waren Sie anderer Meinung,
Vera?«
    »Ich errate nicht einmal, wovon
Sie faseln«, antwortete sie.
    »Sie haben Bonetto den Tip gegeben«, sagte ich, »damit er Art beseitigen
konnte, bevor er Samantha ermorden konnte. Sie müssen ja wirklich einen heißen
Draht zu Bonetto haben. Ich wette, er hält Sie sogar
für seine Freundin?«
    »Ich mache Schluß für heute«,
sagte sie. »Gehen Sie freiwillig, Holman , oder muß
ich die Polizei rufen?«
    »Ich schlage Ihnen einen Handel
vor, Vera«, sagte ich. »Sie erzählen mir alles, oder ich sage Sam, daß Sie
selbst es waren, die Bonetto den Tip gegeben hat.«
    »Er würde Ihnen nicht glauben.«
    »Machen Sie Witze?« Ich grinste
sie an. »Natürlich würde er mir glauben, weil es ihm sofort einleuchten muß.
Die alle schwitzen doch seit Arts Tod Blut und
Wasser, weil sie wissen, daß einer von ihnen Bonetto informiert haben muß. Aber sie können sich nicht denken, wer. Wenn ich Sam
sage, daß Sie es waren, glaubt er mir sofort.«
    Sie legte beide Hände auf die
Schreibtischplatte und verschränkte die dicken Wurstfinger.
    »Also gut«, sagte sie. »Sam war
damals den ganzen Sonntag furchtbar nervös und deprimiert. Er fing schon früh
am Abend zu trinken an, was ich von ihm nicht kannte. Normalerweise macht er
sich nichts aus Alkohol, weil er der Ansicht ist, daß ein Säufer in der
Familie ausreicht. Ich merkte, daß ihn etwas bedrückte, deshalb fragte ich ihn
danach. Aber es dauerte lange, bis er blau genug war, um es mir zu erzählen.
Als er fertig war, war er so betrunken, daß er nicht mal selbst ins Bett gehen
konnte. Er kippte einfach bewußtlos vom Stuhl.« Sie
grunzte verächtlich. »Der ganze Plan war reine Idiotie! Das sah ich sofort.
Deshalb rief ich Mr. Bonetto an und erzählte ihm
davon. Ich sagte, Sam hätte eben erst davon erfahren, und wir hielten es alle
für Art Stillmans Idee. Mr. Bonetto war mir richtig dankbar.«
    »Um welche Zeit haben Sie
angerufen?«
    »Ziemlich spät. An die genaue
Zeit erinnere ich mich nicht, aber es war irgendwann nach Mitternacht.«
    »Sie würden mich doch nicht
anschwindeln, Vera?« drohte ich.
    »Sie wollten sich vergewissern,
ob ich es gewesen war, die Mr. Bonetto informiert
hat«, antwortete sie eisig. »Und das habe ich Ihnen soeben bestätigt. Warum
sollte ich Sie dann in bezug auf die Zeit anlügen?«
    »Den Presseberichten zufolge
wurde Stillmans Leiche ungefähr um drei Uhr am Montag morgen gefunden«, sagte ich. »Und die Polizei ist
der Ansicht, daß er da schon mindestens vier Stunden tot war.«
    Ihre Augen hinter der Brille
wurden groß, dann schüttelte sie schnell den Kopf. »Das ist unmöglich. Sie
müssen sich geirrt haben.«
    »Gerichtsmediziner irren sich
selten«, gab ich zu bedenken.
    »In dem Fall doch«, beharrte
sie. »Ich erinnere mich noch, daß ich kurz vor dem Anruf auf die Uhr sah, und
es reichlich nach Mitternacht war. Ich machte mir Sorgen, ob ich Mr. Bonetto nicht aus dem Bett holte, aber das störte ihn
nicht, als er die Wichtigkeit meiner Information erkannte.«
    Sie
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