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Blond und gefährlich

Blond und gefährlich

Titel: Blond und gefährlich
Autoren: Carter Brown
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durchquerte den Durchgang
und trat in einen großen länglichen Raum. Die eine Wand bestand praktisch aus
großen Fenstern. Am anderen Ende stand eine altertümliche Couch, auf der
ausgestreckt der Körper eines Mannes lag. Meine Rückennerven begannen erneut
nervös zu zucken, als ich durch den Raum ging. Wie kommt es, überlegte ich
unbehaglich, daß ein Bursche mit einem solch flammendroten Haardach einen
pechschwarzen Schnurr- und Vollbart hat? Und was für ein Irrer läßt die eine
Seite seines Schnurrbarts aufwärts und die andere abwärts wachsen?
    Es war eine Art Erleichterung,
beim Näherkommen festzustellen, daß Schnurr- und Vollbart nur in derben
Umrissen auf das glattrasierte Gesicht aufgemalt waren. Das schwarze Zeug war
noch klebrig. Die Kugel hatte ein ziemlich großes Loch in die Brust des Mannes
gerissen. Und ich versuchte nicht, an die mögliche Größe des Ausschußloches in seinem Rücken zu denken. Über die untere
Hälfte des Toten lagen vier Leinwandrahmen gebreitet, jeder ungefähr
fünfundsiebzig mal vierzig Zentimeter groß, die Vorderseite nach unten. Ich
ergriff einen der Rahmen an der Ecke und drehte ihn mit einem Ruck um, so daß
er, Vorderseite nach oben, zu meinen Füßen niederfiel.
    Meine Augen quollen heraus,
während ich auf das Porträt eines nackten rothaarigen Mädchens mit
hochgekämmter Frisur blickte. Ihre Schultern waren gestrafft, um die Fülle der
melonenförmigen Brüste hervorzuheben, und ihre Hände ruhten nonchalant auf der
schmalen knabenhaften Hüfte. Der Künstler war fanatisch auf die Einzelheiten
eingegangen, und die Malerei überließ nichts, aber auch gar nichts der
Phantasie. Ich klappte das zweite Bild herum und zog es von der Leiche weg.
Eine splitterfasernackte Iris Mercer lächelte mir heiter von der Couch zu, auf
der sie lag. Ihre Hände waren hinter dem Kopf verschränkt, eins ihrer Knie
herausfordernd erhoben.
    Die letzten beiden Gemälde
bildeten einen klassischen Kontrast, was prachtvolle nackte Mädchen betraf.
Eine blonde Venus im Westentaschenformat mit fließendem, langem Haar blinzelte
mir verschmitzt zu, während ihre rundlichen Händchen den Kropftaubenbusen
liebkosten. Und neben ihr war eine große stattliche Dunkelhaarige mit
prachtvollen Proportionen abgebildet, die geringschätzig über den Rand eines
Champagnerglases hinweglächelte.
    Ich ging zum Telefon ins
Wohnzimmer zurück und rief im Büro des Sheriffs an. Der Sergeant vom Dienst
brummte mürrisch, als ich den gesamten Aufmarsch anforderte: County Coroner,
Leichenwagen, Kriminallaboranten und Sergeant Polnik —
und versprach dann, sein Bestes zu tun. Mit plötzlichem Schreck drehte ich
mich, nachdem ich aufgelegt hatte, zu Iris Mercer um, um festzustellen, daß sie
sowohl lebendig als auch völlig bekleidet war. Die in mir brennende Erinnerung
an ihr Aktporträt ließ mich selber als eine Art unfreiwilligen Voyeur
empfinden.
    »Es wird eine Weile dauern, bis
die Kollegen hier sein werden«, sagte ich.
    »Und in der Zwischenzeit werden
Sie wohl einen Haufen Fragen stellen wollen?« sagte sie mit dumpfer Stimme.
»Das ist wahrscheinlich unvermeidlich?«
    »Der Mann nebenan war Glenn. — Und
weiter?«
    »Thorpe.« Sie verkrampfte die
Hände zwischen den Knien ineinander. »Hal wird mich umbringen, wenn er
dahinterkommt? «
    »Ihr Mann?«
    Sie nickte. »Er ist der
geborene Geschäftsführer, so beschäftigt damit, sich seinen Weg zur Spitze des
Haufens durchzubohren, daß er für nichts anderes in seinem Leben Zeit hat,
einschließlich mich. Aber er erwartet absolute Loyalität von seiner gesamten
Umgebung; und jedesmal, wenn er sie nicht erhält, schießen Flammen aus seinem
Schädel.«
    »Erzählen Sie mir von Thorpe.«
    »Er ist — oder vielmehr war — ein
Maler. Ich lernte ihn vor zwei Monaten auf einer Party kennen, und er bemühte
sich gleich von Anfang an um mich.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem bitteren
Lächeln. » Allzusehr brauchte er sich nicht
anzustrengen! In Anbetracht dessen, daß Hal die Hälfte seines Daseins auf
Geschäftsreisen verbringt, wirkte Glenn wie die Erfüllung des Gebets einer
Strohwitwe. Von da an sahen wir uns regelmäßig, jeweils wenn Hal verreist war.«
    »Ist er im Augenblick auch
verreist?«
    »Ja, in Detroit. Er wird erst
Ende der Woche zurück sein. Gleich nachdem seine Maschine heute
abend abgeflogen war, rief ich Glenn vom Flughafen aus an. Er sagte, er
erwarte seinen Agenten gegen neun Uhr heute abend , es
wäre also besser, wenn ich
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